Dollhouse
Kommen wir zu einem kleinen Schmankerl, das viele vielleicht nicht unbedingt auf dem Schirm haben. 2009 strahlte FOX ein weiteres Projekt von Joss Whedon aus, in dem er wieder mit Eliza Dushku arbeitete, die wir schon als Faith aus „Buffy“ kennen.
Es wurden leider nur 26 Folgen und ein Pilotfilm. Und ich kann jedem nur den Pilotfilm ans Herzen legen, denn es gibt der ganzen Geschichte um das „Dollhouse“ einen außergewöhnlichen Twist.
In einem geheimen Bunker unter der Erde, wohnen Menschenhülsen. Sie besitzen keine eigenen Identitäten mehr und haben nur noch Codenamen, die nach dem NATO phonetischen Alphabet verteilt wurden. Die Hauptperson ist Echo, aber wir treffen auch Sierra, November, Victor, and Whiskey und leider auch Alpha.
Diese Personen können mit einer neuartigen Technik zeitweise mit künstlich erschaffenen oder eingespeisten Persönlichkeiten gefüllt werden. Ein exklusiver (und sehr reichem) Klientenkreis kann diese dann mieten. Mit diesen “Actives” können die Kunden dann Fantasien ausleben oder in jedweden Situationen einsetzen.
Ist ihr Job dann erledigt, werden sie wieder zu “Dolls” und werden in besagtem Bunker gesundheitsbewußt versorgt, gehegt und gepflegt. Diese Personen sind nicht wirklich Opfer. Oder doch? Denn eigentlich sind alle freiwillig da, nur für eine bestimmte Zeit und danach werden sie reich entlohnt und können sich an nichts mehr aus der Zeit erinnern.
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel und so begleitet der Zuschauer Echo auf ihre Einsätze und wundert sich, ob sie sich nicht doch an vorherige Nutzungen erinnert. Das würde sowohl bei den Kunden, als auch innerhalb des “Dollhouses” zu Schwierigkeiten führen. Und dann ist da noch dieser FBI-Agent, der seine Nase immer wieder in die Geschäfte der Organisation steckt. Und wer ist eigentlich Caroline?
Wichtig ist für die “Dolls” der Stuhl von dem eigenwilligen Wissenschaftler Topher Brink, denn dort bekommen sie ihren Imprint und werden zu “Actives”. Und umgekehrt.
„Topher Brink: Hello, Echo. How are you feeling?
Echo: Did I fall asleep?
Topher Brink: For a little while.
Echo: Shall I go now?
Topher Brink: If you’d like. „
Dabei spielen die “Handler” der “Dolls” eine elementare Rolle. Denn um die “Dolls” zu schützen und gleichzeitig unter Kontrolle zu halten, werden sie auf eine Person geprägt, die mit immer den selben Sätzen, die “Dolls” dazu bewegen können ihnen blind zu vertrauen und auch zu folgen.
„Boyd Langton: Would you like a treatment? „
Außerdem
Was im ersten Moment verwirrend klingt, ist eine höchstspannende Sache. Ist das die neue Form der Sklaverei oder einfach nur eine andere Art der Prostitution? Wenn man die Chance hätte 5 Jahre seines Lebens gegen einen gesunden Körper und viel viel Geld einzutauschen, würde man es tun? Klingt doch verlockend.
Auch in “Dollhouse” kann man die Charaktere, egal ob Kunde oder “Doll” nicht ausschließlich in Gut und Böse einteilen. Jede Figur hat Facetten oder trifft Entscheidungen in denen man sich allzu oft wiederfindet.
Und dann stellt sich ja auch noch die metaphysische Frage nach dem “was bin ich?”, “was macht mich aus?”. Kann die Seele einfach in eine Maschine runtergeladen werden? Und dort Jahrzehnte rumliegen, bis man einen geeigneten Körper gefunden hat? Was würde das für todkranke Menschen bedeuten? Oder für die Weltreligionen? Kann ein Wissenschaftler tatsächlich die menschliche Essenz programmieren? Was ist Ethik?
Vor all’ diesen Fragen hatte FOX wohl zu große Angst, denn die Serie wurde eingestellt. Aber ich kann sie nur wärmstens empfehlen.
Auch in „Dollhouse“ findet man immer wieder Crossovers zu den anderen Whedonserien und auch Schauspieler wie Summer Glau, Amy Acker und Alan Tudyk sind keine Unbekannten im “Whedonverse”.
Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D
2013 kam eine Serie auf den Markt, die Joss Whedon mit seinem Bruder Jed und Maurissa Tancharoen entwickelt hat. Sie gehört zum Marvel Cinematic Universe und wurde von von Marvel Television, ABC Studios und Mutant Enemy produziert. Mutant Enemy ist eine Produktionsfirma von Joss Whedon. Wer denkt, damit wäre alles gesagt, der täuscht sich gewaltig.
Strategic Homeland Intervention, Enforcement and Logistics Division, das ist der eigentliche Name der Marvel-Geheimdienstorganisation S.H.I.E.L.D. Zumindest in dieser Serie. Denn 1965 im Comicbuch stand es noch für Supreme Headquarters, International Espionage, Law-Enforcement Division. Tja, die Zeiten ändern sich. Die Thematik nicht.
Nach der Schlacht von New York in „Marvel’s The Avengers“ muss Agent Phil Coulson, der eigentlich tot ist, eine Elitetruppe zusammenstellen. Denn die Welt weiß nun nicht nur von den Avengers, sondern auch von den Bedrohungen, die auf die Menschheit lauern. Je mehr Bösewichte durch die Landschaft flanieren, desto dringender wird die Arbeit von S.H.I.E.L.D. benötigt. Und das sieben Staffeln lang.
Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D ist wirklich eine spannende Sache. Sie sind tief in das Universum von Marvel und den Superhelden eingebunden. Und so hat man Abläufe und Begebenheiten, die die Serie mit den Filmen verbindet ohne Widersprüche entstehen zu lassen. Marvel Studions steuert die Umsetzungen der Marvel-Comics und die Serie muss sich an den Filmen orientieren. So durften die Serie einige Personen nicht übernehmen und Begriffe wie z.B. das „Multiversum“ durften erst benutzt werden, als „Doctor Strange“ in den Kinos lief. Aber das macht die Sache natürlich packender, weil es dann einfach zueinander passt. Laut Hitfix.com wurden die Handlungen der ersten drei Staffeln mithilfe von internen Drehbüchern noch nicht veröffentlichter MCU-Filme geplant.
Diese Serie lebt von der Liebe zum Detail und von großartigen Charakteren wie Agent Melinda May und Agent Phil Coulson, die das silberne Humankapital stellen, sowie spritzigen, jungen Figuren wie Agent Daisy „Skye“ Johnson. Wenn es dann noch Gastauftritte von Marvel-Agenten wie Maria Hill, Peggy Carter oder Direktor Nick Fury gibt, dann ist es einfach eine runde Sache.
Auch für die Liebhaber der Comics ist diese Serie kein Schlag ins Gesicht, sondern eine liebevolle, wenn auch dem Zeitgeist angepasste Umsetzung. So sieht man zum Beispiel, dass „Lola“ das Auto von Agent Coulson fliegen kann. Das ist seit 1967 so, denn Stark Industries produzierte schon in den Comics die fliegenden Autos als Standartdienstwagen für S.H.I.E.L.D.-Agents.
Und wie alles im „Whedonverse“ wird die Lust auf Mehr nicht nur durch Ernsthaftigkeit erzeugt, sondern auch durch Humor und vielschichtige Figuren.
„Jemma Simmons: You think I’m not romantic? I’m gonna do something with you on that island that will take your breath away.
Leo Fitz: What is… eh… are… are you… what?
Jemma Simmons: Snorkling! „
2016 wurde das Web-Spin-off „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.: Slingshot“ veröffentlicht. Die TV Serie selbst ging 2020 nach Staffel 7 zuende.
Bilder: ABC Studios
Honorable Mentions in Serie
Ich habe ein Geheimnis. Ein echt schlimmes….ich gucke gerne mal “Glee”. Okay, nach dem letzten sAWEntskalender ist das vielleicht kein so großes Geheimnis mehr. Aber zur Rettung meiner Ehre kann ich euch sagen, dass meine Lieblingsfolge “Dream On” ist. Und Joss Whedon war Regisseur dieser spannenden Episode in der Neil Patrick Harris eine Rolle spielte. Übrigens war unser geliebter NPH damals in der Audition für die Rolle des “Simon Tam” aus “Firefly”. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber der Gedanke ist witzig.
Wo wir gerade bei Neil Patrick Harris sind: ich freue mich sehr, dass “Dr. Horrible’s Sing-Along Blog” unter TV Mini-Serie läuft, denn ich hätte sie euch ungerne vorenthalten. 2009 gewann sie sogar einen Emmy Award. Angeblich hat Joss Whedon an dieser Mini-Serie mehr verdient als an dem Marvel-Film “The Avengers”. Zusammen mit Maurissa Tancharoen, Jed und Zack Whedon erschuf er dieses Musical in drei Akten und konnte Darsteller wie NPH, Nathan Fillion, Felicia Day und Simon Helberg für das Projekt gewinnen. Ein Bösewicht, der nicht nur böse ist, sondern sich verliebt und seine Enttäuschung über den Gesamtzustand der Welt zum Ausdruck bringt und einen Superhelden, der Captain Hammer heißt? Hell yeah!!!
„Captain Hammer: The hammer is my penis.“
Als Joss Whedon seine ersten Schritte in Richtung Karriere machte, war er 1989-1990 als Autor für die Serie Roseanne tätig.
Aussichten
Aussichten kann man so eigentlich nicht sagen, denn wegen der Thematik seines Verhaltens in der Vergangenheit ist Joss Whedon von dem Projekt „The Nevers“ bei HBO zurückgetreten. Allerdings hat Philippa Goslett seine Arbeit übernommen und so kommt die Serie trotzdem wie geplant im April 2021 heraus.
Eine Gruppe von jungen Frauen mit besonderen Fähigkeiten, die sich Feinden stellen und eine Mission haben? Klingt nicht besonders. Eine Gruppe von jungen Frauen mit besonderen Fähigkeiten, die sich Feinden stellen und eine Mission haben und im viktorianischen Zeitalter leben? Schon eher!
Ich bin auf jeden Fall gespannt.
Bilder: HBO
Abschließend
Wer schon einmal eine „Buffy“-Bingewatchingsession gemacht hat, dem ist das „Grrr…Arrgh“ von Mutant Enemy schon einmal auf den Keks gegangen. Das ist übrigens die Stimme von Joss Whedon.
Joss Whedon hat mal gesagt:
„„I’d rather make a show 100 people need to see, than a show that 1000 people want to see.““
Das hat zwar geklappt, wie man am Beispiel „Firefly“ sehen kann. Aber leider spielen die Finanzen doch eine zu große Rolle und so hatte die Maschinerie mit dem Geld den längeren Hebel.
Aber seine Einstellung zum Schreiben ist an sich sehr bodenständig:
„„Writers are completely out of touch with reality. Writers are a crazy person. We create conflict–for a living. We do this all the time, sometimes on a weekly basis, we create horrible, incredible circumstances and then figure a way out of them. That’s what we do.““
Selbst wenn er als Privatperson Sympathiepunkte verloren haben mag, so werden seine Serien darunter wohl nicht zu leiden haben, da die Fanbase einfach unerschütterlich ist.
Bilder: 20th Century Fox TV
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