Falls es euch noch nicht aufgefallen sein sollte: Ich habe ein Faible für die bösen Jungs. Nach meinem AWESOME-5-Beitrag über Bad Boys möchte ich heute nochmal eine Schippe draufsetzen und zu den ganz bösen Jungs übergehen. Denn heute geht es um Antihelden. Vor einer Weile haben wir euch schon einmal gefragt, wer euer liebster Antiheld ist. Wenig überraschend war es Walter White aus „Breaking Bad“. Allerdings habe ich mich heute auf ein paar andere Antihelden fokussiert. Vielleicht fragt ihr euch nun zurecht, was denn den Charme von „bösen“ Charakteren ausmacht. Ich habe da neulich mal ein Zitat gehört, dass das Ganze für mich relativ gut zusammengefasst hat.
„Ein Held würde dich opfern, um die Welt zu retten.
Ein Antiheld jedoch, würde die Welt opfern, um dich zu retten.“ (Unbekannt)
Begriff des Antihelden
Für alle, die nochmal eine Auffrischung brauchen, was genau einen Antihelden von einem Helden unterscheidet, hier folgt die Erklärung. Wie der Name schon sagt, sind Antihelden der Gegenentwurf zum Helden, jedoch dürfen diese keinesfalls mit dem Bösewicht verwechselt werden. Der Entwurf des Helden ist traditionell und schon lange in der Literatur bspw. anzufinden. Helden sind oft positiv behaftete Figuren, die aktiv handeln, Außergewöhnliches und Großartiges leisten und dabei kaum Schwächen oder Makel besitzen. Antihelden im Gegensatz sind häufig mit diesen Makeln ausgestattet. Sie sind meistens Underdog-Figuren, denen die moralischen Qualitäten und Fähigkeiten des Helden fehlen. Viel wichtiger ist aber der Punkt, dass die Sichtweise von Zuschauer:innen durch die Antihelden häufig beeinflusst wird. Die Geschichte wird perspektiviert, vom Standpunkt der Antihelden erzählt, die häufig ihre eigenen Moralvorstellungen besitzen und so wird auf gewisse Weise dieses Bild von Moral auf die Zuschauer:innen übertragen, was eine gewisse Sympathie auslöst. Eine ausführliche Definition findet ihr auch im Lexikon der Filmbegriffe von der Universität Kiel.
Jackson Teller aus „Sons of Anarchy“
Ich sage ja eigentlich immer, dass die Reihenfolge keine Rolle spielt und die aufgelisteten Charaktere alle in den AWESOME 5 sind. Doch heute muss ich von dem Schema mal abweichen, zumindest für diesen Charakter. Denn Jackson Teller aus „Sons of Anarchy“ ist für mich schlichtweg der Inbegriff eines Antihelden. Punkt, aus. Da gibt es keine Diskussion für mich. Ich wüsste auch ad hoc gar nicht, wo ich mit der Erklärung beginnen sollte. Ich denke, sowohl das Konzept der Serie, als auch der Name, sagen schon alles. Der Motorradclub hat seine eigenen Regeln von Anstand und Ehre und da fließt hier und da auch schon mal Blut. Auch die Entwicklung von Jackson über die Serie hinweg lässt ihn, wie man eigentlich vermuten sollte, nicht zu einem besseren Menschen werden. Im Regelfall werden Antihelden im Laufe einer Serie immer mehr zu Helden, passen sich auf gewisse Weise an und werden „gut“. Jackson Teller jedoch rutscht immer weiter in das Loch des Antihelden hinein, aus dem er zu Beginn der Serie versuchte zu flüchten. Der Tod seines besten Freundes Opie verändert ihn, lässt ihn jähzorniger werden. Wie ihm auch später selber klar wird, hat er an dem Punkt seinen Halt verloren, Opie als Stütze, der ihm immer mal wieder den Kopf gewaschen hat. Endgültig den Halt verliert er aber nach dem Tod von Tara. In der letzten Staffel merkt man meiner Meinung nach, dass es für Jackson keine Rettung mehr gibt. Sein Tod war in gewisser Weise der einzige Ausweg und wenn ich darüber nachdenke auch die einzige Art, wie die Serie hätte enden können. Trotzdem war es für mich einer der qualvollsten Serientode, die ich je gesehen habe. Man weiß als Zuschauer:in genau, dass er sterben wird, aber die Szene zieht sich über gute drei Minuten hin, bis schließlich das Unvermeidbare passiert.
Klaus Mikaelson aus „The Vampire Diaries“ und „The Originals“
Eigentlich in „The Vampire Diaries“ zunächst als Bösewicht etabliert, weicht Klaus Mikaelson von diesem Bild immer mehr ab. Spätestens im Spin-Off „The Originals“ wird aus dem Urvampir-Werwolf-Hybrid ein Antiheld. Der Mann hat so starke Identitätsprobleme, dass er seine Familie mit Dolchen aufgespießt in Särgen umherkutschiert, während er sich eine „neue“ Familie, die der Hybride schaffen will. So wütend und jähzornig Klaus sein kann, dass auch gegenüber seiner Familie, er steht doch in gewisser Weise hinter ihnen und beschützt sie. Wenn dafür Herzen rausgerissen, Genicke gebrochen oder Köpfe abgerissen werden müssen, dann ist das halt so. Vampire und Hybride, insbesondere Klaus haben eben ihre eigene Vorstellung von gut und böse; oder richtig und falsch. Und ganz ehrlich, wer kann schon dem Witz und Charme von Niklaus widerstehen? Spätestens bei dem verschmitzten Grinsen müsst ihr doch sowas wie einen Anflug von Sympathie verspüren. Ich jedenfalls tue es und deswegen hat Klaus den Platz in den AWESOME 5 der Antihelden verdient.
Raymond Reddington aus „The Blacklist“
Ein weiteres Paradebeispiel ist Raymond aus „The Blacklist“. Red ist einer der meistgesuchtesten Schwerverbrecher der Welt, schließt sich aber dem FBI an, um ein paar andere Terroristen und Schwerverbrecher hochgehen zu lassen. So viel zu der Ehre unter Verbrechern. Aber ganz ehrlich: Ich würde wahrscheinlich auch wen anders verpfeifen, um mich selbst zu retten. Ich weiß, zeugt nicht gerade von Charakterstärke. Das ausgefuchste an Reddington jedoch ist, er tut das Ganze nicht, um der Welt einen Gefallen zu tun. Im Gegenteil: Seine Absichten sind egoistisch, denn alle Namen auf der Blacklist bringen ihn nur weiter an sein Ziel. Ein Weltverbesserer sieht also definitiv anders aus. Und auch Vater des Jahres wir Raymond Reddington ganz bestimmt nicht werden. Aber immerhin hat er es auf meine Liste der besten Antihelden geschafft. Denn aus welchen Gründen er es auch immer macht, auf gewisse Weise macht er die Welt zu einem besseren Ort, wenn er Namen von der Blacklist streichen kann. Außerdem wären wir als Zuschauer:innen doch auch relativ schnell gelangweilt, wenn nicht ab und an mal eine Figur sterben würde.
Sherlock Holmes aus „Sherlock“ oder „Elementary“
Sherlock Holmes mag ein brillantes Genie sein und wahrscheinlich verbinden viele Leute mit ihm nicht den typischen Antihelden. Zugegebenermaßen ist er im Vergleich zu Jackson Teller auch ein wahrer Sonnenschein, was ihn jedoch nicht weniger zu einem Antihelden macht. Sherlock Holmes ist egozentrisch, soziopathisch und gefühlskalt, arrogant und definitiv auch suchtgefährdet. Ich möchte ja bis heute immer noch behaupten, dass Sherlock Holmes entweder im autistischen Spektrum ist oder eine Inselbegabung besitzt, die seine Sozialkompetenz mindern. Doch trotzdem begeistert diese Figur nun schon Generationen. Mit seiner schrägen und unkonventionellen Art klärt er Kriminalfälle in einem Tempo auf, von dem die Polizei nur träumen könnte. Einem bleibt als Zuschauer:in einfach nichts anderes übrig, als mit Holmes mit zu fiebern.
Dr. Gregory House aus „Dr. House“
Da wir schon bei den Genies sind. „Dr. House“ aus der gleichnamigen Serie ist zwar auch ein helles Köpfchen, aber sozial ebenso unterirdisch veranlagt wie Sherlock Holmes. Im Allgemeinen ähneln sich die Beiden in einigen Charakterzügen, jedoch wirkt Dr. House in seiner ganzen Art für mich noch viel zynischer als Sherlock Holmes. Mag mir vielleicht so vorkommen, weil ich das Gefühl habe, dass er im Gegensatz zu Sherlock weiß, wann und dass er was falsch macht.
„Menschlichkeit wird überbewertet.“
Das war nicht umsonst einer der ersten Sätze, die die Zuschauer:innen von Gregory House zu hören bekamen. Allerdings bin ich mir bis heute tatsächlich nicht so sicher, ob ich mich von ihm behandeln lassen würde. Zudem frage ich mich immer wieder, wie er im Einstellungsgespräch glänzen konnte.
Wen gibt`s noch?
Ich möchte erstmal klarstellen, dass es in meinen AWESOME 5 bewusst nur um männliche Antihelden geht. Es gibt bestimmt auch ein paar gute weibliche Antiheldinnen im Serienuniversum. Auf Anhieb würde mir da die Serie „Killing Eve“ einfallen. Bei den männlichen Vertretern gibt es natürlich auch noch Walter White aus „Breaking Bad“ zu nennen, oder Dexter aus der gleichnamigen Serie. Auch Francis Underwood aus „House Of Cards“ kann sich neben Don Draper aus „Mad Men“ in die Liste der Antihelden einreihen. Aber wer fällt euch zum Beispiel noch ein, der hier gar nicht genannt wurde? Wer sind eure Lieblingsantihelden?
Bilder: BBC, Fox, FX, The CW, NBC
Definitiv der Punisher. Einer meiner lieblings „Super“Helden. Ausgestattet mit der Kraft, ein riesiges Ar***Loch zu sein.
Für mich ist es Tom Hardy als „James Keziah Delaney“ in der Serie „Taboo“(2017), bei der ich inständig auf eine baldige Fortsetzung hoffe!
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