Aufatmen auf beiden Seiten – und bei uns Zuschauer:innen: Der Autorenstreik in den USA steht nach knapp 150 Tagen vor einem Ende. Die Writers Guild of America (WGA) und die Alliance of Motion Picture and Television Producers haben sich grundsätzlich geeinigt, am 26. September 2023 soll der Deal verkündet und der Streik beendet werden.
Die WGA hatte die Streikenden gestern Abend entsprechend informiert, wie es bei The Hollywood Reporter heißt: „Wir haben eine vorläufige Einigung über einen neuen MBA 2023 erzielt, das heißt eine grundsätzliche Einigung über alle Vertragspunkte, vorbehaltlich der Ausarbeitung der endgültigen Vertragssprache“, heißt es in der zitierten Mitteilung. „Wir können mit großem Stolz sagen, dass dieser Deal außergewöhnlich ist – mit bedeutenden Vorteilen und Schutzmaßnahmen für Autoren in allen Bereichen der Mitgliedschaft.“ Die Alliance of Motion Picture and Television Producers bestätigte die Nachricht am Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung mit der WGA über den Deal. Die Parteien einigten sich danach auf eine vorläufige Dreijahresvereinbarung, die von den WGA-Mitgliedern ratifiziert werden muss, um in Kraft zu treten.
Vorausgegangen waren fünf Tage intensiver Verhandlungen, wobei laut DWDL sogar die großen Studio-Bosse eingreifen mussten, um den Streik endlich zu beenden. Mit dabei waren wohl Disney-CEO Bob Iger, Netflix-Chef Ted Sarandos, Donna Langley von NBC Universal und Warner Bros Discovery-Chef David Zaslav, um endlich Bewegung in den Konflikt zu bringen, der die gesamte Branche zum Stillstand gebracht hatte. Wir hatten hier ja schon eine Liste mit Serien aufgemacht, die verschoben werden oder sogar gestrichen wurden.
Schwer zu verstehen, was da jetzt 150 Tage gedauert hat, um eine Einigung zu erzielen. Aber vielleicht werden wir da am Dienstag schlauer, wenn die Ratifizierung veröffentlicht wird. Mich interessiert vor allem die Einigung in Sachen Künstlicher Intelligenz. Im Prinzip dürften hier ja beide Seit en keine zu großen Zugeständnisse machen – man weiß ja noch gar nicht, wie sich die nächsten Jahre entwickeln werden – mit oder ohne KI.
Ob die Vereinbarungen zwischen den Autor:innen und den Konzernen in puncto „Einsatz von künstlicher Intelligenz“ tatsächlich einen Sieg für die Autor:innen darstellt, wird erst die Zeit zeigen bzw. der Markt regeln.
Beide Parteien haben sich darauf geeinigt, dass KI nicht eingesetzt werden darf, um „die Anerkennung eines Autors zu untergraben“. Die Autoren können sich bei der Ausarbeitung von Drehbüchern für den Einsatz von KI entscheiden, aber ein Unternehmen kann den Einsatz von KI nicht vorschreiben. Außerdem müssen die Studios die Autorinnen und Autoren darüber informieren, ob Material mit KI erstellt wurde.
Meiner Meinung nach wird das die Autor:innen, die ohne KI-Unterstützung arbeiten, nach und nach vom Markt verdrängen, weil die Autor:innen, die mit dieser Unterstützung arbeiten, mehr Drehbücher (mit „ausreichender, mittelmäßiger Qualität“) in kürzerer Zeit abliefern können.
Das Ende vom Lied wird wohl leider sein, dass im Abspann einer Serie oder Films zwar der Name eines Menschen als „Writer“ stehen wird, dieser Mensch aber kein einziges Wort selbst geschrieben haben wird.
Wie gut die Geschichten dann sein werden, die „uns“ die KI (mit menschlichem Paten) dann erzählen wird, werden „wir“ vermutlich recht schnell feststellen.
Für mich ist das ein Pyrrhussieg, dessen Vereinbarungen zum Glück nicht einmal auf die, ebenfalls und noch immer streikenden Schauspieler:innen übertragbar sein werden (…die aber vermutlich sehr ähnlich ausfallen werden.)
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