Jüngst haben wir im Blog-Team darüber geredet, ob wir bei Serien nun den deutschen oder Original-Titel als Kategorienamen verwenden sollen. Sind wir alle eher originalsprachig unterwegs, sind wir doch letztlich ein deutschsprachiger Blog und deutschsprachige Leser suchen vermutlich über Google mehr nach deutschsprachigen Serientiteln, oder? Stein des Anstoßes: „13 Reasons Why“ – oder eben „Tote Mädchen lügen nicht“. Zwei Titel, die unterschiedlicher kaum sein könnten – inhaltlich, bezogen auf Länge, Klang und Einordnung im Alphabet. Da stellt sich gerade in unserer ach so modernen Gesellschaft die Frage: Wieso? (WHY???!!?) Mein Vorschlag, die Serie fortan einfach „13 tote Mädchen“ zu nennen, konnte sich leider nicht durchsetzen, dafür kam die Idee auf, doch einfach mal ein paar Serien mit deutschen Titeln zu sammeln. Weil „AWESOME 5“ sich mir dafür nicht ganz ergibt, stehe ich den unnötigen Sondervarianten eher kritisch gegenüber, habe ich kurzerhand eine mögliche Nachfolge-Rubrik vorweggenommen: die „AWFUL 5“.
Hier soll es nicht unbedingt um diese aus der Filmindustrie entlehnten nervigen Beititel gehen, die einem scheinbar dem sprachlich wenig weltoffenen deutschen Volk zu wenig sagenden Originaltiteln angehängt werden. Ob „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“, „Coupling – Wer mit wem?“, „Supernatural – Zur Hölle mit dem Bösen“, „Scrubs – Die Anfänger“, „Grey’s Anatomy – Die jungen Ärzte“, „Shameless – Nicht ganz nüchtern“, „Altered Carbon: Das Unsterblichkeitsprogramm“ oder „Willkommen in Gravity Falls“. Auch (aus gleichem Grund stattgefundene) reine mehr oder minder direkte Übersetzungen der Titel (angehängt oder komplett neu) meine ich nicht. Da wären u.a. „Bones – Die Knochenjägerin“, „Lost in Space: Verschollen zwischen fremden Welten“, „Das Büro“ (jaha, das kannte ich bislang noch nicht einmal…) oder „The Handmaid’s Tale: Der Report der Magd“. Okay, „Handmaid“ ist aber auch wirklich ein schweres und selten vorkommendes Wort.
Ich meine damit tatsächlich komplett andere Titel, die so gar nichts mehr mit dem Original zu tun haben und teils dazu führen, dass Leute auf Partys komplett aneinander vorbei reden.
„Kennst du ‚Haus des Geldes‘?“ – „Ne, aber ‚La casa de papel‘ soll ziemlich gut sein.“
1. 13 Reasons Why / Tote Mädchen lügen nicht
Natürlich wird der Aufhänger auch hier thematisiert. Hier liegt die andere Benennung im deutschsprachigen Raum tatsächlich an einem recht simplen Grund: der Buchvorlage. Der 2007 vom US-amerikanischen Schriftsteller Jay Asher veröffentlichte Jugendroman trug den Titel „13 Reasons Why“ und wurde in Deutschland eben unter dem Namen „Tote Mädchen lügen nicht“ veröffentlicht. Gerade in der Belletristik sind eingedeutschte Titel weit verbreitet und so sollte der Wiedererkennungswert erhalten bleiben. Verständlich, dennoch irgendwie doof.
Zur „Strafe“ gibt es natürlich dieses Mal für alle Serien die deutschen Videoschnipsel:
2. Curb Your Enthusiasm / Lass es, Larry!
Ich glaube, das war tatsächlich mal so ein Fall, wo ich dachte, es ginge um zwei unterschiedliche Serien. Hatte ich von „Curb Your Enthusiasm“ mal gehört (aber wenig bis gar nichts gesehen), stolperte ich irgendwann über eine DVD mit „Lass es, Larry!“ drauf und war verwirrt, deutete die auf dem Titelbild gezeigte Pose von Larry David doch irgendwie auf ein recht ähnliches Format hin. Hm… Aber ja: Der Originaltitel ist sperrig, hat ein bis zwei schwerere englische Begriffe beisammen, da kann ich eine Anpassung schon verstehen. Aber diese? Hätte man auch lassen können.
3. Cheers / Prost, Helmut!
Dieses Beispiel gehört zwar auch in gewisser Weise in die Übersetzungs-Schublade, aber der Namenszusatz ist so goldig und passend zu Larry. Im ZDF hatte man versucht, den Klassiker unter dem Namen „Prost Helmut!“ zu zeigen. Das hat trotz (oder auch wegen?) Anpassung der Namen von Wirt Sam Malone („Hubert Milbe“) und Diane Chambers („Diane Zimmerlinde“) nur 15 Folgen lang gehalten. Na denn – Prösterchen!
4. Tinker Tailor Soldier Spy / König, Dame, As, Spion
Eine Serie, die ich nie gesehen habe, deren deutscher Titel mich aber immer im Bezug auf den tollen Guy Ritchie-Film „Bube, Dame, König grAs“ irritiert hat. Das wäre nicht passiert, wenn beide Formate einfach im oder zumindest näher am Originaltitel geblieben wären. Die Mini-Serie aus 1979 (oder auch den gleichnamigen und gleichübersetzten 2011er Film) hätte man eher mit „Bastler, Schneider, Soldat, Spion“ übersetzen müssen, der Film heißt im Original „Lock, Stock and Two Smoking Barrels“. Naja.
Okay, hier habe ich nur einen deutschen Trailer für den Film gefunden – dafür gibt es die komplette Mini-Serie (die mit vier Stunden auch nicht länger als die Extended Version eines „Herr der Ringe“-Filmes ist) auch als Stream. Hooray!
5. The Avengers / Mit Schirm, Charme und Melone
Da staunt ihr nicht schlecht, oder? Nein, Iron Man, Captain America und Co. haben nicht etwa eine Serie mit sehr seltsamen deutschen Titel erhalten, im Gegenteil, durch die Serie mit Patrick Macnee und Diana Rigg aus den 60er Jahren dürfte Marvel stets bemüht sein, sein „Marvel’s“ überall davor zu setzen. Tatsächlich empfinde ich den deutschen Titel hier aber durchaus als gelungen an. Inhaltlich natürlich komplette Quatsch, aber die Sprachmelodie ist sehr schön und der Titel mittlerweile eben absoluter Kult. Dürfte auch daran liegen, dass das eine andere Zeit war und dieser deutsche Titel vielen eben zuerst oder überhaupt nur bekannt war. Da wirkt der Originaltitel schon beinahe befremdlich.
Habt ihr noch weitere Beispiele für misslungene oder einfach nur überflüssige „Verdeutschungen“ von Serientiteln? Im Vergleich zu Früher und vor allem Filmen ist die Serienlandschaft ja zum Glück doch recht gut weggekommen, was Internationalisierung und Anpassungen angeht. Aber der ein oder andere Fall ploppt dann doch noch auf und führt zu Grundsatzdiskussionen in Videotelefonkonferenzen kleiner Serienblogs überall auf der Welt.
Eigentlich gehört die „X-Files“ auch in die Top 5, da man im deutschen neben dem schon erwähnten dämlichen Beititel aus vielen Akten eine gemacht hat – was keinen Sinn macht da Mulder und Scully über 220 derer untersucht haben. Selbst die Anglophoben Franzosen nennen die Serie seit vielen Jahren „X-Files“ und nicht mehr bei dem ziemlich dämlichen französischen Titel – schade das sich der Originaltitel noch nicht in deutschsprachigen Ländern durch gesetzt hat…
Das stimmt natürlich auch, wenig unsinnige Abänderung. Wobei (oder zumal) ja dann doch häufig von den „X-Akten“ gesprochen wurde.
Trackbacks
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
Black Doves: Trailer & Infos zur Agenten-Serie auf Netflix
Alle Wohnorte der X-Men
Traum Studios: Trailer zur „Alles steht Kopf“-Serie
Zufalls-Serientipp
Review: Cowboy Bebop – Staffel 1 (Netflix-Serie)
Aufreger der Woche
TV-Aufreger der Woche: Netflix scheitert beim Mike-Tyson-Kampf
Partner
WERBUNG