Man musste ja einigermaßen skeptisch sein – nicht ohne Grund hatte Charles M. Schulz verfügt, dass nach seinem Tode auch die Peanuts nicht mehr weiterleben sollten. Tatsächlich erschien ja der letzte echte Comic-Strip einen Tag nach seinem Tode. Auch für seine Familie war lange klar – Merchandising ja, neue Comics oder gar ein Kinofilm – eher nicht. Jetzt haben es Charlie Brown & Co. doch ins Kino geschafft – unter Aufsicht der Nachfahren von Charles M. Schulz immerhin. Das war sicher auch wichtig, immerhin hatte sich Blue Sky Studios der Produktion des Films verschrieben – jenes Studio, das 2002 mit Ice Age durchstartete und dieses Franchise bislang ziemlich ausgeschlachtet hat. Jetzt also die Peanuts.
Nach den wohlwollend zur Kenntnis genommenen ersten Teasern und Trailern stand jetzt der Kinobesuch an; und nach Durchsehen des Films kann ich gleich Entwarnung geben – sie haben’s nicht vermasselt. Auch wenn die Peanuts jetzt keine zweidimensionalen Zeichnungen sind, sondern dreidimensional computeranimiert zum Leben erweckt werden, steckt in ihnen noch der alte Geist von Charles M. Schulz, wie wir ihn aus den Comic-Strips und aus den vielen Sendungen der TV-Reihe aus den letzten 50 Jahren kennen. Brian Schulz und Craig Schulz haben offensichtlich gut darauf geachtet, dass das Erbe des großen Charles M. auch in das Computerzeitalter gerettet wird. An vielen Stellen haben sie Erinnerungen an die alten Comic-Strips eingebaut. Gleich zu Beginn fällt auf: Wir sehen zunächst nur ein weißes Feld, das nach und nach schwarz umrandet wird – das klassische Layout des Comic-Strips. Erst danach geht’s rein in den Film.
Die 3D-Optik gefällt sehr gut und ist glücklicherweise nicht so ausgereizt worden wie zum Beispiel bei Ice Age. Was mir auf Anhieb gut gefallen hat: Die Gesichter der Peanuts sind weiterhin im alten Stil gehalten, wie man es aus der TV-Reihe kennt. Mund und Augenbrauen wandern über die Gesichter, die Augen von Snoopy dürfen auch weiterhin mal im Gesicht verschoben sein, und Woodstocks charakteristische Sprechblase mit dem Fragezeichen ist auch noch da. Parallel zu Charlie Browns Geschichte gibt es auch hier wieder eine zweite Handlungsebene: Snoopys Auseinandersetzung mit dem Roten Baron. In seiner Vorstellung geht’s hier richtig zur Sache, und hier dürfen die Macher auch mal zeigen, was animationstechnisch heute alles möglich ist. Landen wir wieder in Charlie Browns Vorstadtidylle, ist aber alles wieder wunderbar reduziert. Die Peanuts werden weiterhin hauptsächlich von Kindern gesprochen – ein weiterer Pluspunkt. Für Snoopys Laute wurden sogar alte Aufnahmen des verstorbenen Bill Melendez verwendet. Und die Erwachsenenworte kommen weiterhin lediglich posaunenartig daher. Gut, dass man hier an der alten Tradition festgehalten hat. Das gilt auch für die Musik: Wir treffen glücklicherweise auf die vielen bekannten Melodien, die Vince Guaraldi für die Peanuts komponiert hat. Christophe Beck hat sie behutsam weiterentwickelt – gut so.
Wenn Charlie Brown in seinen Erinnerungen kramt, öffnet sich immer eine Gedankenwolke, in der sich die Erinnerungen in schwarz-weiß und 2D abspielen – wie früher in den Comics. Apropos Erinnerungen: Natürlich läuft in dem Film für Charlie Brown (fast) alles genau so ab wie früher. Das Drachensteigen lassen misslingt, auch im Film wagt er es nicht, das kleine rothaarige Mädchen anzusprechen, er verfehlt den Football ebenso wie er vom Baseball umgehauen wird, und auch sonst geht wie immer alles schief. Die Autoren und Produzenten haben sehr viele Ideen und Geschichten von damals aufgenommen; es ist alles wie früher – und das gefällt. Obwohl: Das hat mich früher eigentlich immer ein bisschen gestört – dass sich Charlie Brown noch so sehr bemühen konnte, es wollte trotzdem nie gelingen, dass irgendwann mal etwas gut ausging. Da habe ich dann auch irgendwann die Lust am Lesen und Zuschauen verloren. In gewisser Weise versöhnt mich hier der Film mit den Comics und der TV-Reihe: Denn dieses Mal hat Charlie Brown Glück – ja, richtig gelesen, er hat Glück und es gibt ein Happy End.
Fand den Film in Ordnung und gerade die Bezüge auf früher sehr gelungen. Die Snoopy-Story war mir aber zu lang gezogen und insgesamt war es dann doch deutlich auf Kinder als Zielgruppe ausgelegt. 3 bis 3,5 Kronen von mir.
Hmm, dass es auf Kinder ausgelegt war, könnte ich jetzt ganz und gar nicht bestätigen. Dafür waren die Red Baron-Szenen schon teilweise etwas hart, und die vielen Anspielungen haben sicher auch nur bei unserer Generation plus älter funktioniert.
Dass er FSK 0 hat, hat mich bei den Szenen auch gewundert, aber wie geschrieben – A waren die Baron-Szenen zu lang und zäh und viele und B habe ich es größtenteils als zu kindlich angesehen – und das kannst du nicht nicht bestätigen, dass es mir so ging! ;)
Trackbacks
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
Disney+ Serien und Filme: Die Neuheiten im Januar 2025
TV-Aufreger der Woche: Von der Kunst, alte Serien aufzuwärmen
sAWEntskalender 2024 – Tür 21
Zufalls-Serientipp
Serien-Tipp: The Knick
Aufreger der Woche
TV-Aufreger der Woche: Von der Kunst, alte Serien aufzuwärmen
Partner
WERBUNG