Okay, okay, einen Hauptcharakter einer recht erfolgreichen Serie mit acht Staffeln zu nehmen ist jetzt nicht sonderlich kreativ, aber ich verbinde doch recht viel mit der Figur des Dexter Morgan. Nein, nicht, was ihr jetzt denkt, ich habe keine Schachtel mit Blutproben hinter meiner Air Condition, aber Dexter war jahrelang ein treuer Begleiter von mir. Oder auch umgekehrt.
Ich war von Anfang an von der Figur fasziniert. Gerade in der ersten Staffel, in der uns Dexter als Soziopath mit Maskenspiel vorgestellt wird. Hach, wie oft hast du uns zum Lachen gebracht, obwohl du gar nicht wusstest, wieso. Wie oft hast du gesellschaftliche Normen missachtet und so für wunderbare Konterpunkte zur eigentlich sehr düsteren Szenerie gesorgt? Und vor allem: wie oft hast du Spannung erzeugt und ein ungemein abgebrühtes Verhalten an den Tag gelegt? Man kann vermutlich auf alle Fragen die Antwort: genau vier Staffeln geben. Nach der (mit der ersten) wohl besten der Serie, ging es mit selbiger leider mehr oder weniger bergab. Die vielbeschriebene Story der zu lang gemolkenen Kuh, die recht konzeptlos nach dem Höhepunkt den Abgang versucht.
Doch dich, Dexter Morgan, trifft da keine Schuld. Selbst deine menschliche Seite namens Michael C. Hall fand das Ende nicht wirklich pralle. Da bist du ganz ehrlich und missachtest vielleicht auch eine gesellschaftliche Norm im Business.
Kommen wir zurück zur Faszination Dexter Morgan. Das Spiel mit der Moral, dem Philosophischen. Durch Dexter selbst hat man nicht nur viele gesellschaftliche Dinge in Frage gestellt, sondern auch sein eigenes Handeln. Wie sehr setzt ein jeder von uns eine Maske auf? Wie vieles ist im Umgang miteinander wirklich wichtig, essentiell? Wie wenig können Menschen manchmal selbst für ihr Handeln? Schnell war für mich interessant, wie die Serie und die Figur es schaffen, dass ich sie mag – obwohl ich es doch gar nicht darf. Klar, es gibt viele Schovis, Ärsche und Idioten, die wir irgendwie gut finden (auch Ari Gold ist nicht wirklich fromm), aber hier geht es um Morde. Kaltblütige Morde. Doch dank Robin Hood’schem Code, einer großen Prise schwarzem Humor und der aufgesetzten Menschlichkeit kann man ihm einfach nicht böse sein.
Weil mich dieses Phänomen so sehr interessiert hat, habe ich tatsächlich meine Masterarbeit im Studiengang Medien Management am IJK in Hannover über Dexter geschrieben. Eine internationale Studie zum Vergleich der moralischen Aufnahme der Serieninhalte und der Figur des Dexter Morgan. Noch immer schmückt das von mir erstellte Titelblattmotiv meinen Desktop und erinnert mich stets an diese tolle kleine Epoche. Mehr zum wissenschaftlichen Phänomen Dexter Morgan arbeitet Daniela auch gerade auf – die Zweitprüferin meiner Arbeit war.
Und so schließt sich auch irgendwie der Kreis: vielleicht auch wegen Dexter Morgan gibt es diesen Blog und sind ehemalige Kommilitonen (Jonas) und Lehrende (Daniela) des Instituts mit dabei. Alleine dafür muss man Dexter ungemein danken – da drücken wir bei dem Finale mal alle Augen zu!
Abschließend noch einmal Dexter in absoluter Kurzform herunter gebrochen. Herrlich!
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