Seit dem 16. September [Deutschlandstart: 17. September] gibt es wieder skurrile und absurde Geschichten aus einem kleinem Ort im amerikanischen Bundesstaat Colorado: South Park.
Die Animationsserie von den Machern Trey Parker und Matt Stone ist in ihre Sage und Schreibe 19. Staffel gestartet – und auch diese wird nicht die Letzte sein, da beide Autoren schon für die Jubiläumsstaffel 20 unterschrieben haben. Und dass ihnen der Spaß an ihrer Arbeit noch lange nicht abhanden gekommen ist, unterstreicht Stone in der Erklärung zur Vertragsverlängerung auf seine ganz eigene Art und Weise:
„Three more years of South Park will give us the opportunity to offend that many more people … And since Trey and I are in charge of the digital side of South Park, we can offend people on their cellphones, game consoles, and computers too. It’s all very exciting for us.“ (via)
Seit 1997 sehen wir die vier Jungs um Eric Cartman, Stan Marsh, Kyle Broflovski und Kenny McCormick über den Fernsehbildschirm flimmern – inzwischen sogar auf Abruf kostenlos und legal auf Smartphones, Tablets etc. Dabei sind deftige Kraftausdrücke nur kleinere Randerscheinungen, die Eltern mehrerer Generationen ein Dorn im Auge waren und sind. Schimpfworttiraden, Gewaltexzesse und sexuelle Anspielungen weit unter der Gürtellinie sind seit jeher ein bestechendes Merkmal von South Park. Natürlich dienen diese Stilmittel zur Unterhaltung, allerdings sind sie auch Mittel zum Zweck zur (satirischen) Darstellung und Kritik kontroverser gesellschaftlicher Themen, die in South Park schon immer an der Tagesordnung standen.
Ihre Geburtsstunde hatten die vier Jungs aus Colorado allerdings schon 1992 als Papierschnipsel in einem mit Stop-Motion-Technik animierten Kurzfilm namens „The Spirit Of Christmas„. Der Film wurde ein viraler Erfolg (und das ohne Internet!) und so wurden Trey Parker und Matt Stone auserkoren, die Figuren inklusive ihres schwarzen und drastischen Humors in Serie zu prodzuieren – mit großem Erfolg! Und auch wenn die Protagonisten seitdem nicht gealtert sind, so lässt sich doch eine Entwicklung im Geist der Serie feststellen.
So haben wir, neben Highlights wie Videospielen und eines eigenen Films inkl. Oscar-Nominierung, über die Jahre viele neue und skurrile Persönlichkeiten kennenlernen dürfen. Zwischen Charakteren wie Klassenlehrer(in) Mr. bzw. Ms. Garrison, Chefkoch oder Jesus und Satan haben es einzelne Figuren, wie etwa Leopold „Butters“ Scotch und Stan’s Vater Randy geschafft, dauerhaft mehr Screentime in der Serie zu ergattern und wuchsen neben den vier Protagonisten zu Sympathieträgern heran.
Ein bis heute in vielen Köpfen verankertes Merkmal, nach welchem Kenny in jeder Folge stirbt und dies mit dem Catchphrase „Oh my god, they killed Kenny!“ quittiert wird (dt. „Oh mein Gott, sie haben Kenny getötet!“), gibt es in dieser Form nun schon seit Staffel 6 nicht mehr. Hier und da kommt es noch vor, dass Kenny mit seinem Ableben unter Serienfans für fast nostalgische Gedanken sorgt, dies geschieht allerdings nur sehr selten und für den Fall der Fälle startet South Park, ähnlich wie „Die Simpsons“, in der nächsten Folge wieder bei Null, d.h. mit einem lebendigen Kenny ohne Auswirkungen der vorigen Ereignisse.
Doch auch dieses Merkmal wird immer häufiger gebrochen und Handlungen werden geschickt über nachfolgende Episoden miteinander verbunden. Generell scheint es, als dass South Park mit Staffel 17 und spätestens mit Staffel 18 einen Qualitätssprung geschafft hat, den man Serien in diesem „Alter“ eigentlich nur im negativen Sinne zugetraut hätte (Beispiel für den Qualitätsverlust sind für viele Fans „Die Simpsons“). Die Satire gepaart mit schwarzem Humor und überspitzten Darstellungen von Gewalt und Sex wirken längst nicht mehr so plump wie dies noch vor einigen Jahren öfter der Fall war. Es scheint als hätten Parker und Stone den auf Krawall und Skandal ausgelegten Humor gegen etwas mehr intelligenten Witz eingetauscht, welcher mit drastischen Darstellungen eher pointiert wird.
Hinzu kommen die sorgfältig ausgewählten Themen der neueren Folgen, welche in Staffel 17 u.a. erfolgreich die Arbeit der NSA thematisierte und einen sehr gelungenen Dreiteiler lieferte, der geschickt die Handlung von „Game of Thrones“ mit einem amerikanisch-kapitalistischen Phänomen, dem „Black Friday„, verknüpfte. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt wie Parker und Stone arbeiten: Jede Folge wird erst eine Woche im Voraus geschrieben und produziert! Zum Vergleich benötigt eine Folge der Simpsons durchschnittlich etwa 5 bis 8 Monate.
Diese Vorgehensweise verfolgt das Team nun seit dem Jahr 2000, um aktuelle Themen stets rechtzeitig aufgreifen und durch den Kakao ziehen zu können. Als ein bisheriges Highlight ihres Schaffens wird unter Fans auch die letzte, 18. Staffel angesehen. Sie lieferte 10 Folgen die an Themenauswahl und Umsetzung nur schwer zu überbieten sein dürfte. Zur Einstimmung auf die nunmehr 19. Staffel South Park folgt nun eine Review der letzten Season – und nicht vergessen: Alle Folgen könnt ihr hier kostenlos und zweisprachig sehen (dabei lohnt sich der O-Ton, da Parker und Stone die meisten Stimmen selbst einsprechen).
Um ehrlich zu sein, ich habe „South Park“ vor Jahren aufgegeben. Immer mal wieder versuche ich mir eine Folge anzuschauen, aber entweder macht es mich wütend wie dumm und faul Parker & Stone geworden sind oder die Folge langweilt mich zu Tode.
Einer der Gründe warum ich damals ausgestiegen bin, war z.B. wie sich Cartman verändert hat. Er war schon immer ein Arsch mit, nennen wir es mal „rassistischen Tendenzen“, aber irgendwann wurde er zum ausgewachsenen Psychopathen, der ständig seine Freunde ermorden will. Ja, ich fand das Ende von „Scott Tenorman Must Die“ auch verdammt lustig, aber dieses zu einer von Cartmans Charaktereigenschaften zu machen, würdigt diese geniale Pointe im Nachinein einfach nur ab.
Ausserdem kam dann noch die ständige Videospielwerbung hinzu. Nach einer PSP Folge und einer Wii Folge, kam dann auch noch diese schreckliche WOW Werbesendung. Und ja, ich kenne das Argument: „Nein, nein, das ist keine Werbung, das ist Satire!“ Naja, „Chinpokomon“ war Satire. Mir ständig irgendwelche Folgen um die Ohren zu hauen, in denen die Charaktere unreflektiert immer und immer wiederholen, wie geil Videospielkonsole XY ist und dann eine ganze Folge mit den MACHERN(!) eines dieser Videospiele zu produzieren, in denen es darum geht, dass die Protagonisten alle Grenzen überschreiten, nur um zu verhindern dass ihnen jemand den Spaß am Spiel verdirbt, ist nicht wirklich, was man unter Satire verstehen sollte.
Allerdings hat die Satirefähigkeit der Macher ohnehin immer weiter nachgelassen. Auf ihrem kreativen Höhepunkt konnten Parker und Stone jedes Thema nehmen, einen Haufen verdammt lustiger Witze darüber reissen und schließlich mit einer intelligenten Pointe um die Ecke kommen, die einen als Zuschauer einen wirklich neuen Blickwinkel auf relevante Probleme eröffnete. Später wurder daraus nur: „Diese Leute sind verrückt, doch diese Leute sind auch verrückt, also sind wir alle verrückt! Ist das nicht clever?“
(Ein perfektes, wenn auch nicht wirklich zu South Park gehörendes Beispiel für deren Ziellosigkeit, ist ihr Kinofilm „Team America: World Police“, der erst als clevere Mischung aus Politsatire und Actionkinoparodie anfängt, sich dann aber immer weiter in hohle Provokatiönchen auflöst. „Michael Moore als Selbstmordattentäter“ und „Politisch engagierte Promis sind Schwuchteln“ wären eher Witze für David Zuckers peinliche Right Wing Propaganda „An American Carol“. Immerhin erinnert die finale „Dicks fuck pussies“-Ansprache dann doch wieder an den Mix aus pubertärem Humor und originellen Sichtweisen, den wir so an Parker und Stone geschätzt haben.)
Und immer mal wieder gibt es Episoden, bei denen man sich fragt ob sie es einfach nicht geschafft haben wirklich klarzumachen was sie eigentlich meinten oder ob sie wirklich so dumm sind, wie es dort den Anschein hat. Als Beispiele möchte ich mal die „Manbearpig“ Folge (Ha ha, globale Erwärmung ist nur ein Hirngespinst von hysterischen Wichtigtuern!), die Zombie/Obdachlosen Folge (Ha ha, zwei reiche Typen machen sich über die Ärmsten in unserer Gesellschaft lustig und portraitieren sie als hirnlose Monster.) und ganz besonders die „Es ist okay Schwuchtel zu sagen“-Folge anführen. Echt jetzt? Ihr behauptet einfach mal eben so, dass es nun okay ist Leute als Schwuchtel zu beschimpfen und Dinge die man nicht mag als „Schwul“ zu bezeichnen, habt aber keine besser Begründung als „Worte verändern ihre Bedeutung“? Natürlich tun sie das, aber nicht weil irgendjemand von Heute auf Morgen beschlossen hat, dass diskriminierende Ausdrücke plötzlich etwas ganz anderes bedeuten!
Nein, tut mir leid, das South Park von vor ca 12 Jahren, würde sich über das South Park von Heute lustig machen. Und es wäre so witzig, wie intelligent.
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