Die aktuelle Folge war ganz kurz davor sehr weird und fremdschämerisch zu werden. Auch wenn der Versuch der Drehbuchautoren eine romantische Situation zwischen Kurt und Jane aufzubauen verständlich ist, aber warum muss man denn auch jeden Plotpunkt einer stereotypischen Crime-Investigation Serie abhaken. Ähnlich verhält es sich mit Zapata am Ende der Folge, klar, eine derartige Serie kommt nicht ohne Maulwurf im Team aus. Hätten wir noch einen Plotpunkt, den wir noch nicht abhaken konnten?
Das liest sich natürlich jetzt recht negativ aber die Punkte kommen in fast jeder Serie mit einer derartigen Story vor und die Serie hangelt sich eben über bekanntes Terrain. Das ist dann wohl der Preis, den man zahlen muss, da man ansonsten immer noch recht gut unterhalten wird. Sofern die weiteren Folgen in der Art der fünften Folge aufgebaut sein werden, haben wir hier eine wirklich okaye bis gute Serie, für die man sich wahrlich nicht schämen muss, wenn man sie schaut.
Handlung
Das Tattoo der Woche beginnt mit einer Entführung eines arabischstämmigen Mannes in einem Taxi und endet auf einem Friedhof in einem Mexican-Face-Off zwischen dem FBI und dem CIA. In der Zwischenzeit muss Weller und Co eine Geiselnahme beenden.
Diese Geiselnahme wäre natürlich nicht unbedingt ein Fall für das FBI aber hier finden Patterson und ihr Google-Datenbank-Report schnell eine Verbindung zu Janes Tattoos. Die Adresse des Gebäudes steht verschlüsselt auf Janes Körper. Ausreichend Beweis, dass man da mal vorbei schauen sollte. Gesagt, getan.
Die Geiselnahme verläuft auch zunächst wie erwartet. Ein wenig Spannung baut die Folge auf wenn Weller versucht etwas Zeit zu gewinnen, in dem er mit dem Geiselnehmer verhandelt und sogar einen Zeitaufschub von noch einmal 30 Minuten erreichen kann. Das ungute Gefühl, welches Weller hat, bestätigt sich sofort, die Geiselnehmer beginnen die Geiseln zu erschießen. Das FBI stürmt daraufhin das Gebäude und kann die Geiselnahme beenden. Kurt und Jane finden etwas später einen unterirdischen Raum in dem weitere Leichen herum liegen. Einer von ihnen ist auf einem Stuhl gefesselt.
Bevor man sich dem fragenden Gesicht von Weller anschließen kann, überwältigt Jane einen plötzlich auftauchenden Mann in Schwarz. Wie sich herausstellt haben wir hier einen geheimen Ort des CIA, in dem sie einen ehemaligen Überläufer festgehalten hatten, der zwischenzeitlich wieder zurück in seiner alten Terrororganisation war und an „dreckigen Bomben“ bastelt. Die Geigerzählen liegen schon parat.
Die ganze Geschichte zu diesem Ort und dem Mann hören wir von keinem Unbekannten, Carter, der Mann, der am liebsten Jane tot sehen will, taucht an jenem Ort auf und rückt die Situation für uns und die Schauspieler in ein verständlicheres Licht.
Jane findet in der Zwischenzeit heraus, dass etwas ganz anderes vor ihren Augen vonstattenging. Die Geiselnahme war nur ein offensichtliches Ablenkungsmanöver, um Dodi Dabbur Zann aus den Fängen des CIA zu befreien. Was auch gelang.
Ein klein wenig Recherchearbeit später kann das FBI Dodi und seine Mannen auf einem Friedhof ausmachen und es beginnt eine wilde Schießerei. Eine sehr smarte Idee der Drehbuchautoren, die toten Terroristen könnten so gleich vor Ort begraben werden. Und das Risiko, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen, ist sehr gering. Und was noch wichtiger ist, man hätte sich sonst gewundert, wie man in aller Öffentlichkeit, sagen wir mal am Times Square, eine solche Schießerei verantworten kann. Von daher eine gute Wahl.
Weller und Co obsiegen auch und können die dreckige Bombe, radioaktiv und in einer Urne versteckt, in ihre Obhut nehmen. Dodi müssen sie allerdings nach einem Face-Off zwischen Mayfair und ihrem FBI und Carter und seinem CIA an Carter übergeben. Mayfair tut dies um Jane zu schützen, so wie sie es bereits ein paar Minuten vorher getan hatte, als Carter sie bereits im Fadenkreuz seines Sturmgewehres hatte.
Beim Face-Off hätte es eigentlich noch gefehlt, dass sich Dodi über beide, FBI und CIA, lustig macht und so etwas sagt wie „Genau aus diesem Grund werden wir irgendwann gewinnen“. Mir hätte eine solche Anmerkung gefallen. Aber nehmen wir die Szene mal als offenen Fingerzeig der Drehbuchautoren gegenüber diesen Einrichtungen wahr, insbesondere, da das CIA ja offiziell gar nicht im Inland agieren darf und dies derzeit ein Thema in den USA ist. Drohnen und so – you know.
Die Episode endet dann im Auto von Carter, der Zapata – wir erinnern uns an die Spielschulden – einen Umschlag überreicht, mit den warmen Worten, ihm alles über Jane zu erzählen.
Fazit
Mir hat die Folge bis auf die romantisch angehauchte Szene zwischen Kurt und Jane sehr gut gefallen. Sie war wahnsinnig dicht inszeniert und hatte einen sehr logischen Spannungsaufbau und Handlungsverlauf. Sie dürfte die erste Folge gewesen sein, die von Anfang bis Ende echt rund war. Ok, ich lege mich fest, das war bisher die beste Folge der Serie.
Die Folge schafft es eine gute Balance zwischen den emotionalen Szenen zwischen Kurt und Jane – beim Abendessen bei der Schwester, zwischen der Geiselnahme, als Kurt Jane abends nach Hause bringt – aufzubauen ohne dabei den actionlastigen Fall der Woche zu vergessen. Das emotionale Band; sprechen wir es doch mal aus: alle wollen dass es Jane ist!; zwischen Kurt und Jane war noch nie so intensiv wie in dieser Folge. Aber dennoch war es sehr komisch, diese zwei Minuten und dieses Gefühl „gleich küssen sie sich“ – man konnte kaum hinschauen. Dafür wäre es viel zu früh gewesen. Aber auch die Andeutung war für mein Empfinden noch zu früh.
Ein interessanter Move der Drehbuchautoren ist, dass Jane an der eigenen Geschichte zweifelt. Sie fühlt sich nicht wie Jane und sie kommt mit den Erwartungen nicht zurecht, die Weller ihr gegenüber – Jane gegenüber – hegt. Sorgt für etwas Dynamik in der eigentlichen Story der Serie. Wenn auch keine echte Entwicklung. Die weiteren Erinnerungen aber könnten noch recht interessant werden. Sie kann sich nämlich an einen Keller erinnern, in dem sie als Kind gebracht wurde und sie war dort nicht allein. Da waren noch weitere Kinder, die ängstlich auf ihren Betten kauerten. Diesen Raum scheinen die FBI Leute ebenfalls im Rahmen dieses Falles gefunden zu haben. Das war dann auch bestimmt der eigentliche Sinn des Tattoos. Warum und wie das Tattoo auf Janes Körper kommen konnte fragt sich nun auch Jane. Da wir die Story rund um Daylight kennen, erkennen wir bereits einen kleinen Zusammenhang. Die Geiselnahme dürfte daher eher zufällig in den Handlungsrahmen gestolpert zu sein.
Was der Top Move der Folge war und hoffentlich noch eine ganze Weile bis tief in die erste Staffel andauern wird, ist die Installation von Carter als für mich klaren Gegenspieler der ersten Staffel. Und Michael Gaston spielt Carter so energisch und irgendwie auch minimalistisch, dass einem die Faust in der Hose aufgeht. Man verteilt so langsam seine Sympathien und Carter wird wohl am Ende nichts davon abbekommen. Reade aber irgendwie auch nur ganz wenig, seit zwei Folgen ist er ein wenig aus der Handlung herausgenommen. Zapata hat zumindest die Hintergrundgeschichte mit den Spielschulden und dem nun angedeuteten Nebenjob. Aber wofür haben wir Reade? Ich vermute mal, das werden wir noch erfahren.
Mayfair hat mich heute überrascht indem sie sich und ihre Position das erste Mal so richtig für Jane eingesetzt hat. Was auch Jane aufgefallen ist.
„Blindspot“ hat sich für mich heute wirklich zu einer zwar etwas wuschigen aber großartig unterhaltenden Serie gemausert, zwar an vielen Stellen für eine Crime-Investigation-Something Serie etwas zu unpassend lustig, ich denke da an den Applaus des Publikums bei Wellers Versuch eine paar Minuten Aufschub bei der Geiselnahme zu verhandeln, aber so langsam nimmt die Serie eine Form an, die man getrost in lauter Runde verteidigen kann als wohl eines der Highlights der diesjährigen Season. Das Tempo der Serie ist zwar recht hoch aber nicht zu schnell. Man kann dem immer noch folgen.
Das Kurts Schwester den gemeinsamen Vater abends zu sich eingeladen, hat um Kurt zu überraschen, nehmen wir erst mal nur zur Kenntnis. Da wird bestimmt in der kommenden Folge ein größerer Handlungsplot.
Bilder: NBC
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