Es gibt wenige Seriencharaktere, die so schnell von 0 auf das Level „Mega-Hype“ gesprungen sind wie Frank Underwood. Die Serie House of Cards ist Frank Underwood, er ist der Dreh und Angelpunkt, der Held und das Hassobjekt zugleich.
Warum hat Frank sofort funktioniert und eingeschlagen wie eine Bombe, während andere Charaktere oft mehrere Staffeln brauchen sich zu entfalten? Weil er den Zuschauer von Minute 1 an anspricht und mitnimmt. Man hört Frank aus dem Off sprechen, ein Stilelement, welches er zu nutzen weiß: Er erklärt dem Zuschauer das skurrile politische Geschäft mit einem Augenzwinkern, so dass man ihm kaum etwas übel nehmen kann. Doch dieser erste Eindruck eines etwas verschlagenen, aber an sich guten Menschen verwindet schnell und Frank zeigt seinen Machtwahn. Frank ist der Prototyp eines besessenen Politikers und lässt uns trotz Faszination erschaudern. Erschaudern deshalb, weil trotz Fiktion die Parallelen zur realen Welt gegeben sind und wir uns vorstellen können, dass in vielen Politikern ein kleine Frank Underwood steckt, der nur auf seine Chance wartet.
In gewisser Weise haben wir es mit einer Variante des Dexter-Phänomens zu tun, er tut Böses aber andererseits drückt man ihm auch die Daumen, dass er damit durchkommt. Insgeheim bedient Frank damit die kleine Allmachtsphantasie, die jeder in uns trägt, denn er weiß immer das Richtige zu sagen, die richten Knöpfe zu drücken, um ganz nach oben zu kommen. Oder es ist nur die Faszination an seinem Handeln, dem man weiter zuschauen möchte, weswegen man sich nicht wünscht, dass er fällt? Schwer zu sagen, fest steht aber, dass Frank keine Grenzen kennt. Einen Code wie bei Dexter, oder etwas Ähnliches was ihn bremsen könnte, kennt er nicht. Einzig seiner Frau vertraut er 100%, weshalb sie auch seine einzige Schwachstelle darstellt.
Oben schrieb ich „Frank Underwood ist House of Cards“, eigentlich muss es heißen „Kevin Spacey ist House of Cards“. Ohne die Schauspielkunst des Hollywoodstars wäre der Erfolg des Charakters und der Serie nicht möglich. Die Rolle ist Kevin auf den Leib geschrieben, das Verschlagene, das Hinterlistige und die Kunst sich perfekt auszudrücken – keiner kann das besser als er.
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