Die drei neuen halbstündige Pilotfolgen The Climb, Love You More und Sea Oak gehörten zum Amazon Pilot Season Programm in diesem Herbst – und sind gescheitert: Amazon hat alle drei Serien gecancelt. An den Serien waren immerhin viele bekannte Namen beteiligt, darunter Bridget Everett, Diarra Kilpatrick, George Saunders, Glenn Close, Hiro Murai und Michael Patrick King. In der Amazon Pilot Season haben Zuschauer die Möglichkeit, Feedback auf Pilotfolgen der Amazon Studios zu geben und so mitzubestimmen, welche davon in Serie gehen. Das Feedback hatte in der Vergangenheit bereits dabei geholfen, einige Serien zu erschaffen, darunter Transparent, Mozart in the Jungle und die weltweit meist gestreamte Amazon Original Serie The Man in the High Castle. In dem Fall war das Feedback offensichtlich nicht allzu positiv. Ich habe mir alle drei Serien angeschaut – in der Tat waren alle drei Serien eher schwach.
Kurzreviews der aktuellen Amazon Pilot Season
Sea Oak
Sea Oak ist eine Komödie des Autors George Saunders mit der Emmy-Gewinnerin Glenn Close in der Hauptrolle. Regie führt der Golden Globe Gewinner Hiro Murai. Darum geht’s: Die sanftmütige, unverheiratete und kinderlose Tante Bernie, arbeitet in Rust Belt City und stirbt tragisch bei einem Einbruch. Die Kraft ihrer Unzufriedenheit lässt sie von den Toten zurückkehren – entschlossen, endlich das Leben zu leben, das sie nie hatte. Dieses neue Leben stellt einige Anforderungen an ihre Familie – oder das, was davon noch übrig ist: ein Neffe, der als Möchtegern-Stripper unterwegs ist, und zwei leichtsinnige Nichten. Sea Oak hat mir von den drei erien noch am besten gefallen, was allerdings vor allem an der Leistung von Glenn Close lag. Die Idee an sich war auch ganz witzig, dann hatte es sich aber schon mit dem Witz. Der Pilot entlockte einem hier und da höchstens mal ein müdes Schmunzeln.
The Climb
Die Idee für eine Serie über den neuen Amerikanischen Traum vor dem Hintergrund eines sich schnell verändernden Detroits stammt von Diarra Kilpatrick und der Mark Gordon Company. The Climb dreht sich um eine Bürokauffrau, die ein außergewöhnliches Leben als Internetstar führen möchte – immer ihre beste Freundin im Schlepptau. Die Regie der Pilotepisode übernahm Chris Robinson, gedreht wurde in Detroit. „The Climb“ fand ich mit Abstand am schlechtesten und vollkommen belanglos. Hier wurde offensichtlich versucht, ein Glitzer-Bling-Bling-Abziehbild zu schaffen, das die amerikanische YouTube-Generation ansprechen soll. Das mag funktionieren, für die breite Masse ist das aber nichts. Man erkennt noch nicht einmal, was jetzt daran Comedy sein soll.
Love You More
Love You More erzählt die Geschichte von Karen Best, gespielt von der Kabarettistin Bridget Everett. Karen Best ist eine große Frau mit großer Persönlichkeit und großer Vorliebe für Chardonnay. Letztere führt zum ein oder anderen Fehler mit Männern. Das Größte an Karen ist ihr riesiges Herz, das sie vor allem als Beraterin in einer Einrichtung für junge Erwachsene mit Down-Syndrom zeigt. Manchmal äußert sich Karens Faible für den kleinen Mann in einer Fantasy-Rock-Musik-Nummer. Ich fand, dass der Pilot einfach zu sehr mit Klischees spielt. Die stabile Frau hat ein großes Herz, hat ständig Pech mit Männern und ist auch beruflich ihrer sozialen Ader verfallen -wo es auch da ständig zu (Sex-)Komplikationen kommt. Der einzige Charme, den die Serie hat: Aufgrund der starken Betonung der Klischees sind viele humoristischen Ideen auf grenzwertigem Terrain angesiedelt. Man fragt sich dabei häufiger: Ist eigentlich ganz witzig, aber darf ich da jetzt lachen?
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