Anfang letzten Jahres habe ich mit einem Rerun von „Community“ begonnen. Erstmals habe ich die Serie über Netflix angeschaut. Bei der Pilotfolge war meiner Erinnerung bereits so sehr verblasst, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass da einiges im Vergleich zum Original fehlt. Sam McGee hat genauer hingeschaut und zeigt auf, welche Szenen dem Netflix-Schnitt zum Opfer gefallen sind. Das sind zwar „nur“ drei Minuten, aber bei ursprünglich rund 25 macht das halt einfach mal ein Zehntel der Gesamtlänge aus, zumal die Dauer nicht durch zwei größere Brocken, sondern etliche kleine Kürzungen zustande kommt. Und bereits kleine Edit-Wechsel können die Stimmung und Dynamik komplett verändern, von vorbehaltenen Informationen und verkürzten Charakter-Zeichnungen ganz abgesehen. Ob nun zum Besseren oder Schlechteren, ist Auslegungssache der jeweiligen Veränderungen. Macht euch euer eigenes Bild:
Immer wieder erschreckend zu sehen, wie unterschiedlich Serienproduktionen auf unterschiedlichen Plattformen ausfallen können. Mir ist klar, dass Netflix hier lediglich ein besseres Produkt schaffen möchte, dass auch modernen Zuschauerschaften, die die Serie bislang nicht kannten, einen einfachen Zugang erhalten. Und wir alle wissen, dass so ziemlich jede Pilotfolge der Welt so seine Optimierungsmöglichkeit besitzt. Meiner Meinung nach sollte das aber dennoch entsprechend prominent deklariert werden, damit Zuschauende wissen, dass es sich um eine angepasste Version handelt. Eigentlich sollte man auch auf das Original zugreifen dürfen, finde ich. In den USA scheint man immerhin die Möglichkeit zu besitzen, das Original auf anderen Plattformen zu schauen. Aber zum einen muss man dort erst einmal ein Abo haben (sprich, bezahlen), zum anderen ist es doch ziemlich aufwendig, zu recherchieren, wo man denn nun die echte Fassung zu sehen bekommt, und wo eine (heimlich) angepasste. Manche Dinge sollte man auch einfach so belassen, wie sie sind. Zumindest, solange keine gesellschaftspolitischen Änderungsnotwendigkeiten vorliegen (wie zum Beispiel das Warnvideo bei „13 Reasons Why“ aka „Tote Mädchen lügen nicht“).
UPDATE – Danke an den Hinweis in den Kommentaren – auf YouTube hat Andy Heriaud Folgendes kommentiert, was etwas mehr Kontext liefert:
„Hey just thought I’d clear this up for you as someone who worked on the show. The Netflix version is the cut made for syndication packages. The version on other platforms and the DVD are in fact the broadcast version of the pilot as it aired on NBC in 2009. It’s common practice to trim longer episodes to a syndication safe 22 minute runtime so that purchasers can maximize their ad time. This is the same reason many basic cable networks do things like turbocharged credits or, in the case of NickatNite, straight up cutting out entire scenes arbitrarily. I brought this issue to Netflix’s attention when Community launched on the platform and they just replied with a shrug. More accurately they said that they just put on what the distributor gave them, in this instance it seems Sony gave them the syndication cut and Netflix is content with that.“
Auch wenn TV-Schnitt-Versionen natürlich gängig sind, stellt sich dennoch die Frage, weshalb Netflix diese erhalten haben soll und vor allem, weshalb andere Plattformen nicht? Auch erinnern viele, dass im Original eben nicht die gekürzte Variante gelaufen sein soll. Und ob der Schnitt nun von Netflix selbst oder einer anderen vorangestellten Instanz erfolgt ist, ändert nichts daran, dass einige wegbrechende Inhalte besser drin geblieben wären.
Für die *faulen* Leser der Top-Kommentar mit der Erklärung:
„Hey, ich dachte nur, ich kläre das für dich auf, als jemand, der an der Serie gearbeitet hat. Die Netflix-Version ist der Schnitt, der für Syndication-Pakete gemacht wurde. Die Version auf anderen Plattformen und die DVD sind in der Tat die Sendeversion des Pilotfilms, wie er 2009 auf NBC ausgestrahlt wurde.
Es ist gängige Praxis, längere Episoden auf eine syndikationssichere Laufzeit von 22 Minuten zu kürzen, damit die Käufer ihre Werbezeit maximieren können. Das ist derselbe Grund, aus dem viele Kabel-Networks Dinge wie einen beschleunigten Abspann machen oder, wie im Fall von Nick at Nite, ganze Szenen willkürlich herausschneiden.
Ich habe Netflix auf dieses Problem aufmerksam gemacht, als Community auf der Plattform startete, und sie haben nur mit einem Achselzucken geantwortet. Genauer gesagt sagten sie, dass sie nur das zeigen, was der Verleiher ihnen gegeben hat. In diesem Fall scheint es so, als hätte Sony ihnen den Syndication Cut gegeben und Netflix ist damit zufrieden.“
Danke für den Hinweis, habe ich im Beitrag angefügt.
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