Netflix und das Verbot von Account-Sharing – kommt es oder kommt es nicht? Nachdem Netflix seit Monaten in Südamerika – wir haben hier darüber berichtet – damit experimentiert, hatte der Streamingdienst gerade auch die deutschen FAQs so aktualisiert, dass man einen Einblick bekommen konnte, was sich der Streamingdienst konkret unter den Maßnahmen vorstellen muss. Kurz danach rudert Netflix schon wieder zurück: Die Erklärungen wurden zurückgenommen, vom Account-Sharing-Verbot ist erstmal keine Rede mehr.
Warum überhaupt Einschränkungen bei der Nutzung des Netflix-Accounts? Das hängt damit zusammen, dass wohl ein nicht unerheblicher Teil an Netflix-Nutzern seine Kontodaten weitergibt, so dass auch Freunde und Bekannte Netflix schauen können. Ursprünglich sollte es nur erlaubt sein, dass Personen im gleichen Haushalt Netflix nutzen können – zum Beispiel auf dem TV im Wohnzimmer, dazu auf dem Tablet in der Bahn oder auf dem Smartphone der Kinder. Offensichtlich wurde dieses Teilen von Kontoinformationen so ausgenutzt, dass Netflix dagegen vorgehen wollte. Denn derweil die Nutzer:innen sparen, verliert Netflix damit laufend Geld. Bekanntlich steht so auch in den Netflix-Nutzungsbedingungen, dass ein Account nur mit anderen Personen aus demselben Haushalt geteilt werden darf. Ein Haushalt heißt aber wie gesagt, zumindest für Netflix, ein gemeinsamer Wohnort. Diese Regelung gilt schon lange, wurde aber von Netflix nicht wirklich kontrolliert oder mit Restriktionen versehen.
Das Thema Account-Sharing beschäftigte Netflix damit auch nach der Ankündigung des werbefinanzierten Günstig-Angebotes zum 3. November 2022 weiter, da man den Anlegern und Aktionären versprach, dagegen etwas zu unternehmen. Eine Idee: Unterhalb des Billig-Accounts von 4,99 Euro im Monat sollte es noch eine weitere Variante geben. Die Maßnahme soll sich gegen User richten, die bislang in Accounts andere Netflix-Kunden untergekommen sind und vom sogenannten Account-Sharing profitieren. Netflix schätzt die Zahl der potenziellen Kunden auf 100 Millionen – wir haben hier darüber berichtet.
Netflix FAQ aktualisiert – und gleich wieder zueückgenommen
In den FAQ nahm Netflix vor kurzem laut heise deinen Passus auf, wie das Teilen von Netflix-Accounts verhindert werden soll. Das Konzept: Alle Geräte eines Accounts sollen regelmäßig im WLAN- oder LAN-Netzwerk am Hauptstandort angemeldet werden und einen Netflix-Inhalt streamen, um nicht gesperrt zu werden. Das wäre dann wohl der ominöse „Haushalt“, in dem man sich alle 31 Tage einloggen müsste. Denn passiert das nicht, würde das nicht eingeloggte Gerät gesperrt werden. Das bedeutet natürlich auch: Wer Netflix über einen Monat lang zum Beispiel nicht auf seinem Smartphone nutzt, hat bei späterer Nutzung erstmal das Problem, ein gesperrtes Gerät zu haben. Ist man länger auf Reisen, soll man einen zeitlich begrenzten Code anfordern können, mit dem man Netflix an sieben Tagen auch unterwegs benutzen kann.
Kurz nach Veröffentlichung dieser Regeln wurden die Ausführungen in den FAQ aber auch schon wieder zurückgenommen: Netflix hat den FAQ-Eintrag auf eine vorherige Version zurückgesetzt, von Maßnahmen gegen das Account-Sharing ist erstmal keine Rede mehr. Finde ich auch richtig; Klar muss Netflix etwas gegen das Account-Sharing tun, aber ehrlicherweise klangen die Maßnahmen für mich jetzt zu unausgegoren. Sie behindern einfach zu viele ehrliche Nuttzer:innen, die in ihren normalen Sehgewohnheiten eben nicht laufend zwischen den Geräten wechseln und so auf ärgerliche Gerätesperren stoßen könnten, wenn sie dann doch einmal spontan wechseln wollen.
Viele würden ihr Abo auch canceln, wenn sie es nicht mehr teilen dürfen. Die Konkurrenz ist zu stark geworden und Netflix hat seinen Monopol verloren. Das weiß natürlich auch Netflix 😉
Man könnte auch das Abo Modell einfach mal anpassen. Mir langt 1 stream zeitgleich, aber bitte mit 4K. Aber dafür muss es trotzdem zwingend der große Tarif sein.
Natürlich kommt man da auf die Idee die Kosten zu teilen.
Ich finde es etwas merkwürdig, was für ein verdammter SKANDAL das geworden ist. Man könnte meinen, Netflix kommt zu uns mit einem Sondereinsatzkommando ins Haus, entreißt uns unsere Kinder und Haustiere und bricht uns die Kniescheiben, so, wie sich überraschend viele Menschen aufgeregt haben.
Klar, für die, die tatsächlich mit dem Account eines Freundes oder Verwandten schauen, geht nun eine Ära des, sorry, schmarotzens vorbei, aber im Endeffekt haben die sich nunmal kostenlos etwas angesehen, wofür sie eigentlich hätten Geld zahlen müssen.
Klar kommen jetzt wieder die Argumente von wegen „Opferloses Verbrechen“ und „Die Netflixbonzen haben doch eh nur 0,0001% ihres Millardengehalts verloren“, etc, aber das kann man auch umdrehen: Was verliert ihr durch den Verlust eures geteilten Netflixzugangs? Absolut nichts, was ihr zum Leben braucht! Also weshalb die Aufregung? Netflix macht von ihrem Recht gebraucht, ihr Produkt nur an die Leute weiterzugeben, die dafür bezahlen und die, die es nicht können oder wollen, werden es überleben.
Ein Streamingservice ist kein lebenswichtiges Medikament und plötzlich nicht mehr in der Lage zu sein, die eine oder andere neue Serie sehen zu können, ist so ein minimales Problem, dass man dafür einen neuen Ausdruck erfinden muss. „First World Problems“ würde das ganze nämlich viel zu wichtig wirken lassen!
Ich hoffe, Du beziehst das auf die allgemeine Debatte dazu und nicht auf diesen Beitrag – ich hab’s m.E. neutral kommuniziert, was gerade der aktuelle Stand der Debatte ist.
Inhaltlich bin ich da bei Dir – Wer Netflix unbedingt schauen möchte, aber nicht viel investieren möchte, kann auf das 4,99er Abo gehen. Und letztlich schaden sich die Kunden mit dem Account-Sharing ja nur selbst, weil Netflix dann weniger einnimmt, ergo weniger ausgibt für neue Produktionen. Damit wird das Programm unattraktiver, zahlende Kunden springen ab usw. – dieser klassische Kreislauf eben.
Nö nö, das war wirklich nur so auf die allgemeine Reaktion bezogen, nicht auf diesen Beitrag.
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