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… sowas etwas ähnliches wie ein Serientipp

Code 37: Himmelhoch Jauchzend und zu Tode betrübt

22. Dezember 2015, 20:02 Uhr
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Das hier ist jetzt kein echter Serientipp. Also irgendwie schon aber im Grunde auch ein kleiner „rant“ an eine Serie, die bei uns gerade in der dritten Staffel zuhause im täglichen Rhythmus läuft und mir immer mehr auf die Nerven geht. Und ich habe gerade das Gefühl, mich mit der Serie mal in Rahmen eines Artikels beschäftigen zu müssen. Wahrscheinlich wird es eher eine lose Gedankensammlung als eine zusammenhängende Abhandlung – also jetzt kein wirklicher Unterschied zu sonst auch.

Da müsst ihr jetzt einfach mal durch.

Worum geht’s in Code 37

Inhaltlich fokussiert sich die Serie auf eine Polizeieinheit des Sittendezernats im belgischen Gent mit ihrer Chefermittlerin Hannah Maes und den weiteren Kollegen Bob De Groof, Charles Ruiters und Kevin Desmet. Die Bezeichnung Code 37 bezieht sich auf das belgische Rechtssystem, in dem sich diese Bezeichnung auf Sexualdelikte bezieht. Dies ist die vordergründige Handlung. Im Hintergrund erfahren wir im Rahmen der eigenen Ermittlungen von Hannah Maes mehr über ihre eigene Vergangenheit und die Vergewaltigung ihrer Mutter. Dieser Handlungsbogen, der sich natürlich je länger die Serie dauert immer weiter ausdehnt und immer komplexer wird, ist dann auch eine der Besonderheiten dieser Serie.

Die sonstigen Fälle im Alltag von Hannah und Co sind zumeist sehr unterschiedlich, ähnlich gelagerte Fälle gab es bisher eigentlich nicht. Überwiegend sind die Fälle und die Lösungen interessant, teilweise spannend aber der USP der Serie sind sie nicht. Und ich meine, dass ist auch Absicht. Man will nicht den crazy Arbeitsalltag einer belgischen Polizeiarbeit zeigen sondern die persönlichen Beziehungen unter den Kollegen und natürlich der rote Faden in der Hintergrundgeschichte.

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So liegt der Fokus auf die vier Hauptdarsteller. Jede der vier Figuren hat sein Päckchen zu tragen, aber im Gegensatz zu vielen Kriminalserien passen die besonderen Eigenarten der Figuren gut zu ihren Charakteren, beleben die Handlung und haben nicht so das Gefühl, dass sie nur an den Figuren hängen, weil man den Hauptfiguren natürlich eine interessante Hintergrund geben wollte.

Ich empfinde den Umgang der Personen in der Serie untereinander und vor allem in Bezug auf die Dialoge und die Ausstattung, die jetzt nicht unbedingt mit dem Prädikat „Hochglanz“ gelabelt werden würde, stimmig und passend zum Aufgabengebiet der Polizisten. Die Hauptfigur Hannah Maes ist hier natürlich an vorderster Front zu nennen, ihr Auftreten ist bemerkenswert. Röcke, Kostüme und streng nach hinten frisierte Haare – oder überhaupt frisierte Haare – sind nicht so ihr Ding.

Mir würde als Beschreibung eher so etwas einfallen wie „weiblicher hardboiled Detective“. Ohne die Unmengen von Alkohol, dafür mit Jazzmusik und einem Glas Rotwein und einer Ermittlungsakte auf dem Schoß.

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Und nun?

Natürlich versucht die Serie zu Beginn die einzelnen Figuren in stereotypischen teaminternen Problemen einzuführen und zu positionieren, denn natürlich hat der machoartige Bob Anfangs Probleme, dass nicht er die Leitung des Teams übernimmt sondern Hannah, eine Frau. Die auch noch kaum Erfahrung mit sich bringt, außer, dass sie eine Zeitlang beim FBI in den USA gearbeitet hat. Aber die Serie verlässt recht schnell diese stereotypischen Handlungsrahmen und konzentriert sich auf die vordergründigen Fälle und die hintergründigen Recherchen. Man spart nicht mit expliziten Bildern und Dialogen, die Serie ist also nicht unbedingt etwas für die zartbesaiteten unter den Serienfans. Die Schmerz- und Ekelgrenzen sind bei jedem unterschiedlich, man kann aber behaupten, dass sich die Serie an jeder Grenze abarbeitet. Auch eines der USP der Serie. Man bleibt aber meist auf dem Boden des Realistischen und Nachvollziehbaren.

Und genau das ist es, was mich seit ein paar Folgen extrem nervt. Es begann eigentlich schon in der zweiten Staffel. Die Serie fokussiert sich immer mehr auf das bildhafte Grauen der Fälle für des Grauen willens. Auch die persönlichen Geschichten und Handlungen der vier Hauptfiguren nehmen nach und nach Züge einer wirklich unrealistischen Polizeiarbeit an. Des Öfteren brechen die Figuren aus ihren Charakteren aus – ohne dass es wirklich nachvollziehbar gewesen wäre. Der „Schock“moment steht hier aus meiner Sicht mehr im Mittelpunkt als die Handlung selbst. Als Beispiel sei genannt, dass so „abgefuckt“ Hannah Maes auch ist, die Szene, in der sie einem perversen Verdächtigen aus dem SM Bereich mit aller Kraft in den Schritt greift, um ihm zum Reden zu bringen – ihm gefällt das ja – war für mich absolut nicht mehr im Charakter der Person.

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Insbesondere Hannah Maes verliert sich immer mehr in ihren eigenen Recherchen und je tiefer sie in die Geschichte eintaucht, umso simpler und fiktiver werden die grds. Handlungen, die gefühlt immer emotionsloser aneinandergereiht werden, umso unberechenbarer wird Hannah Maes an sich. Auch und vor allem ihren Kollegen gegenüber.

Für mich symbolisiert die weirder werdende Hannah stellvertretend die Autoren der Serie, die in ihrer Hintergrundgeschichte, die nach und nach eigentlich so langsam alle Figuren der Serie – die drei Kollegen mal ausgenommen – involviert hat und dadurch umso komplexer wird, wild hin und her springen. Man hat nicht unbedingt das Gefühl, dass sie einen roten Faden hätten, dem sie folgen. Mal wird eine große Verschwörung angedeutet, dann erfährt man über Folgen nichts mehr. Der Spannungsbogen zum Ende der zweiten Staffel nimmt dann erfreulicherweise wieder zu und endet mit einem echt coolen Cliffhanger. Ich hatte für einen kurzen Augenblick gehofft, dass es in der dritten Staffel so richtig losgeht.

Und was machen die Drehbuchautoren mit dem Cliffhanger zu Beginn der dritten Staffel? Sie „vergessen“ ihn nahezu. Der eigentliche Cliffhanger wird überhaupt nicht behandelt, man macht weiter, als wäre nichts geschehen. Krass! Was geht da ab im Writers Room? Keine Ideen mehr? Noch nie eine Idee gehabt? Scheinbar wollen sie es damit überpinseln, dass Hannah Maes noch unausstehlicher wird als im Laufe der zweiten Staffel schon.

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Wir sind jetzt in der Mitte der dritten Staffel und es hat sich nicht viel gebessert. Manche Folge hatte wirklich unerträgliche Szenen, dann wiederum scheint es so, als hätten es die letzten 15 Folgen nicht gegeben. Kontinuität scheint ein Fremdwort geworden zu sein. Wollen die nicht, dass man dran bleibt? Momentan schleppe ich mich durch die Folgen, eigentlich nur noch, weil ich wissen will, ob sie am Ende der dritten Staffel eine Lösung finden, wie sie die Mutter-Vater-Geheimoperation-Hannah Geschichte auflösen wollen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass mich die Serie für 1 ½ Staffeln gut unterhalten hat, die Figuren stimmig waren und auch die Darstellung der Fälle recht realistisch anmutete und dabei auch recht explizit war. Aber seit gut 15 Folgen hat die Serie zu einem derartigen Sinkflug angesetzt, der gefühlt noch nicht den Boden erreicht hat, der seines Gleichen sucht. Ich persönlich kenne keine Serie, die für mich echt positiv angefangen hat, sich dann aber immer negativer entwickelte als ich das jemals für möglich gehalten hätte.

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Ok. So ein richtiger Rant wurde es jetzt nicht. Wenn ihr das hier lesen solltet, habe ich mich dann doch für eine Veröffentlichung entschieden. Aber ich merke auch, dass das gedankliche Beschäftigen mit „Code 37“ dahingehend geholfen hat, dass ich mir zumindest ein bisschen klarer geworden bin, was mich seit einiger Zeit nervt. Oder ist einfach nur meine Schmerz- und Geschmacksgrenze erreicht? Will ich irgendwie nicht so richtig glauben.

Kennt ihr die Serie? Habt ihr eine Meinung zur gefühlt 180 Grad Drehung der Serie – qualitätstechnisch? Mich würde gerne mal eine andere Meinung interessieren, wenn du eine hast, poste sie doch mal in die Kommentare oder schreibe mir eine Mail. Da ich mir hier mal ein paar Minuten genommen habe, zeigt mir dann doch, dass die Serie mir u.U. wichtiger ist, als ich gedacht hätte.

Shit.

Fotos: VTM

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Dienstag, 22. Dezember 2015, 20:02 Uhr
DramaSerien
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