Die erste Folge des neuen Krankenhaus-Dramas hat mir gut gefallen, Stress und Hektik vermitteln eine unheimliche Geschwindigkeit. Doch allein damit wird sich die Serie nicht halten können, was passiert also in der zweiten Episode?
Diese Frage lässt sich stumpf so beantworten: Der Wahnsinn geht weiter. Gleich am Anfang sehen wir den ersten Patienten der kurz davor ist den Löffel abzugeben, aber das geballte Wissen von Dr. Leanne und Dr. Neal setzen sich durch und es bleibt sogar noch Zeit den jungen Ärzten etwas beizubringen. Dabei muss man anmerken, dass die Hektik und (englische-)Fachsprache es schon schwierig machen alles zu verstehen, denn die Serie wirft genau wie Emergency Room mit medizinischen Fachbegriffen nur so um sich.
Mehr Zeit für Einzelgeschichten
Abseits des Alltagswahnsinns nimmt sich die Folge tatsächlich etwas mehr Zeit für die Charaktere und Einzelgeschichten. Da wäre beispielsweise eine älter Dame, die $3,80 absichtlich verschluckt hat. Da das Krankenhaus niemand entlassen darf, in dem sich noch ein Fremdkörper befindet, dürfen alle mal ran und regelmäßig den Stuhl untersuchen. Auf dem Whiteboard wird dann der aktuelle Stand der Münzen notiert bis die 3,80 komplett sind; eine etwas skurrile aber auflockernde Nebengeschichte.
Ansonsten rücken unsere Jungärzte in den Vordergrund. Mario Savetti muss sich beispielsweise um einen ihm sehr ähnlichen Patienten kümmern, der nicht einsehen will, dass er schwer krank ist. Er hat regelmäßig Anfälle und kippt um. Da Arzt und Patient beide sehr dickköpfig sind, geraten sie aneinander und schlagen sich fast die Köpfe ein. Aber der gute Samariter Jesse hält beide auseinander und gibt Mario noch einen guten Rat. Auch Christa kann Jesse weiterhelfen, so dass sie sich am Ende selbst helfen kann und ihren Willen durchsetzt. Eine junge Frau droht unfruchtbar zu werden, wenn sie nicht operiert wird. Dafür bleiben aber nur 9 Stunden; kurz vor Ablauf dieser Deadline kann Christa Dr. Neal überzeugen, die notwendige OP durchzuführen.
Wie schon erwähnt taucht immer wieder Jesse auf. Seine Art ist mir teilweise zu übertrieben. Er weiß immer alles besser und ihn bringt nichts aus der Ruhe. Dann aber gibt er auch wieder sehr geniale Vergleiche zu Filmen zum besten, beispielsweise zitiert Mr. Miyagi aus Karate Kid – damit ist seinem Charakter alles verziehen.
Patienten die im null Komma nichts gesund sind
Auch wenn ich mich immer noch großartig unterhalten fühle, geht Code Black am Ende doch etwas zu weit. Der Patient, welcher am Anfang der Folge am offenen Herzen operiert wurde, wird nur 24 Stunden später, am Ende der Schicht, im Rollstuhl und quickfidel vor die versammelte Mannschaft gefahren. Seine Frau ist auch dabei und hat Tränen der Freude in den Augen. 24 Stunden nach einer Operation am offenen Herzen? Was für ein Mutant ist dieser Mann? Ich habe zwar keine Ahnung von Medizin, aber das ist nun wirklich zu viel des Guten und zerstört mir etwas die Illusion, dass wir uns in einem echten Krankenhaus befinden. Die Aufregung darüber lässt mich nachdenken, ist hier überhaupt schon wer gestorben? Das härteste, krasseste Krankenhaus aller Zeiten und niemand stirbt?
Wohin geht die Reise?
Die Kritik oben bedeutet nicht, dass die zweite Folge einen Einbruch darstellt. Die Inszenierung ist nach wie vor hervorragend; überall bewegt sich etwas, jeder ist beschäftigt. Die Szenen in der Notaufnahme wirken wie ein Wimmelbild im Stile von Wo ist Walter für Erwachsene.
Am Ende der ersten Folge habe ich mir erhofft, dass wir etwas mehr von den Charakteren sehen und das hat die zweite Folge auch geliefert. Vielleicht etwas zu wenig aber man merkt, dass die Macher verstehen, dass man eben nicht nur mit Blut eine ganze Staffel füllen kann. Dieser Kontrast zeigt aber auch die Schwächen auf. Warum muss der am Herzen operierte Patient als Trophäe präsentiert werden, warum stirbt niemand in der Notaufnahme und warum hat niemand von den Ärzten ein Zuhause? Wahrscheinlich ist es einfach der Tribut, den man als Network Prime Time Serie zahlen muss.
Was bleibt ist eine etwas schwächere zweite Folge, die aber dennoch Lust auf mehr macht.
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