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Serien können in ihrem Drehbuch noch so ausgefeilt und durchdacht konzipiert sein, einige Elemente ergeben sich erst im Laufe der Zeit. Verändernde Umstände, ein allgemeiner Sinneswandel oder Sympathien/Antipathien beim Publikum haben auch regelmäßig dazu geführt, dass Charaktere eine andere Entwicklung genommen haben, als man ihnen zunächst zustand. Darunter sind überraschender Weise auch einige Figuren, die eine derart prägende Rolle in ihren Serien eingenommen haben, dass man kaum glauben kann, dass sie ursprünglich lediglich für eine Folge oder eine Staffel vorgesehen waren. Hier ein paar prominente Beispiele. Weil ich in meiner Recherche dann doch auf einige bekannte Serienfiguren mehr gestoßen bin, als gedacht, habe ich die Liste mal ein bisschen ausgeweitet. Ein „AWESOME 7“ plus weitere fünf im „Wer fehlt noch?“-Ausklang am Ende.

1. Jesse Pinkman in „Breaking Bad“

Eigentlich sollte Jesse Pinkman in Folge Neun der ersten Staffel im Zuge eines schiefgelaufenen Drogendeals sterben, so dass Walter White danach ein Motiv zur Racheverübung besitzt. Folge Neun? Ja, richtig – die gibt es gar nicht. Die erste Staffel hat es nur bis Folge Sieben geschafft, da der 2008er Autor:innen-Streik zu einer Aussetzung der Arbeiten geführt hatte. Das hat dazu geführt, dass Vince Gilligan genug Zeit hatte, um die Wirkung des Charakters in der Öffentlichkeit mitzubekommen und die ursprünglichen Pläne auf Eis zu legen. So konnte Schauspieler Aaron Paul letztlich unter anderem drei Emmy Awards für seine Darbietung erhalten. Richtige Entscheidung!

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Eine andere Figur in „Breaking Bad“, deren Schicksal verändert wurde, ist Skyler. Walts Ehefrau hätten einige Fans der Show gerne früher oder später aus der Show geschrieben gesehen. In Staffel Fünf soll tatsächlich kurz konkret über die Möglichkeit gedacht worden sein, dass sie Selbstmord begeht.

2. No-Ho Hank in „BARRY“

„BARRY“ wäre ohne den tschetschenischen Gangster No-Ho Hank nur halb so gut. Dabei sollte die zunächst vernachlässigbar kleine Figur eigentlich bereits in der allerersten Folge sterben. Schauspieler Anthony Carrigan hat aber derart mit seiner besonderen Art imponiert, dass er überleben durfte. Nachdem die Serie grünes Licht bekommen hat, haben Bill Hader und Alec Berg dafür gesorgt, dass No-Ho Hank weiter vorkommt, weil der Charakter so lustig ist.

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3. Eleven in „Stranger Things“

Noch surrealer wirkt der Gedanke, „Stranger Things“ ohne DIE Hauptfigur Eleven zu erleben. Eigentlich sollte sich die Figur am Ende von Staffel Eins opfern. Als weitere Folgen für die Serie in Aussicht kamen, hat man das Ende zumindest schon einmal bewusst wage gelassen. Nach diversen Award-Nominierungen und -Gewinnen für Darstellerin Millie Bobby Brown stand dann die Entscheidung für eine länger ausgerichtete zentrale Rolle der Figur.

The Duffer Brothers haben übrigens auch Steve Harrington gerettet, der eigentlich nur als plumper Douchebag in Staffel Eins vorkommen sollte. Hier hat Joe Keery der Figur aber unerwartete Facetten geliefert, so dass man sie (wie ich finde dann doch deutlich merkbar angepasst) weiter dabei behielt.

4. Jack Shephard in „LOST“

In diesem Fall kam es nicht nur zu unerwartet mehr Screentime für eine Figur, sondern auch für einen Darsteller. Ursprünglich sollte Michael Keaton die Rolle des Jack Shephard in „LOST“ spielen, der das Engagement nur annahm, weil die Figur am Ende der Pilotfolge sterben sollte. Indem man die vermeintliche Hauptrolle überraschend sterben lässt, wollte man dem Publikum den Boden unter den Füßen wegziehen. Danach wäre Kate Austen (gespielt von Evangeline Lilly) Lead geworden. Letztlich haben J.J. Abrams und sein Team sich jedoch dagegen entschieden, das man kein Gefühl schaffen wolle, dass man der Sendung nicht trauen könnte. Weil Keaton die echte, langfristige Hauptrolle zu viel war, wurde letztlich Matthew Fox das Hauptgesicht der Serie.

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Jin-Soo Kwon (Daniel Dae Kim) hat es übrigens auch nur dank Autorin Monica Macer über die erste Staffel hinaus geschafft, die sich für einen Verbleib des Charakters eingesetzt hat.

5. Carol Peletier in „The Walking Dead“

Fast so seltsam wie die Tatsache, dass ich aus dem Gedächtnis nicht hätte sagen können, wie Carols Nachname lautet, ist, dass diese so prägende Figur der Serie ursprünglich schon verhältnismäßig früh dran glauben sollte. Eigentlich sollte Carol im Zuge der Gefängnis-Geschichte in Staffel Drei sterben. Aufgrund ihrer Beliebtheit wurde dann jedoch kurzerhand Nebencharakter T-Dog an Stelle ihrer geopfert.

Skurriler Weise hat ihr emotionaler Best Buddy Daryl eigentlich überhaupt nicht existieren sollen. Schauspieler Norman Reedus hatte für die Rolle des Merle Dixon vorgesprochen, diese aber nicht erhalten. Einen Eindruck hat er dennoch hinterlassen, so dass kurzerhand ein gar nicht in der Comicvorlage existierender Bruder erfunden wurde. „The Walking Dead“ ohne Carol und Daryl? Kaum vorstellbar.

6. Kenny in „South Park“

Kennys Tod war bereits für Folge Eins vorgesehen. Und Zwei. Und Drei… Wir alle kennen den morbiden Running Gag der Sendung. Aber irgendwann wurde es den Machern dann doch zu aufwendig, ständig mit neuen „Oh mein Gott, sie haben Kenny getötet!“-Momenten aufwarten zu müssen. In der Folge „Kenny Dies“ in Staffel Fünf sollte der nuschelnde Charakter endgültig sterben. Die Idee, ständig neue Figuren als wechselnden Ersatz in der Vierergruppe an Hauptcharakteren ausdenken zu müssen, wurde allerdings ähnlich nervig und letztlich hat man die Figur so sehr vermisst, dass sie in der letzten Szene von Staffel Sechs einfach wieder auftauchte:

7. Spike in „Buffy the Vampire Slayer“

Auch hier haben wir es mit einem skurrilen Doppelfall von „Überraschend überlebt“ zu tun. Spike sollte eigentlich in der Staffel, in der er auftauchte, bereits nach fünf Folgen Anwesenheit von Angel getötet werden, um Buffy Herzzerbrechen zu bereiten. Der wiederum sollte selbst bereits nach zwei Staffel aus dem Drehbuch gestrichen werden, blieb dann aber doch etwas länger und bekam mit „Angel – Jäger der Finsternis“ gar ein eigenes Spin-off, das über fünf Staffeln lief.

Wer fehlt noch?

Tatsächlich gibt es noch etliche weitere Figuren, die das einst für sie erdachte Schicksal austricksen und länger bestehen konnten. Prominente Beispiele von meiner Shortlist: Nicholas Brody (Damian Lewis) in „Homeland“ sollte eigentlich am Ende von Staffel Eins sterben, wurde durch seine tolle Performance und Chemie mit Claire Danes dann aber doch noch am Leben gelassen (schade, wie ich finde, da die Serie auch gut nach Staffel Eins hätte zuende sein können…). Julianna Margulies war eigentlich nur für einen Gastauftritt in „Emergency Room“ engagiert worden, doch ihr Charakter Carol Hathaway hat so gut beim Publikum getestet, dass sie kurzerhand die Drogen-Überdosis der Pilotfolge überlebt hat, um letztlich in insgesamt 135 Folgen(!) dabei zu sein. In der US-Adaption von „The Office“ sollte Michael Scott Meredith in der Folge „Fun Run“ der vierten Staffel nicht nur die Hüfte lädieren, sondern sie umbringen. Die Castor-Klone in „Orphan Black“ waren eigentlich nur für die Dauer von sechs Episoden vorgesehen. Und Klaus Mikaelson in „The Vampire Diaries“ sollte am Ende von Staffel Drei sterben, bekam dann aber gar mit „The Originals“ sein eigenes Spin-off.

Fallen euch noch prominente Beispiele von Serien-Charakteren ein, deren Schicksal sich drastisch geändert hat? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Bilder: AMC, Showtime, Netflix, abc, AMC

Beitrag von:
Sonntag, 15. Oktober 2023, 09:00 Uhr
BarryBreaking BadSerienStranger Things
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3 Kommentare

  • Holden

    Boyd Crowder aus JUSTIFIED sollte eigentlich, wie in der darauf basierenden Kurzgeschichte, am Ende der ersten Folge sterben, aber wie so oft wurde die Performance des Schauspieler für so gut befunden, dass man ihn am Leben ließ. (Leider sorgte dies für so manchen unnötigen Subplot, aber das ist eine andere Geschichte. )

    • Interessantes Beispiel. Dachte mir schon, dass das nicht immer ausschließlich mit positiven Konsequenzen daher kommt.

      • JohnLuther

        Also das Boyd Crowder überlebt hat, ist das Beste was Justified passieren konnte… Für mich (und enorm viele andere) einer der Hauptgründe für den Erfolg.

        Die 5min mit ihm im Ableger Justified: City Primeval haben auch die gesamte restliche Staffel in den Schatten gestellt.

        Pinkmann und No-Ho waren nur folgerichtig und sehr gute Entscheidungen, Carol und Daryl waren mir wie nahezu jeder Charakter bei TWD eh nahezu egal… Brodys Ende in Staffel 1 wäre perfekt gewesen, aber das haben sie sich leider nicht getraut und es unnötig in die Länge gezogen.

        Und die Kastor-Clone hätte man sich komplett sparen sollen. 6 geplante Folgen wären schon zu viel gewesen, jede weitere mehr sowieso. Jede Minute Screentime ohne Maslany ist schade.

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