Das viel zitierte „Golden Age of Television“ dürfen wir jetzt seit mehreren Jahren genießen. Ob es jetzt die Sopranos waren, The Wire oder erst House of Cards, die eben jene Epoche eingeläutet haben, sei dahingestellt. Fakt ist, die Frequenz von richtig guten Serien nimmt stetig zu.
Diese Entwicklung hat sich auch in meinem persönlichen Rezeptionsverhalten niedergeschlagen – soll heißen, mir macht das Schauen von Serien jetzt weniger Spaß. Dabei schließe ich aus, dass das mit meiner Bloggertätigkeit zu tun hat, denn ganz ehrlich, so viel mehr Serien schaue ich gar nicht. Vor serieslyAWESOME habe ich mir die Serien gesucht, die ich mag und das mache ich – mit sehr wenigen Ausnahmen – jetzt auch noch so. Das, was sich aber geändert hat, ist folgendes: Früher hatte ich Freude an sowas wie The Flash. Ein schlagfertiger Superheld, eine seichte Liebesgeschichte und viele böse Buben, die ebenfalls genauso krass sind wie The Flash. Sowas hätte mir vor sagen wir 5 Jahren gereicht und ich wäre auch dabei geblieben.
Heute sieht die Sache aber so aus, ich sehe The Flash und denke mir: „Mann, ist das eine eindimensionale Scheiße: Eine zu 99% vorhersagbare Story, billiges Beverly Hills 90210 Rumgeflirte und wo zum Teufel kommt jede Folge ein neuer Superschurke her, gibt es dafür eine Fabrik?“
The Flash könnte ich jetzt auch mit Helix, Agent Carter oder Scandal, Hemlock Grove oder anderen Serien ersetzen – denn das passiert mir in jüngster Zeit immer häufiger. Und auch wenn es unfair sein mag, regen mich diese Serien tatsächlich persönlich auf. Helix zum Beispiel, wie einfallslos müssen die Drehbuchautoren gewesen sein, sich so eine bekloppte Story auszudenken? Alles wird angefangen, nichts zu Ende erzählt und wenn doch, macht es einfach keinen Sinn. Dann diese inflationär verwendeten Stilelemente, wie diese ruhige Kaufhausmusik, zu der bildgewaltig eine Blutorgie nach der anderen gefeiert wird – soll das künstlerisch wertvoll sein? In Agent Carter hat mich ein Tsunami der Belanglosigkeit begraben. Scandal (ich muss kurz innehalten), alle gegen alle, jeder gegen jeden, wer zum Teufel kann das ohne Brechattacken aushalten? Oder Hemlock Grove, eine Serie für alle, denen es zu peinlich war zuzugeben, dass sie Twilight mochten?
Wenn ich das selbst reflektiere, dann komme ich zu dem Schluss, dass mir oben genannte Qualitätsprogramme den Spaß an den durchschnittlichen, latent trashigen Serien genommen haben. Denn natürlich habe ich noch Spaß an Serien, nur fordere ich inzwischen viel mehr ein als noch vor einiger Zeit. Wenn nicht mindestens ein Hauptcharakter unerwartet stirbt oder sich nicht eine unvorhergesehene Wendung einstellt, mit der man absolut nicht gerechnet hat, dann bin ich fast schon enttäuscht. Gleiches gilt für die Schauspieler. Wenn in der Cast nicht mindestens ein bekanntes Gesicht aus dem Kino vor kommt, ist man im Vorhinein schon kritisch und fragt sich, was denn diese Serie überhaupt können soll.
Natürlich ist das Meckern auf hohem Niveau, aber das Leid ist nicht gespielt. Gerne würde ich wieder an den normalen Serien Spaß haben können. Ich vermisse die Zeit, in der man sich an durchschnittlicher schauspielerischer Leistung erfreuen konnte oder auch die vorhersagbarste Geschichte zu entzücken wusste….
Vielen Dank, Qualitätsfernsehen, du hast es geschafft.
Geht es euch auch so? Könnt ihr auch nur noch von HBO Produktionen erfreut werden? Oder seid ihr ein Verfechter des mittelmäßigen Fernsehens und kommt bei The Flash und Co voll auf eure Kosten?
Du beschwerst dich über Qualität in Serien?! Ich glaube du bist innerhalb von 5 Jahren einfach älter geworden und aktzeptierst einfach keine belanglose und stumpfe Story mehr, da du sie in deinem Leben auch nicht mehr akzeptierst. Vllt kann man das mit guten Rotwein vergleichen. Früher hat der süße Rotwein noch geschmeckt, aber nun schmeckt mir der trockene.
Also ich bin sehr froh diese qualitativ hochwertigen Serien zu schauen und dafür muss kein dramatischer Twist kommen. Es muss einfach gut sein in vielen Bereichen eines Films.
Grüße
P. S. : Tut mir leid, das soll nichts persönlich gegen dich sein. Ich konnte nur nicht verstehen, wieso man an qualitativ hochwertigen Serien meckern kann.
Lass es ruhig raus :-) dazu ist die Kommentarfunktion daa
Sagen wir es so, ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden. Aber mir ist natürlich auch klar, dass KEINE höhere Qualität auch keine Lösung dar stellt.
Mir geht das ähnlich, ich kucke inzwischen fast keine Serien mehr die ich nur „so lala“ finde. Gestern mal wieder „Two Broke Girls“, aber man will sich bei den flachen Witzen teilweise schon an den Kopf greifen.“The Flash“ konnte ich schon optisch nicht ertragen, ich dachte ich hätte GZSZ eingeschaltet.
Für Berieselung mache ich mir inzwischen lieber irgendeine Reisedoku, ein Fußballspiel oder sowas wie „Wer wird Millionär“ an. Da kann man nebenher im Internet surfen und verpasst garantiert nicht viel.
Ich stimme dir bei den Network Serien vollkommen zu. Die Zukunft liegt im Pay- und im Internet-TV. Gerade dieses Jahr ist bisher sehr mager was gute Serien betrifft – und da ich schon ALLES sehenswerte gesehen habe, wirklich alles, langweile ich mich teilweise zu Tode. Network Serien sind mittlerweile nur noch darauf aus eine riesengroße Masse an Normalos zu erreichen, die garnicht wissen wie gut Serien tatsächlich sein können. Man geht immer weniger Risiken ein, die schlechten Ideen werden am laufenden Band produziert und bestenfalls mittelmäßig umgesetzt. Ich bin genauso sauer wie du Jonas, genauso frustriert. Aber es gibt dennoch Gerechtigkeit – noch nie war die Anzahl der Free TV Zuschauer in Amerika so gering wie zur Zeit, die Network Serien platzen nur so vor Mittelmaß – und die Menschen merken das langsam, dank überragender Beispiele wie Breaking Bad, Game of Thrones und True Detective. Wenn sie also weiterhin Kohle scheffeln wollen müssen sie sich verändern und ich hoffe das tun sie auch, wahrscheinlich später als früher, aber immerhin.
Das wäre sehr wünschenswert, wenn es so wird und in einem gewissen Maße geht die Entwicklung ja auch dahin. Dennoch wird es wohl immer GZSZ-/Bild-likes Material für die Masse geben, das günstig produziert viel Content bringt und Massen erreicht. Nur sticht es jetzt eben irgendwie mehr heraus…
Mir gehts ähnlich wenn ich ehrlich bin. Denke aber auch das es zudem an der 24/7 Verfügbarkeit von Serien liegt. Und zu HBO und Co, ich bin seit einigen Monaten hauptsächlich auf den britischen Sendern unterwegs, da fühle ich noch keine Sättigung und erfreue mich an kleinen Perlen. Wie beispielsweise „Catastrophe“. Nix weltbewegendes aber für mich wirklich unterhaltsam.
Ich finde, du gehst das Problem von der falschen Seite an. ENDLICH sind viele Serien von fantastischer Qualität, sodass der ganze schlechtgemachte Mist auch dem ein oder anderen Nichtcineasten sauer aufstößt. Ergo: Der Scheiß lässt hoffentlich nach und auch die Sender, die bisher nicht so sehr für Qualität standen, müssen sich jetzt auch ein bisschen mehr bemühen. Das kann man als Zuschauer eigentlich nur feiern, es gibt auch so noch genug Mittelmaß im Fernsehen, das müssen nicht die Serien sein ;)
nicht so sehr den Spaß genommen, aber sie landen viel schneller „auf Halde“, für später. Aber in der Tat manchmal viiieeel später und manchmal sogar nie. So geht mir sowohl bei Arrow als auch bei Flash das ganze Liebesgedreiecke sowas von auf den Senkel. Jeder dieser Charaktere hat pro Staffel ungefähr gefühlte fünf ernsthafte Beziehungennur um nächste Woche ganz neue, andere Gefühle für jemand neues zu haben. Seriesly, man kann auch andere Geschichten als wermitwem erzählen!
Und das zweite, woran solche Serien leiden, ist, wenn sie andeuten oder gar offen deklarieren, das hinter allem ein großer Masterplan steckt, entweder der Serienschaffer oder gar des diesjähren Hauptbösewichts und bereits zur Mitte der Staffel fällt der Plot in sich zusammen wie ein vergeigtes Soufflé. Da ich diese Staffel noch weit zurückhänge nehme ich einfach mal den letztjährigen Plot von Arrow und Slade Wilsons absurden Rachefeldzug als Beispiel oder den gesamten Plot von LOST.
Wenn man nämlich drüber nachdenkt, hatte Breaking Bad gar nicht so viel tatsächliche Handlung und die, die es hatte, war nicht vorhersehbar, weil es keinen großen Masterplan (der handelnden Charaktere) gab, der dann irgendwie entgleisen konnte.
Bei Flash hingegen soll sich der Zuschauer ständig Gedanken drum machen, was es mit der Zeitlinie und Wells alles so auf sich hat und in Wirklichkeit haben wahrscheinlich nicht einmal die Showrunner den Überblick, ob das, was sie in Folge X erzählen, noch konsitent ist mit dem, was sie uns in Episode Y als Wahrheit verkauft haben.
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