Über Netflix bin ich auf ein britisches Kriminaldrama namens Happy Valley gestoßen. Die von der BBC produzierte Mini-Serie umfasst 6 Folgen, welche im April bis Juni dieses Jahres ausgestrahlt wurden. Erst in der Recherche zu diesem Review bin ich auf die Popularität aufmerksam geworden. Laut Dailymail schauten durchschnittlich 5,8 Millionen Zuschauer die Sendung, das Finale erreichte sogar 7.2 Millionen – beeindruckende Quoten für den britischen Markt.
In diesem Review zur kompletten Staffel möchte ich euch die Spannung nicht verderben, kleinere Spoiler aus den Ereignissen der ersten Folge wird es geben, aber ich halte mich zurück, versprochen.
Catherine
Inhalt (spoilerarm)
Worum geht es? Happy Valley präsentiert sich als Sozialdrama. Der Hauptcharakter Catherine Cawood ist eine Streifenpolizistin, die mit ihrer Schwester zusammen wohnt. Sie zieht den Sohn ihrer verstorbenen Tochter auf und ist getrennt von ihrem Ehemann, zu ihrem erwachsenen Sohn hat sie fast keinen Kontakt. Catherine tritt tough auf, sie muss stark sein, um zwischen der Jagd auf Drogendealern im Plattenbau und dem Abholen ihres Enkelsohns ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Das tragische an ihrem Leben sind die Umstände des Todes ihrer Tochter, denn diese hat sich umgebracht, nachdem sie vergewaltigt wurde und das daraus entstandene Kind zur Welt brachte. Nach diesem Ereignis brach Catherines Welt zusammen, ihr Mann trennte sich von ihr und sie vermochte es nicht den Vergewaltiger namens Tommy für die Tat haftbar zu machen, eine Tatsache, welche sie nach wie vor zu schlaflosen Nächte bringt. Diese ganze Thematik wird wieder aktuell, da sie erfährt, dass Tommy wieder auf freiem Fuß ist, nachdem er für andere Taten im Gefängnis saß.
Kevin
Parallel entwickelt sich der Kriminalfall, um den sich die gesamte Serie dreht. Ein unzufriedener Angestellter namens Kevin, der von seinem Boss nicht die gewünschte Gehaltserhöhung bekommt, fasst den Plan seine Tochter zu entführen. Das interessante daran, alleine könnte er diesen Plan nie ausführen. Er ist zu ängstlich, zu vorsichtig, eben ein richtiger „Stoffel“. Durch Zufall sieht er, wie der Betreiber des Campingplatzes, auf dem er mit seiner Familie die Wochenenden verbringt, mit Drogen handelt. Er fasst sich ein Herz und präsentiert ihm die Idee, denn er könne es ja durchziehen.
Um nicht mehr zu verraten und es abzukürzen, die Tochter wird entführt. Im Verlauf passiert es zudem, dass Tommy, der Vergewaltiger von Catherines Tochter, ebenfalls in den Entführungsfall verwickelt ist und sich alles zusammenfügt.
Wertung
Das faszinierende an der Serie ist die Dramaturgie. Zugegeben, man muss etwas für britische Krimiserien übrig haben und sich auf einen sehr fies und genuschelten Slangs einstellen (ohne Untertitel konnte ich die Sendung teilweise nicht schauen), aber dafür wird man belohnt. Belohnt für einen extrem intelligenten und glaubwürdigen Aufbau der Entführung und die Steigerung in eine immer schlimmer werdende Tat. Die Serie schafft es genau diese Anatomie und die Einzelheiten eines Verbrechens auf den Punkt zu bringen, die geprägt ist von unvorhergesehenen Ereignissen und das Verhalten der an der Tat beteiligten Personen. Diese Nähe an der Realität, kleine Schritte mit Aktion und Reaktion, führen zu einer starken Glaubwürdigkeit. Die ganze Hintergrundgeschichte, warum Kevin sich die Entführung der Tochter einfallen hat lassen, genau das macht Happy Valley auch so erdrückend, denn man bekommt als Zuschauer den Eindruck: Genau so könnte es passieren. Dazu kommt die gebrochene Persönlichkeit der Polizistin Catherine, die selbst kaum mit ihrem Leben zurechtkommt, auch ohne diesen Entführungsfall, und nun muss sie sich mit einem schrecklichen Verbrechen und erneut mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen.
Ebenfalls sehr gelungen ist die Auswahl der Schauspieler. Catherine, gespielt von Sarah Lancashire, schafft es das zuvor beschrieben perfekt rüber zu bringen, ihre Tränen und ihre Wut sind absolut glaubhaft. Dann haben wir den Initiator der Entführung, den kleingeistigen Angestellten Kevin, verkörpert von Steve Pemberton. Sein Hadern und der kurzer Moment seiner großen Stunde, als er sich entschließt sich gegen seinen Boss aufzulehnen – bis hin zu seiner Einsicht, dass er eine Kettenreaktion in Gang gesetzt hat, genial. Neben vielen weiteren tollen Charakteren gibt es noch den dritten Star der Serie, Tommy, gespielt von James Norton. Seine Brutalität, aber auch die sanften Momente sind angsteinflößend, man kann Tommy sogar zu einem Teil verstehen oder zumindest Sympathie entwickeln.
Tommy
Alles in allen kann ich Happy Valley nur wärmstens empfehlen. Die erste Folge fängt vielleicht noch etwas langsam an, spätestens mit dem Anfang der zweiten Folge seid ihr aber gefangen und Teil eines bedrückend faszinierenden Familien- und Kriminaldrama. Anschauen!
Apropos Untertitel, könnte ihr nicht mal einen Vergleich von verschiedenen Video on Demand und Pay TV Diensten anstellen? Ich bin ein großer Fan von englischen Originals mit Untertiteln, aber finde das weder bei Sky, noch bei Amazon „Instant Video“ oder beispielsweise iTunes.
Ich schätze wenn es das deutsche Netflix gibt, dann werden die auch das Feature auch hier anbieten. Aktuell kann bei dem US Netflix nur Englisch oder manchmal noch Spanisch anwählen.
Zu der Übersicht, ja, ich schau mal, danke für den Tipp.
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