Kennt von euch noch jemand Archie Bunker, den Patriarch der US-Sitcom All in the Family? Es ist schon eine Weile her, dass diese Serie – ein Remake der britischen Show Till Death Do Us Part und das Vorbild der deutschen Serie Ein Herz und eine Seele – über die Bildschirme flimmerte. In allen drei Versionen ging es um ein ausgesprochen reaktionäres Familienoberhaupt. Archie bzw. in der deutschen Fassung „Ekel-Alfred“ vertraten lautstark Meinungen aus der Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen-Kategorie.
Seine Einstellung zur Gleichberechtigung beispielsweise
Oder zur Sklaverei
Oder seine Meinung über Demokraten
Auf deutsch funktioniert das aber auch gut: Alfred über Türken
Über seine Frau (alias „die dusselige Kuh“)
Und über die SPD
Irgendwie fies, aber natürlich auch verdammt lustig. Und damals war es auch ganz neu, sich im Vorabendfernsehen über solche „ernsten“ Themen auszulassen. Die Frage ist natürlich, warum auf diese Art und Weise? Die Idee war, in Form von Archie oder Alfred Bigotterie bloßzustellen. Also doch Bildungsfernsehen. Leider hat das nicht so gut geklappt.
Beide Serien waren ein großer Einschaltquoten-Erfolg. Allerdings war sich nur ein Teil des Publikums bewusst, dass es sich um eine Persiflage handelte. Im Gegenteil. Archie wurde gefeiert, weil „endlich mal jemand kein Blatt vor dem Mund nimmt“ und spaßeshalber zum Präsidentschaftskandidaten gemacht.
Sogar ein Buch verfasste die Serienfigur.
Die Logik der Serienerfinder, nach der Satire bloßstellt, ging nicht durchgängig auf. Eine Studie von Vidmar und Rokeach aus dem Jahr 1974 stellte fest, dass große Teile des Publikums die Serie durch die Brille ihrer eigenen Vorurteile sah und diese so stets bestätigt fand. Für die einen war es eine wunderbare Satire, für die andere bittere Realität. Die einen empfanden Unterhaltung durch einen “dumb, bigoted ‘hard-hat’” und einer “satire on bigotry”, die anderen freuten sich über “telling it like it is”. Auf der einen Seite hatte die Serie also aufklärende Wirkung, auf der anderen wurden Vorurteile bestärkt.
Kommt euch das bekannt vor?
Barney aus HIMYM ist ja auch nicht gerade pc, insbesondere, was seine Haltung zu Frauen betrifft.
Aber auch er wird damit berühmt und schreibt Bücher.
Seine Quotes sind natürlich auch grandios.
“Think of me like Yoda, but instead of being little and
green I wear suits and I’m awesome. I’m your bro—I’m Broda!”“Here’s the mini-cherry on top of the regular cherry on
top of the sundae of awesomeness that is my life.”
(via pastemagazine, Kate Kiefer)
Ich kenne keine Studie zu dem Phänomen (wär mal interessant), aber zumindest für einige Menschen ist der Charakter (oder vielleicht auch Hank Moody aus Californication) eine Inspiration. Und das gänzlich unironisch. Oder?
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