Wir hatten das Glück, die ersten Folgen der neuen Netflix Serie vorab zu sehen sowie Interviews mit dem Cast und den Autoren zu führen. In Bloodline geht es um eine angesehene Familie Rayburn, in der jedoch einer ausschert und sich nicht in die heile Familienwelt einfügen kann. Dieser jemand ist Danny (links im Bild), der Anschluss an seine Familie und im speziellen an seinen jüngeren Bruder John (rechts im Bild) sucht. Die Serie startet offiziell am 20. März auf Netflix, wenn ihr euch extreme Spoiler sparen wollt, dann lest nur das Fazit ganz unten.
Inhalt
Wir sehen ein Paradies, die Florida Keys. Strand, Sonne und fröhliche Menschen. Nach und nach werden die Töchter und Söhne der Rayburn Familie eingeblendet. Die Familie, um die sich in der Serie alles dreht. John ist der brave Sohn. Er arbeitet bei der Polizei, ist verheiratet und hilft seinen Eltern bei den Vorbereitungen eines großen Fest. Bei den Feierlichkeiten geht es darum, dass Senior Rayburn eine große Ehre zu Teil wird, nach ihm soll ein Pier benannt werden. Denn die Rayburns haben ein Hotel im Ort und sich darüber verdient gemacht und genießen großes Ansehen. Neben der Tochter Meg, den Brüdern John und Kevin gibt es noch das schwarze Schaf Danny, der nicht mehr in den Keys lebt und sich mit einem Bus auf den Weg zum Fest und nach Hause gemacht hat. Im Bus wird er von einer Frau angesprochen und entgegnet lediglich, dass dies eine schlechte Idee war – daraufhin steigt er eine Station zu früh aus, er will umdrehen. Sein Bruder John, der ihn eigentlich abholen wollte, wartet vergeblich an der ausgemachten Haltestelle. Am Ende taucht Danny dann aber doch bei der Feier auf, er hat sich doch überwunden zu kommen. Seine Mutter freut sich wahnsinnig und wir sehen die erste Vorschau auf dunkle Ereignisse:
John und Danny sind zusammen im Wasser, es regnet. Danny ist bewusstlos und John versucht ihn zu retten. Dazu hört man Johns Stimme aus dem Off, dass keiner wusste, was mit Danny los wäre, dass er immer in Schwierigkeiten kommt und dass John diesmal nicht wisse, ob er ihn retten könne. Es wird also um Leben und Tod gehen, soviel steht fest.
Zurück auf dem wundervollen Strand vor dem Hotel der Rayburns bleibt es nur kurz ruhig. Kevin, der etwas heißblütige jüngere Bruder, regt sich wahnsinnig auf, denn Danny will eine unbekannte Frau mitbringen und sich mit ihr an den Familientisch sitzen. Trotz großen Protests bekommt Danny am Ende seinen Willen, damit es keinen Eklat gibt. Später am Abend hält der Vater eine Ansprache, in der auch Danny angesprochen wird. Auch wenn der Vater sagt, es wäre ein Scherz, so ist seine Aussage, dass Danny eigentlich nur da wäre, um nach Geld zu fragen, doch ehrlicher als man dachte. Man spürt die komplizierte Beziehung von Danny zu seinem Vater.
Nach dem Fest unterhalten sich Danny und John. Danny sagt, dass er zurückkommen möchte und im Familienbetrieb helfen will. Danny will, dass John mit dem Vater redet, er ist das Zünglein an der Waage, denn er glaubt nicht, dass er Erfolg hätte, würde er direkt mit seinem Vater reden. Die Diskussion wird jedoch unterbrochen, John muss zu einem Polizeieinsatz. John redet daraufhin mit dem Vater, der ist skeptisch und will, dass seine Kinder John, Meg und Kevin entscheiden, ob Danny zurückkommen darf. Er würde jede Entscheidung mit tragen. Danny muss also unbekannterweise vor ein Tribunal seiner Geschwister treten. Bei der Besprechung überzeugt John die anderen, dass Danny bleiben soll – er hängt sehr an seinem Bruder.
Das Problem: Parallel kann sich Danny nicht ruhig verhalten und trinkt ausgiebig in einer Bar und nimmt dazu Tabletten. Dann taucht die Frau aus dem Bus wieder auf, er kennt sie. Aber ob es nur eine Halluzination oder Realität ist, erschließt sich nicht. Der Abend endet darin, dass Dannys Mutter ihn am nächsten Morgen nackt am Strand des Hotels findet, er liegt dort schlafend und verkatert. Das führt dazu, dass John seine Meinung revidiert und nicht mehr glaubt, es wäre eine gute Idee, dass Danny bleibt. Er verkauft es Danny aber so, dass der Vater die Entscheidung getroffen hätte. Danny ist sauer, er spürt, dass John nicht alles getan hat, was in seiner Macht liegt.
Danny will daraufhin den Ort verlassen, John bringt ihn zum Bus. Doch ob er tatsächlich einsteigt, sieht man nicht. Stattdessen wird erneut aus der Sicht von John die Zukunft erzählt:
Wir sind zurück im Wasser, John zieht den bewusstlosen Danny auf ein Boot. Dort verteilt er Benzin und zündet das Boot an, was daraufhin in einer Stichflamme anfängt zu brennen. Seine Worte lauten: Wir mussten das unserem Bruder antun. Verurteilt uns nicht dafür.
“What we did to our brother we had to do. Don’t judge us“
Es steht also fest, Danny wird durch seine Geschwister sterben. Warum? Das werden wir in den kommenden Folgen hoffentlich sehen.
Fazit
Ein hervorragender Einstand. Bloodline schafft es in nur 60 Minuten eine packende Atmosphäre aufzubauen. Man kann den Familienkonflikt am eigenen Leib spüren. Auf der Feier versucht die Familie noch die Contenance zu bewahren, allen voran der Vater. In dem kurzen Gespräch mit Danny – dem schwarzen Schaf der Familie – merkt man aber, wie es brodelt. Irgendetwas muss vorgefallen sein. Es kann nicht nur daran liegen, dass Danny sich gerne in Schwierigkeiten manövriert. Dazu kommt aber auch der Rest der Sippe, allen voran John, der Danny zwar liebt, aber am Ende nicht über seinen Schatten springen kann. Und dann ist da natürlich auch noch Danny selbst. Man weiß nicht so recht, ob man Mitleid mit ihm haben soll oder sich auf die Seite der Familie zu schlagen hat.
Ben Mendelsohn spielt den gebrochenen Charakter Danny herausragend, ohne viele Worte, sondern mit einfachen Gesten und Gesichtsausdrücken, da reicht ein Grinsen oder das Runzeln der Stirn. Das Sahnehäuptchen sind die Vorschauszenen zum Ende der Staffel und das Wissen, dass Danny von seinen eigenen Geschwistern betrogen werden wird. Dabei ist anzumerken, dass dies ein spezielles Stilelement der Produzenten ist, was wir schon in Damages sehen konnten. Trotz dieses „Recyclings“ entfaltet diese Vorschau seine Wirkung, auch wenn es gar nicht unbedingt hätte sein müssen, denn die erste Folge funktioniert auch ohne sehr gut.
Die Charaktere, die Landschaft und der Konflikt: Die erste Folge leitet ohne Stolpersteine in eine hoffentlich gute Staffel ein. Selten bin ich mit einer Story so schnell warm geworden wie in Bloodline. Anschauen, es lohnt sich.
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