Zeitlich etwas verzögert bekommen wir ein bisschen Halloween geboten in der dieswöchigen Episode von Constantine. Dabei weiß vor allem die super inszenierte Opening-Sequenz zu überzeugen, die von Stimmung und Aufmachung her einigen Hollywood-Vorlagen das Fürchten lehren kann. Ganz so durchdringend ist die gesamte Folge zwar leider nicht, aber es ist dennoch eine solide Übergangskost. Denn Kinderdämonen sind doch immer noch das Beste. Furchteinflößender als kleine Mädchen mit Mordgelüsten sind nur die Männer von One Night-Stands, die unangekündigt heim kommen.
Doch leider fehlt etwas der übergeordnete Zusammenhang. Ja, mal wieder ein ganz netter Einzelfall, aber der Versuch, durch mehrmaliges Erwähnen des „nahenden großen Bösen“ würde man übergeordnete Verknüpfung schaffen, ist dann doch etwas plump. Fast so sehr wie die Tatsache, dass die Engel neuerlich ihre Kraft verloren haben sollen, Dinge auf der Erde zu verändern. Constantine, der Verzweiflungsmove von Oben gegen das Böse. Wenigstens bringt Engel Manny ein paar dunkle Fakten über Constantines Kindheit hervor.
„I’ve never punched an angel, mate, but you are begging for it!“ (Constantine)
Im US-Birmingham gibt es dann den neuen Patienten. Schade, dass nicht wirklich wer im Schrank bei der ersten Szene war, aber ein solch situativer Schreckgag hätte nicht in die Story gepasst. Aber der Mann hinter dem Vorhang hatte auch was für sich. Dazu ein ganz guter gespielter Selbstbewusstseins-Push des Jungen nach der Infiltration. Bleibt die Frage, wofür Constantine denn bitte eingesperrt wurde? Trick-Einbruch? Etwas überzogen, zumal der Dämon doch nun auch Bescheid weiß und entweder weiter zieht oder zuvor sein Werk vollendet. Genug Möglichkeiten dafür hat er ja, aber scheinbar ist das alles halb so wild. Wozu zum Beispiel auch den Jungen einfach mit zum alten Haus nehmen um im Falle eines Aufwachens eine neue Dosis der „Vitamine“ zu verabreichen? Das wäre ja so einfach, wie den Raum, in dem ein Mord stattgefunden hat fett mit dem Wort „MORD“ zu versehen – ups!
Ansonsten gibt es neben einem abstrus geschmacklosen Grubelkabinett erneut einige schöne Taschenspieler-Tricks Constantines zu sehen: zeitblickender Rauch, ein Ehrlichkeitsförderndes Schwert, vor Grauen flüchtender Tracking-Rauch und ein Spiegel. Und die Fortführung eines Running Gags auf „they killed Kenny!“-Niveau mit einem erneuten (beinahe-)Tod von Chas. Freue mich schon auf den Supercut!
Gerade in Sachen Inszenierung macht die Folge wenig falsch. Das wirkt größtenteils sehr wertig und auf modernem Niveau. Aber irgendwie hat mich die Story nicht derart gepackt, wie sie zu Beginn anmuten ließ. Das ging am Ende irgendwie zu leicht und auf die tolle Lösung, dass der Junge es letztlich ist, hätte man auch eher kommen können als erfahrener Exorzist (erst recht, wenn der Kollege einen auf die Lösung stößt). Und irgendwie kam letztendlich die eigentlich ach so große Gefahr des Kindsdämonen nicht rüber. Daher insgesamt etwas schlechter als zuletzt, aber immer noch im okay-guten Bereich. Dennoch wünsche ich es mir nun gerne wieder etwas kantiger und gefährlicher.
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