Das sich die Fernsehmacher in England derzeit in vielen Produktionen auf William Shakespeare fokussieren – in 2016 jährte sich sein Todestag zum 400. Mal – hatte ich an anderer Stelle schon einmal geschrieben und auf zwei interessante Serien in diesem Zusammenhang verwiesen; The Hollow Crown und Upstart Crow. Aber dies ist gar nicht der eigentliche Aufhänger für das Video, auf das ich gleich verweisen möchte, hängt aber ursächlich damit zusammen.
Denn eigentlich hatte ich mir am Wochenende mal wieder ein paar ältere Folgen von Charlie Brooker’s Weekly Wipe bei YouTube angesehen, seiner kleinen aber leider in letzter Zeit eher unregelmäßigen Reihe, in der er das Geschehen im Fernsehen, in Filmen und Serien und in den Nachrichten „aufs Korn“ nimmt und zusätzlich ein paar auch in Deutschland bekannte Fernsehformate durch den Brookers´sche Nonsenswolf dreht, auf den Kopf stellt und daraus etwas sehr lustiges und unterhaltsames macht. Brooker kann also nicht nur „Black Mirror“.
Eines dieser Einspieler ist „Moments of Wonder with Philomena Cunk“. Philomena Cunk klärt in dieser kleinen Reihe über „Phänomene“ der Menschheit auf, Dinge wie Geld, Demokratie oder Architektur stehen auf ihrer Tages- und Sendeordnung. Ihr Auftrag ist es in dokuähnlicher Manier über bestimmte Themen zu berichten, bedeutungsschwanger durchs Bild zu laufen, in den Horizont zu schauen und sich vor allem mit Experten zu diesen Themen zu unterhalten. Mit echten Experten. Die denken, dass sie einer echten Journalistin gegenübersitzen. Weit gefehlt. Denn Philomena Cunk ist eine Kunstfigur und wird von Diane Morgan gespielt. Und das großartig. Jetzt könnte man noch denken, ist ja nicht schlimm, wenn sich jemand als eine andere Figur ausgibt, wichtig ist doch der Inhalt.
Genau. Nur daran hapert es meistens. Oder sagen wir es so, Philomena Cunk überzeugt durch „gefährliches Halbwissen“, stellte „interessante“ Theorien auf und stellt auch derart naive Fragen, dass man sich wundert, dass sich die Experten nicht einfach aus dem Staub machen. Oder auf den einfachsten Nenner heruntergebrochen: Philomena Cunk hat keine Ahnung von den Dingen, über die sie da eigentlich berichten soll.
Hier mal ein Beispiel.
Und jene Philomena Cunk hatte vor einiger Zeit einen neuen Auftrag, und es wird nicht überraschen, dass dieser Auftrag William Shakespeare lautete. Für die BBC hat sie in knapp 30 Minuten alles über den englischen Dichter herausgefunden, was man nur herausfinden kann. Kein Stein blieb unberührt, keine seiner Filme und Serien („Game of Thrones“) blieb unerwähnt. Brooker und Morgan haben es geschafft, in diesem kleinen Format Neues und Altes über Shakespeare zu berichten, unterhaltsam und inhaltsstark, natürlich gewürzt mit allerlei Nonsens in einer derartigen Überzeugung und Sachlichkeit, dass man kurz versucht war, anzuhalten, um das ein oder andere im Wikipediaeintrag des Dichters nachzulesen.
Und natürlich hat Philomena Cunk auch hier echte Shakespeareexperten befragt, die mir in der ein oder andern Situation echt ein bisschen leid taten.
Wer dem Nonsens von Charlie Brooker einmal näher kommen will, der sollte sich für 30 Minuten zurücklehnen und sich über Williams Shakespeare aufklären lassen. Ob man danach mehr weiß über den Dichterfürsten, muss jeder für sich selber entscheiden.
Bilder: BBC
Weil ihr ja auch solche Fernsehfans seid, empfehl ich außerdem die (mehr oder weniger Spiel-)Show You Have Been Watching von Charlie Brooker. Wahrscheinlich meine liebste Panelshow, weil sie so unfassbar pointiert über die verschiedensten Fernsehsendungen und ihr oft bescheuerten Eigenarten berichtet. Die Gäste sind größtenteils alle herrliche Comedians und es gibt viele Folgen auf Youtube. Ich hoffe, ich hab überzeugen können ;)
Konntest du. Nicht nur weil ich „You Have Been Watching“ schon kenne, aber ich habe bisher erst zwei oder drei Folgen bei YouTube gesehen. Ist aber schon länger her, daher danke für die Erinnerung, da schaue ich doch gerne mal wieder rein.
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