Das im Vereinigten Königreich die BBC eine Institution als auch ein Politikum ist hatte ich hier und da schon einmal erwähnt. Und genauso wie bei uns bei ARD und ZDF hat dies natürlich mit dem lieben Geld und den Rundfunkgebühren zu tun. Die Briten fahren ein ähnliches Modell wie wir Deutschen, mit einigen Besonderheiten was die Finanzierung angeht, denn auch die Staatskasse beteiligt sich in einigen Fallkonstellationen. Der Jahresbeitrag für die Fernsehzuschauer liegt im Übrigen deutlich niedriger als bei uns, erst recht, wenn man sich die Inhalte und die produzierte Qualität anschaut, die die BBC sowohl bei Serien und Dokumentationen als auch bei News und Co. an den Tag legen.
Aber das nur am Rande.
BBC iPlayer
Die Briten haben bei den Rundfunkgebühren die Regelung, dass man die TV Lizenz nur kaufen muss wenn man das Fernsehprogramm live schaut. Die reine Existenz eines Fernsehers löst anders als bei uns keine Lizenzpflicht aus. Eine Aufnahme des Live Programmes und das nachträgliche anschauen fällt im Übrigen natürlich auch unter „live“. Es gab und gibt für die Briten aber noch eine Art Schlupfloch: der BBC iPlayer. Hier kann man das Live Programm sehen und ausgesuchte Sendungen auch im nachhinein anschauen. Die Lizenzkosten für den BBC iPlayer liegen deutlich unter der TV Lizenz. Der BBC iPlayer ist nämlich kostenfrei. Dieses Schlupfloch wird man nun aber schließen, sprich, auch der Nutzer des BBC iPlayers darf demnächst die normale TV Lizenz bezahlen.
Wir Festlandeuropäer werden eh schon seit einiger Zeit durch die IP ausgegrenzt, für viele Fans britischer Serien ohne terrestrische Fernsehempfangsmöglichkeit der BBC Programme war dies seinerzeit eine traurige Nachricht. Die Signale, die man seit einigen Tagen von der Insel vernehmen kann, deuten aber an, dass wir in Zukunft durchaus wieder die Möglichkeit erhalten könnten, britische Serien und britisches Fernsehprogramm ohne großen technischen Aufwand – ob nun legal oder illegal – verfolgen zu können.
Britflix?
Der BBC wurde seitens der britischen Regierung nämlich die Erlaubnis im Rahmen der Neuverhandlung des „Royal Chapter“ (sowas wie die Sendelizenz) erteilt, eine eigene Streamingplattform zu konzeptionieren. Und dies tut die BBC nun in Zusammenarbeit mit anderen Anbietern wie ITV oder auch Produktionsfirmen wie beispielsweise Carnival Films („Downton Abbey“). Ziel ist es, neben dem Live Programm auch einen Zugang zum riesen TV Archiv der BBC und Co anzubieten, in dem man dann nach Lust und Laune stöbern kann. Mit anderen Worten, man plant ein mächtiges Konkurrenzprodukt zu Anbietern wie Amazon Prime, Netflix und Co. Daher läuft das Konzept, welches auf den BBC iPlayer aufsetzen soll, auch unter den Namen „Britflix“.
Allein die Archivmöglichkeiten würden mich schon bei einem annehmbaren Preis von einem „Britflix“ überzeugen. Das ist nämlich genau das, was mir bei Amazon, Netflix und Co fehlt. Es gäbe da noch einige BBC Serien, die ich mir mal anschauen wollen würde aber aktuell habe ich nur die Möglichkeit, mir – wenn vorhanden – die DVDs zu kaufen. Und wenn ich da so auf meine Liste schaue, würde sich ein drittes Abo neben Netflix und Amazon Prime schon rechnen.
„Sherlock“ und Co dann nur noch hinter der Paywall?“
Man muss übrigens keine Sorge haben, dass Serie wie „Sherlock“, „Doctor Who“ und Konsorten dann nur noch für die neue Plattform produziert werden und man keine andere Möglichkeit mehr hat, seinen Serienhelden zu folgen. Die Plattform soll nur eine zusätzliche Leistung sein. Zumindest in der mittelfristigen Planung.
Denn die Aussagen der britischen Regierung hierzu sind auch klar, sie gehen davon aus, dass die Zukunft des Fernsehens online stattfinden wird, daher erlauben sie auch eine entsprechende Konzeption. Die Idee einer solchen Plattform ist nämlich nicht neu, das gab es 2009 schon mal, wurde dann aber wegen Bedenken hinsichtlich eines ungleichen Wettbewerbes (Kartell) abgebrochen. Aktuell muss man als UK Bürger also dahingehend keine Sorgen haben. Die neue Plattform wäre auch in der TV Lizenz enthalten und müsste nicht zusätzlich bezahlt werden.
Welche Auswirkungen dies auf den internationalen Vertrieb der Erfolgsformate haben wird, muss man sehen, ich denke aber, dass die Lizenzen auch weiterhin international veräußert werden. Zukünftig sollte es also weiterhin möglich sein, „Sherlock“ und Co auch im deutschen Fernsehprogramm zu sehen. Ich habe zumindest noch nichts gegenteiliges gelesen.
Interesse?
Wäret ihr an einem derartigem Angebot interessiert? Würdet ihr neben euren bisherigen Abos noch ein zusätzlich eingehen, wenn dadurch die Möglichkeit bestünde, je nach Lust und Laune das riesige BBC Archiv nutzen zu können?
via: telegraph
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