Die aktuelle Episode von „Blindspot“ ist für mich die erste Episode die nach größerem Popcorn-Kino schmeckt, da sie sehr schön strukturiert und fesselnd daher kommt, mit einem Schuss Action, Cleverness und dem „emotional touch“ zwischen den handelnden Personen, den es benötigt, um etwas Großes zu werden. Und ich bin langsam aber sicher davon überzeugt, wenn die Produzenten bei ihrer Art bleiben, dass wir noch viele Tattoos vor uns haben werden.
Handlung
Was ich ganz interessant finde, ist, dass die Episode so gut ist obwohl wir dieses Mal kaum hinter das große „Warum-Mysterium“ schauen. In dieser Episode steht das zwischenmenschliche eher im Mittelpunkt, ganz nebenbei wird auch noch bei Weller ein kleiner Verdacht gesät, der bestimmt noch interessant werden könnte. Patterson erzählt ihm nämlich von der geheimen Akte, die sie vor einigen Episoden gefunden hatte, mit Mayfairs Namen als verantwortlicher Agent, aber Patterson den Eindruck hat, dass Mayfair etwas verheimlicht. Noch scheint Weller dem nicht nachzugehen, das Gesicht sagt aber, dass er da mal einen Blick drauf werfen sollte. Da könnte etwas an seiner inneren Loyalität angebrochen sein.
Apropos gebrochen: Sein Vater erfährt nun endlich von seinen beiden Kindern, dass Taylor offenbar doch nicht tot ist und sich alles zum Guten aufklären könnte. Auch Weller selbst ist anwesend, zwar immer noch eher passiv und zurückhaltend, er lässt aber zu, dass sein Vater seine Hand hält während er innerlich und äußerlich erzittert. Man sieht ihm an, was diese Tatsache, sollte sie sich wirklich bewahrheiten, für ihn bedeuten würde. Wobei ich ja eigentlich dachte, dass er im Gefängnis sitzt. Scheinbar habe ich das falsch verstanden.
Das alles passiert aber erst am Ende der Folge.
Am Anfang haben wir eine thematische Klammer, die erst am Ende wieder geschlossen wird. Jane träumt zu Beginn der Folge von einer leidenschaftlichen Nacht mit einem Mann mit einem Baumtattoo auf dem rechten Unterarm. Und genau jener Mann taucht am Ende wieder auf und beobachtet Jane, als sie wieder ihre Wohnung betritt. Haben wir hier einen zweiten Mann, der sich um Jane sorgt, sozusagen der Beginn eines Liebesdreiecks? Oder hat er andere Absichten?
Womit wir bei einem Handlungsschwerpunkt der Episode wären. Jane und Weller beschließen nämlich beide unabhängig voneinander etwas auf Abstand zu gehen. Bei Jane sind es die Bedenken, dass es sich bei dem Mann aus dem Traum um Weller handeln könnte. Also das der Traum keine Erinnerung ist sondern ein tieferer Wunsch, ein Verlangen. Weller ändert sein Verhalten ein wenig, da er von Mayfair etwas angezählt wurde, er solle seine Objektivität nicht verlieren.
Womöglich hat sie noch andere Hintergedanken. Ansonsten kommt Mayfair in dieser Folge aber nicht vor
Am Ende der Episode nähern sich beide aber schon wieder etwas an, als Weller ihr anbietet, sie könne auch das Team wechseln bzw. er sich von ihrem Fall ablösen lassen, sie dies aber ausschlägt, da sie auf ihn setzt und auf seine persönliche Bindung zu dem Fall.
Also zu ihr.
Der Fall der Woche ist dieses Mal anders als bisher. Die Spannungskurve steigt nämlich zweimal an und die Charakteristika der Person, die in diesem Fall im Mittelpunkt steht, lässt vermuten, dass wir sie nicht das letzte Mal gesehen haben dürften. Es geht um eine Tracking App für Navigationsgeräte in Fahrzeugen, die eigentlich nicht getrackt werden wollen. Fahrzeuge von Prinzen oder auch Waffentransporter beispielsweise. Diese App hat ein Logo, welches sich selbstredend auf Janes Körper befindet.
Die erwähnte Person ist eine Hackerin namens Ana, die diese App entwickelt hat, allerdings nur auf dem Papier und im Vertrauen, dies für die NSA zu erledigen. Was sich natürlich als Unwahrheit herausstellt.
In diesem Zusammenhang sieht man übrigens die wohl lustigste Szene ever bisher. Patterson referiert gefühlte 10 Minuten über die Schwierigkeit einen Programm Code zu entschlüsseln, um hinter die eigentliche Entwicklung zu kommen, um so auf die Hintermänner und – frauen zu stoßen. Sie vergleicht dies mit einem Heuhaufen und der berühmten Nadel. Allerdings besteht der Heuhaufen nur aus Nadeln und die eine Nadel unterscheidet sich eigentlich äußerlich auch nicht von den anderen Nadeln. Ratlose Gesichter aller Orten. Ist die Hoffnung auf eine schnelle Lösung dahin?
Natürlich nicht. Patterson kommt auf die Idee, die „Charakteristik“ des Codes einfach mal analysieren zu lassen, die meisten Hacker haben eine gewisse „Handschrift“. Vielleicht …
Gesagt, gefunden. Keine fünf Sekunden nach dem Referat über Heuhaufen ist Ana entdeckt. Und niemand wundert sich.
Ein Teufelsweib, diese Patterson.
Mit Ana erhalten wir eine sehr smarte Frau, die es technisch mit Patterson aufnehmen kann, was dann auch des Öfteren in der Episode passiert und für zukünftiges angedeutet wird. Aber alles sehr sympathisch und eher comic relief mäßig. Die Chemie zu den „Kollegen“ passt, nur Weller scheint nicht so recht warm mit ihr zu werden. Ich würde es im Übrigen sehr begrüßen, wenn man Ana fest im Ensemble aufnehmen würde. Es wäre eine echte Bereicherung. Für das Team, die Dynamik zwischen den Figuren und der Serie an sich.
Mit Anas Hilfe können sie dann den Drahtzieher finden und ausräuchern, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn das nicht wirklich beabsichtigt war. Die App bzw das Programm ist zerstört. Abspann. Nächste Folge.
Nope!
Denn die eigentlichen Drahtzieher warten schon in Anas Wohnung und zwingen sie, das Programm zu reaktivieren. Dies erfolgt dann auch, allerdings kann Ana auf diesem Wege Hinweise an Patterson übermitteln, die dazu führen, dass es zu einem Showdown zwischen den bis an die Zähne bewaffneten Männern einer russischen Waffendealervereinigung-Something und Weller und seinem Team kommt. Mit dem besseren Ende für das FBI und der fast schon lustigen Szene, wie Weller die Handgranate nimmt, die eben einer der Männer noch auf sie werfen wollte und diese nun in den offenen Lieferwagen wirft und damit nicht nur den letzten Attentäter sondern auch gleich die gesamte Waffenlieferung in die Luft jagt.
Auch bei Reade und Zapata geht ein wenig weiter, Reade bemerkt nicht das erste Mal, das Zapata etwas mit sich herum trägt. Er muntert sie auch auf, mit ihm darüber zu reden. Der Antwort von Zapata könnte man auch entnehmen, dass die beiden mal etwas miteinander hatten.
Zapata zahlt in Übrigen ihren Brooker aus, die Büchse der CIA Pandora ist nun also geöffnet.
Fazit
Eine wirklich gut unterhaltende Episode mit einer gut aufgelegten Aimee Carrero (Ana), die in den Szenen ihres Auftrittes insbesondere in den Dialogen mit Patterson nicht nur viel Spaß macht sondern auch schon irgendwie interessanter wirkt als Stapleton alias Kurt Weller in den bisherigen fünf Episoden zusammengenommen.
Ich habe eh den Eindruck, dass die Frauen in dieser Serie klar den Ton angeben. Mayfair, Jane, Patterson und nun auch Ana, mit kleinen Abstrichen auch Zapata, sind die klaren Protagonisten. Sie besitzen bereits ein wiedererkennbares Charakteristikum inklusive einer bereits wahrnehmbaren Entwicklung in ihrer Figur, jede auf ihre Art und Weise überzeugend und sympathisch. Reade und Weller kommen da noch lange nicht ran. Wobei ich mal vermuten würde, Reade rettet irgendwann mal Zapata vor ihrer Spielsucht und der CIA und Weller bleibt bei seiner Jane und muss bis zur letzten Folge der Serie hoffen.
Es wird schnell klar, dass Jane mit Ana bereits ein tieferes Verhältnis in dieser Episode aufgebaut hat als mit zu ihren Teamkollegen in den bisherigen Folgen. Der Figur der Jane könnte die Beziehung im weiteren Verlauf der Staffel aus meiner Sicht nur vom Vorteil sein, wenn sie diese Beziehung intensivieren und stabilisieren könnte. Sie dürfte sich damit vom FBI emanzipieren, die momentan alles sind was sie hat.
Das „Geheimnis“ dieser funktionierenden Beziehung dürfte allerdings keines sein, denn Ana erwartet von Jane rein gar nichts und schon gar nicht, dass Jane Taylor sein muss, insbesondere bei Weller darf man da von einer anderen Motivation ausgehen. Das Motiv aus der letzten Episode wird hier auf anderem Weg weitergeführt.
Was mir immer noch nicht so gefällt ist die Geschichte rund um Zapata, ich glaube, dass hatte ich schon mal angedeutet. Ich mag diese grds. Spielsuchthintergrundgeschichte im Zusammenhang mit der nun wohl aktivierten Doppelagententätigkeit überhaupt nicht. Zapata tat mir Regel recht leid, als sie völlig fertig und mit echt krass verschwitztem Shirt am Laptop saß als sie Besuch von ihrem Brooker bekam. Kann die nicht mal jemand in den Arm nehmen? Ich glaube aber dass sie dieses doppelte Spiel nicht lange durchhalten wird.
Ich bin im Ubrigen gespannt ob sie nun mit dem Tattoo der Woche wieder von vorne beginnen. Ana hat nämlich durch ihren Scharfsinn und ihren Adlerblick ein verstecktes Tattoo in einem anderen Tattoo entdeckt, was sie nun veranlassen wird, so die Ansage von Weller, alle entzifferten Tattoos noch mal nach weiteren Rätseln zu untersuchen. Denke aber, dass wir das nicht mitbekommen werden.
Etwas enttäuscht bin ich vom Ende des Falls der Woche, die russischen Superkriminellen haben sich mal echt dämlich angestellt, das hätte man auch weniger „unfähig“ lösen können.
Mildert meine positive Meinung über „Cede Your Soul“ aber nicht im Geringsten.
Erkenntnis der Woche
Abschließend der Hinweis auf die seit einigen Tagen entschlüsselten Episodentitel, die so für sich genommen bisher nicht wirklich Sinn gemacht haben. Bei den Episodentiteln handelt es sich um Anagramme. Die Verantwortlichen haben dies diese Woche bestätigt, ein sehr cooler Einfall wie ich finde. Hier kann man eine Diskussion rund um die bisherigen und bereits bekannten Titel verfolgen.
Aneinandergereiht ergeben die entschlüsselten Episodentitel sogar noch ein weiteres Geheimnis Preis. Wie bei den lustigen Taschenbücher ergeben die Titel einen Zusammenhang. Hier ist es offenbar ein erhellender Satz.
Bisher lautet dieser:
„Who is Jane Doe? Taylor Shaw the missing girl or maybe not. Will the past cloud our eyes.“
Ist das weird oder was?
Bilder: NBC
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