Ryan Murphys American Horror Story: Hotel hat bereits vor seiner US-Premiere am 7. Oktober stark auf sich aufmerksam gemacht. Lady Gaga tränkte ihren Pool für eine Party für den Cast der Horrorserie blutrot und ließ ihre Fans via Instagram daran teilhaben, es wurden zahlreiche merkwürdige und verstörende Teaser veröffentlicht, die auf die düstere Story einstimmten und erst vor wenigen Tagen zeigte uns der vorab publizierte und blutige Vorspann, dass in der fünften Staffel AHS die biblischen zehn Gebote eine Rolle spielen werden. Nun aber ist die Serie gestartet und so sehen wir einen nach dem anderen ins Hotel Cortez einchecken. Nur ist gleich schon klar, dass sie nicht alle wieder herauskommen.
Die Pilotfolge beginnt mit der Ankunft zweier hübscher blonder Schwedinnen, die das Hotel in der Annahme gebucht haben, es läge in unmittelbarer Nähe zu den Universal Studios und weiteren Attraktionen in Los Angeles. Recht beeindruckt von der riesigen Empfangshalle, aber beunruhigt von der Leere und Stille des Hotels, versuchen sie am Empfang ihr Geld für die erste gebuchte Nacht zurückzubekommen und sich ein anderes Hotel zu suchen. Unfreundlich werden sie von der Rezeptionistin Iris darauf hingewiesen, dass eine Rückerstattung ausgeschlossen ist. Und da sie ja schon für die erste Nacht bezahlt haben…bleiben sie natürlich auch.
You already paid for one night. Trust me, this place will grow on you. – Iris
So weit so gut, Entscheidung durchaus nachvollziehbar. Hat ja auch irgendwie was, dieses „Retro“-Hotel. Dass es kein WLAN gibt, ist ja auch noch ok. Aber wenn die Rezeptionistin die beiden Mädchen zu ihrem Zimmer führt und das Hotel als „dead zone for cell phones“ erklärt, klingeln bei jedem Horrorfilm-Kenner bereits alle Alarmglocken. Denn spätestens jetzt wäre es an der Zeit, die Biege zu machen. Nun gut. Müssen noch deutlichere Hinweise her. Komische Geräusche aus Nebenzimmern reichen nicht, ein Zimmermädchen, das auf dem Flur ein blutiges Laken säubert und gruselige weißhaarige Kinder…alles egal. Erst bei dem unerträglichen Geruch, der ganz eindeutig aus der Matratze ihres wenig einladenden Hotelzimmerbettes hervorgeht, werden sie aktiv. Nachdem sie dem Ursprung des „Duftes“ auf den Grund gegangen sind (und ich kann definitiv kein Hotelzimmer mehr beziehen, ohne an diese obskure Möglichkeit des „Verstecks“ zu denken), verlassen sie jedoch nicht sofort mit Sack und Pack das Hotel…nein, sie beziehen – natürlich nur vorübergehend – ein anderes Zimmer. Wer so blöd ist, der hat’s dann halt auch nicht anders verdient.
Der sich anschließende Erzählstrang wirkt wie eine ganz andere Serie: Der Detective John Lowe untersucht eine Reihe von Mordfällen, in denen der Serienkiller die Todsünden seiner Opfer bestraft, indem er den Mord aufs Widerlichste inszeniert. Während wir von Donovans angesehener Position als Detective erfahren, lernen wir auch, dass er Familienvater und Ehemann ist, dessen Privats- und Arbeitsleben sich oftmals in die Quere kommen. Da kommt ein Einzug ins Hotel zur Ermittlung der mysteriösen Morde ja ganz gelegen, um diese Situation zu bessern. Und ihn verbindet noch etwas ganz anderes mit diesem Hotel. Davon weiß er nur noch nicht.
Wir erfahren außerdem, dass man das Hotelzimmer 64 lieber meiden sollte (natürlich zieht Donovan dort ein), dass man beim Open Air-Kino schnell „Freunde“ finden kann und zu was ein spitzfingriger Handschuh beim Sex eigentlich gut ist. Lady Gaga lebt als Komtess des Hotels ihre Vorliebe für Extravaganz vollkommen aus: nicht nur mit ihren ausgefallenen Kostümen und ihrem Make-up, sondern vor allem mit ihrer Rolle als blut- und sexsüchtiges, vampirartiges Wesen, deren Opfer zuvor mit einem Shake aus Austern, Hühnernieren und einem guten Wein genährt werden müssen, damit sie besser schmecken. Jede ihrer Bewegungen wirkt wie eine Choreographie, die jedoch nicht einstudiert wurde, sondern von selbst kommt.
Mit einem ans Ende gestellten Rückblick ins Jahr 1994 werden dem Zuschauer einige aufschlussreiche Informationen zu der merkwürdigen Geschichte des Hotel Cortez geliefert. So wird deutlich, dass nicht mehr alle der uns vorgestellten Personen oder … Wesen wirklich „lebendig“ sind. Mit dem Einzug des Designers Will Drake, der – zur Überraschung des Hotelpersonals – verkündet, das Cortez gekauft zu haben, wird klar, dass es hier bald einige Veränderungen geben wird. Oder muss.
Der Auftakt der fünften Staffel American Horror Story verlangt dem Zuschauer schon einiges ab. Der Erzählstrang um Detective Donovan ist spannend und emotional aufgeladen. Die abstrusen Dinge, die da so im Hotel vor sich gehen, sind für meinen Geschmack aber teilweise ganz schön krank. Wem nach dieser Episode nicht irgendwie ein bisschen schlecht ist, dem sei hiermit gratuliert. Die variierende visuelle Aufarbeitung der einzelnen Erzählstränge und Rückblicke ist interessant. Erstaunlich ist, dass die düstere Stimmung über die differierende Visualität trotzdem erhalten bleibt. Traum, Trip und tragische „Realität“ liegen hier sehr nah beieinander.
Und so endet die erste Folge AHSH nach einer vollen Stunde mit dem Eagles-Song ‚Hotel California‘ und entlässt uns mit einem besseren Gefühl, als dem, das wir nach so einer Episode eigentlich haben sollten.
Fazit: Viel Blut, viel nackte Haut, verstörende Ereignisse. Mal hundert.
„People aren’t supposed to live in hotels.“ – Lachlan
„Well, maybe this place is special.“ – Komtess
Hektischer Auftakt. Mochte die Staffeln mehr, die langsam und statisch begannen, dann aber immer mehr Tiefe aufdeckten. So wirkt es gleich möglichst komplex und verstörend aufgesetzt, damit sich auch ja niemand langweilt. Mir persönlich etwas too much und so recht weiß man (bis beim Detective) auch noch gar nicht, wer hier gut und wer böse sein soll. Aber das ist ja auch nicht ganz verkehrt…
Ist meine erste Staffel von AHS und mir gefällt’s :-)
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