Der legendäre Comic-Schöpfer Stan Lee ist am 12. November im Alter von 95 Jahren verstorben. Ich erinnere mich gut, wie „Stan Lee präsentiert …“ jeden Marvel Comic, den ich in meiner Kindheit und Jugend gelesen hatte einläutete. Ob Spider-Man, die X-Men, die Fantastischen Vier oder die Rächer – sie alle und noch unzählige weitere Figuren entstammen dem geistreichen Kopf von Stan „The Man“ Lee. Dabei wollte Stanley Martin Lieber, so sein bürgerlicher Name, eigentlich nie Comic-Autor werden. Die Comicgeschichten sollten eigentlich nur ein Sprungbrett zu seiner Karriere als Romanautor sein, weshalb er sich auch dazu entschloss seinen Namen abzuändern. Bereits mit 18 Jahren textete er Geschichten für Captain America, die damals noch bei Marvels Vorgängerverlag Timely veröffentlicht wurden. Nach dem Krieg wurde er zum Chefredakteur von Timely und verfasste von Western über Romance alles, wonach die Leser fragten.
Als beim Konkurrenzverlag das Thema Superhelden zu florieren begann, musste Lee handeln. Gleich mit seiner ersten Kreation, den Fantastic Four, lieferte er einen Stoff ab, der mit den bis dahin etablierten Superhelden-Konventionen brach. Seine Helden hatten weder Geheimidentitäten, noch bunte Kostüme, sondern schlichte Alltagskleidung, die erst später durch die beliebten blauen Anzüge mit der 4 auf der Brust ersetzt wurden. Stattdessen rückte er das Familiendrama in den Fokus und erschuf nicht nur Wesen mit Superkräften, sondern menschliche Figuren, zu denen man einfach Zugang fand.
Als die Comic-Reihe „Amazing Fantasy“ eingestellt werden sollte, dachte sich Lee für die letzte Ausgabe etwas Außergewöhnliches aus. Er nahm etwas, von dem er überzeugt war, dass keiner es mögen würde – eine Spinne. Daraus entwickelte er einen Helden und steckte einen Jugendlichen unter die Maske, was bis dahin ein Novum war. Junge Helden waren höchstens Sidekicks der großen Buben. Entgegen Lees Annahme wurde der Held namens Spider-Man zu einem gigantischen Erfolg und zählt auch heute noch zu den beliebtesten Helden aller Zeiten. Anders als beispielsweise Batman, bekommt es Spider-Man nicht nur mit Superschurken zu tun, sondern hat auch mit jeder Menge Alltagsproblemen, wie Geldsorgen und Problemen mit Mädchen zu kämpfen.
Lee schaffte es, aus einem Waffenhändler den Helden Iron Man zu machen, aus dem Monster Hulk einen Verfechter des Guten, aus dem blinden Daredevil einen Kämpfer für Gerechtigkeit und aus den gesellschaftlich ausgegrenzten X-Men schillernde Heroen. All das gelang Lee natürlich nicht im Alleingang. Ihm zur Seite standen talentierte Comic-Künstler, die seine Ideen zum Leben erweckten.
Obwohl Lee in den 1970ern Marvel Comics verließ, hat er das Superhelden-Genre für immer verändert. Sein Name ist seitdem auch auf unzähligen filmischen und seriellen Marvel Umsetzungen zu lesen. Unvergessen werden seine Cameo-Auftritte in den Marvel-Kino-Blockbustern sein. In „Ultimate Spider-Man“ konnte man ihn sogar immer wieder als Zeichentrickfigur sehen.
Seit über 60 Jahren erheitern Stans Figuren Milliarden von Kindern und Erwachsenen. Ich bin nur einer von diesen Milliarden von Lesern und Zuschauern, denen er eine wundervolle Welt gezeigt hat, in der jeder ein Held sein kann.
Excelsior!
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