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Review zum Serien-Auftakt

Better Call Saul S01E01 – Uno

9. Februar 2015, 14:04 Uhr
Better-Call-Saul_S01E01_01

Endlich! 436 Tage nach dem Finale von Breaking Bad bekommen wir endlich richtiges Frischfleisch aus Alberquerque. Better Call Saul hat in der letzten Nacht Premiere gefeiert – und keinesfalls enttäuscht. Während Jonas in Berlin weil um Odenkirk himself zu interviewen, habe ich mir den Piloten angeschaut und übernehme für heute das Review hier.

Better Call Saul Guide


Zu Premiere werden Zimtschnecken gereicht. Von Saul persönlich, der als Fachkraft in einer Schwarz-Weiß-Bäckerei arbeitet. Neben der Farbe im Gesicht sind auch die Haare auf dem Kopf gewichen, auch Freunde scheint der eloquente einstige Anwalt nicht zu haben. Was man zunächst vielleicht für eine Rückblende halten könnte, entpuppt sich spätestens am Ende der Szene als Vorschau. Eine Zukunft, in der Saul scheinbar emotional an seine große Zeit zurück denkt, als er noch nicht einsam und das Fernsehen noch farbig war.

„Just use flowers that look expensive. But aren’t.“ (James)

Zurück auf Anfang: Saul heißt 2002 noch James McGill und probt aufgeregt den Ernstfall als Staatsanwalt auf dem Klo. Liebe zum Detail, schöne Kamera-Shots – qualitativ ist man schon einmal auf Breaking Bad-Niveau, sehr schön. Man nimmt sich merklich Zeit, inszeniert für die Charaktere als quälende empfundene Längen auch entsprechend für den Zuschauer, Auflösungen werden mit gekonntem Timing gespielt. Die Situationen mit der stummen Abschluss-Rede der Anklage hat mir ähnlich gut gefallen wie die Auflösung der ersten Skateboarder-Szene. Und man setzt dabei auf Retro-Charme. VHS, Aufklapp-Handys, oder auch ein recht billig gemachter Vorspann (den man einzig als „kurz und knackig“ deuten kann, wenn man es nicht allzu negativ ausdrücken möchte).

Better-Call-Saul_S01E01_02

Gekonnt wird uns ein ambitionierter aber erfolgloser Anwalt gezeigt, der zwar bereits einige schöne argumentative Spielchen drauf hat, aber noch nicht konsequent genug durchzieht. Die große Stärke von James und der Sendung: die Wortgewandtheit. Uns dürften in den nächsten Jahren Sprüche am Fließband geliefert werden. Gegen Ende der Folge wird mehr und mehr Fahrt aufgenommen und in den Sequenzen, in denen McGill Jr. aufdreht, bekommen wir bereits das Potenzial der Figur zu hören.

„The only way this is a 500-Dollar car is when there’s a 300-Dollar hooker in it.“ (James)

Jetzt wissen wir jedenfalls auch, woher Saul sein Fable für Schönheitssalons her hat. Und eben auch, wie weitere Entwicklungen in Gang gesetzt wurden. Die Grundlagen werden nämlich bereits in Folge Eins (und somit vielleicht etwas schnell?) geschaffen: James soll seinen Namen ändern und steht finanziell mit dem Rücken an der Wand. Keine Abkürzungen? Unfug – Jimmy findet den ersten Gedanken, Kleinkriminelle zu vertreten.

Aber auch hier wird natürlich ein Hintergrund geschaffen, der uns das Handeln James‘ moralisch erträglich werden lässt. Private Schulden, ein schwer kranker Vater und eben das fehlende Ego. „Chuck ist nicht habgierig, er möchte nur zwei Gebäckteile – und mehrere Millionen“. Ein vermeintlicher Kampf gegen Windmühlen mit einem Vater, der scheinbar eher peinlich berührt von der bisherigen Karriere des Sohnemanns ist, denn tatsächlich an ihn glaubend. Dürfte spannend werden, ob hier auch ein familiäres Versteckspiel wie bei den Whites gespielt wird, was die späteren Inhalte der Arbeit Sauls angeht.

„I’m number one in your speed dial – right next to your weed dealer.“ (James)

Überraschend erhalten wir am Ende der Folge dann tatsächlich noch einmal prominenten Besuch aus Breaking Bad. Das dürfte sein Einstieg in das dickere Business werden – und die Serie doch recht rasch in rasante Fahrwasser geleiten.


Ich hatte große Angst, dass das ein Reinfall wird. Nach den Trailern konnte man das Format schlecht einschätzen und die Erwartungen waren hoch. Doch die Premiere hat keinesfalls enttäuscht. Die Figur des Saul/James funktioniert noch immer und die kleine Zeitreise ist bisher sehr gelungen inszeniert. Klar, das wird kein Breaking Bad, aber sicherlich um einiges kurzweiliger und weniger schwerfällig. Bisher habe ich mich jedenfalls bestens unterhalten gefühlt und freue mich auf weitere Folgen. Das geht zum Glück recht schnell, denn der zweite Teil des Auftaktes steigt bereits heute Nacht.

Jonas Meinung

Ein super Einstand. Es fühlt sich an wie damals im Jahr 2008, als Breaking Bad startete. Viel Comedy, aber auch Melancholie bestimmen die ersten 45 Minuten der neuen Serie. Unser Antiheld Saul ist noch als Jimmy unterwegs, welcher einsehen muss, dass er mit ehrlicher Arbeit nicht wirklich über die Runden kommt – ganz wie Walter White damals in Breaking Bad. Natürlich kann man diese starke dramaturgische Anlehnung von Better Call Saul an Breaking Bad kritisieren; Vince Gilligan, Autor von beiden Serien, hat die Erfolgsformel angepasst aber nicht geändert. Meiner Meinung nach ist das jedoch die Stärke der Serie, denn die Breaking Bad Zutaten funktioniert auch bei Better Call Saul. Sehr fein wird der Charakter Jimmy McGill (der spätere Saul) dargestellt, seine Wünsche, seine Ängste und seine Schwächen.

Deswegen würde ich mich Maik nicht anschließen der schreibt, dass wir hier kein neues Breaking Bad sehen. Schließlich brauchte auch Breaking Bad etwas Anlauf, um sich aus einem komödiantisch-melancholischen Drama, zu einem nervenaufreibenden Thriller zu erheben.


Better Call Saul vermag es, zumindest mit der ersten Folge, die Fußstapfen des großen Bruders auszufüllen. Hoffen wir, dass es so weiter geht.

Bilder: Netflix.

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Beitrag von:
Montag, 9. Februar 2015, 14:04 Uhr
Better Call SaulReview
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5 Kommentare

  • Ich muss leider bis Mittwoch warten! Konnte es mir aber nicht verkneifen den Artikel hier zu lesen :D

    Kann man fragen wie du zu dem Vergnügen, die Serie vor Deutschlandstart schauen zu können gekommen bist oder war es illegal :D

  • Holy Shit! Vorab muss ich sagen, dass ich mir die Folge auch noch nicht angeschaut habe aber was ich hier lese, freut mich einfach. Ich hatte ein wenig Zweifel wie Umsetzung wird. Natürlich war ich vollkommen aus dem Häuschen, als man damals veröffentlichte das Saul eine eigene Serie erhält, dennoch musste man schauen was sie draus machen, scheinbar haben sie wenig falsch gemacht. Ich freue mich! Danke für das Review.

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