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There is no happy end until …

Review: „Downton Abbey“ S06E08 (Staffelfinale)

10. November 2015, 20:15 Uhr
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Manchmal hilft Schlaf und etwas zeitlicher Abstand um die Dinge anders zu sehen, anders einzuordnen – neue Gedanken durch den Kopf schlendern zu lassen. Manchmal hilft aber auch das nicht. Gestern lief bei mir die letzte reguläre Episode von „Downton Abbey“ über den Bildschirm und ich bin immer noch leicht „outraged“, wie Lady Old Grantham wohl formulieren würde. Andererseits muss man Julian Fellows auf die Schulter klopfen, dass er mich sehr wahrscheinlich genau in den dunklen Tunnel gelotst hat, in den er mich schicken wollte. Und das von mir erhoffte Licht am Ende jenes Tunnels wird die aller letzte Episode sein, die erst zu Weihnachten ausgestrahlt wird. Eine lange Zeit. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sich alles zum positivem Wenden wird, hören Sie das, Mr. Fellows, zum positivem Wenden wird!

Handlung

Im Grunde genommen überstrahlt in der letzten Episode der letzten Staffel ein Thema die gesamte Folge: Mary! Fellows rückt die älteste Tochter der Crawleys dermaßen in den Mittelpunkt, dass man in Verbindung mit der ausgezeichneten schauspielerischen Leistung von Michelle Dockery als Mary kurz davor stand, ihr die Pest an den Hals zu wünschen. Oder ihr mal zumindest die Meinung zu sagen. Das, was dann Tom und Edith für einen übernehmen. Die Höchststrafe, ein böser Blick von Mr. Carson, wurde ihr aber erspart.

Die Nebenhandlungen wie die Gerüchte im Dorf zur Pension von Mrs. Pattmore, ein kleiner running gag in der letzten Folge, upstairs wie downstairs, die ersten Stunden im Lehrerdasein des Mr. Molesly oder auch der Selbstmordversuch von Mr. Barrow spielen nur eine sehr kleine Rolle und dienen eher als Verbindung zwischen den einzelnen Handlungsplots rund um Mary und ihren Gefühlswallungen sowie ihrer persönlichen nahen Zukunft. Was ich sehr schade finde. Auch wenn sich beispielsweise der Selbstmordversuch bzw. die Gedanken dazu bei Mr. Barrow angekündigt haben, aber eigentlich auch nur durch die eigenen Vermutungen aufgrund des Interviews und den Aussagen von Rob James-Collier im Vorfeld der sechsten Staffel, so erfolgte die Szene eigentlich recht unvorbereitet. Man sah einen unmotivierten Barrow, leicht kränklich wirkend und in der nächsten Szene liegt er mit offenen Pulsadern in der Badewanne. Das hätte man auch mit einigen entsprechenden Szenen mehr andeuten können um hier etwas an der Spannungskurve zu drehen. Aber der Fokus der Folge lag klar auf Mary. Sie ist nun mal die Erbin und Zukunft von Downton Abbey. Das muss man dann akzeptieren.

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Die Frage der Episode lautet nach nur wenigen Minuten daher nicht mehr, ob Mary die Geschichte rund um Marigold herausfinden und brühwarm dem Verlobten ihrer Schwester erzählen wird, sondern wann sie dies tut. Aus dramaturgischen Gründen gut gewählt kommt zu dieser brenzligen Situation noch hinzu, dass Bernies Cousin plötzlich und unerwartet stirbt, für den er bisher als Gutsverwalter gearbeitet hat. Was dazu führt, dass Bernie den Marquess Titel und die Ländereien erbt, was ihn mit einem Schlag in der adligen Hierarchie deutlich über die Crawleys stellt. Und nun haben wir die Situation, die das Mary-Fass zum Überlaufen bringt. Sie ist mehr als unglücklich, ihre Schwester schwebt eh schon mit Bertie auf Wolke Sieben, lebt selbstständig in London und führt ein Modemagazin und nun blickt Edith auch noch in eine Zukunft, die sie aus dem Blickfeld der Traditionen des britischen Adels deutlich über sie stellt. Auch wenn sie derartige Vorwürfe natürlich bestreitet, ganz aus der Welt kann sie die Vorwürfe nicht bringen. Selbst Tom glaub ihr hier kein Wort mehr und hält ihr mehr als deutlich einen Spiegel vor ihr Gesicht.

„I know you to be a nasty, jealous, scheming bitch!“ (Edith)

Im Vorfeld versuchen Cora und insbesondere Rosamund Edith davon zu überzeugen, so schnell wie möglich Bertie von Marigold zu erzählen. Und Edith weiß, dass sie mit dieser Lüge nicht in die Ehe starten kann. Mindestens einmal versucht sie auch das Thema anzusprechen, aber ihr versagt der Mut und die Andeutungen über Berties Mutter, also der potenziellen Schwiegermutter, geben ihr zunächst einmal den Rest. So ist es an einer sehr überheblichen und hinterhältigen Mary dies beim Frühstück anzusprechen, zwar so verpackt, als wüsste es Bertie bereits, dass dies nicht so ist, kann man ihr ohne weiteres unterstellen. Nun ist die Katze aus dem Sack und Bertie verhält sich genauso, wie man es erwarten durfte.

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Es ist nicht die Tatsache, dass Marigold die leibliche Tochter von Edith ist, sondern dass es Edith ihm nicht schon längst erzählt hat, er vermutet daher, dass sie ihm nicht ausreichend vertraut. Man sieht zwar, dass er innere Kämpfe auszufechten hatte und immer noch haben wird, aber die Entscheidung der Trennung ist erstmal gefallen. Allein in der Abschiedsszene zwischen beiden ist mehr Zuneigung und gegenseitige Verunsicherung zu spüren, als bei Henry und Mary in dieser am Ende für Mary so positiv endenden Episode.

Denn es kam, was kommen musste. Mary erkennt dass sie sich etwas vorgemacht hat und nimmt den Heiratsantrag von Henry mit Verzögerung an. Ausschlaggebend hierzu war am Ende dann aber ein Gespräch mit ihrer Großmutter, die extra aus diesem Grund und von Tom benachrichtigt ihr französisches Exil verlassen hat, um ihrer Enkelin die weisen Worte einer älteren Dame ins Ohr zu flüstern: am Ende sollte man immer auf sein Herz hören.

„I believe in love!“ (Old Lady Grantham)

So endet die letzte reguläre Episode mit einer Trauung und einer Szene, die zeigt, dass Edith weitaus reifer ist als ihre größere Schwester. Auch wenn man Mary ihre Entschuldigung abnimmt, sie hatte ihr Vorgehen sehr bewusst gewählt und geradezu geplant. Auch wenn bestimmt das plötzliche Auftauchen von Henry, der Streit mit ihm und dem Verschwinden Henrys ohne Verabschiedung dazu beigetragen hat. Edith erscheint trotz der Streitigkeiten mit ihrer Schwester bei der Trauung und es kommt auch zu einem kurzen Gespräch zwischen beiden Schwestern. Sie verzeiht ihrer Schwester natürlich nicht das von Mary gewählte Vorgehen, aber egal wie man es wendet, am Ende bleiben beide Schwestern. Und es wird eine Zeit kommen, wo sie nur noch sich haben und Edith möchte nicht im Alter nur negative Erinnerungen haben, an jene Tage, wo sie noch jung waren.

„It seems all our ships are coming into port … !“
(Lord Grantham)

Die letzte Szene zeigt eine lachende Edith, wie sie den Kindern beim Spielen auf dem Friedhof (bei Sybils Grab) zuschaut. Und in mir die Hoffnung weckt, dass im Finale der Serie dieser offene Handlungsplot noch ein positives Ende finden wird. Man würde es Edith wirklich wünschen.

Fazit

So. Ich muss zugeben, die etwas sachliche Beschäftigung mit der letzten regulären Episode hat jetzt doch dazu geführt, dass ich nicht mehr ganz so „outraged“ bin. Und ich hatte es ja bereits oben angedeutet, die schauspielerische Leistung von Michelle Dockery war superb. Das muss man ihr zugestehen. Das Highlight der Episode war ihr Gesicht, als sie realisierte, dass Edith sie durch die Heirat mit Bertie auf der adligen Autobahn auf der Überholspur einholen und überholen wird. Uneinholbar überholen. Dieser Schmerz ist spürbar. Allerdings schwächen diese außerordentlichen Leistungen der „bad Mary“ die am Ende versuchten romantischen Minuten zwischen Henry und Mary deutlich ab.

“What a day. I ruin Lady Edith’s life. And Barrow tries to take his.” (Mary)

Hier enttäuschte Mary ein wenig, Henry nimmt man seine Gefühle schon ab. Die verliebte Mary konnte man Michelle in kaum einer Sekunde wirklich abnehmen. Dafür kam es zu plötzlich. Was ich ihr dagegen abgenommen habe, war die sehr traurige und berührende Szene, in der Mary das Grab von Matthew besucht um sich „seinen Segen“ zu holen. Da wurde im heimischen Wohnzimmer bei einer nicht näher benannten Person das Taschentuch gezückt. Ich glaube im Übrigen nicht, dass man an dieser Konstellation noch etwas final drehen wird.

Das schauspielerische Potenzial in der Geschichte des Mr. Barrow und seinem Selbstmordversuch hat Fellows leider verstreichen lassen, denn James-Collier ist mit seinem Mr. Barrow so etwas wie der Counterpart zu Mary bei den Bediensteten. Schauspielerisch wie von den grundsätzlichen Charakterzügen. Hier hätte man einen weiteren schauspielerischen Fokus zu Marys Geschichte auch downstairs ansetzen können. So sind sämtliche Bedienstete anders als sonst eher Beiwerk als (Mit-)Gestalter der Episode. Was schade ist und der Serie auch nicht wirklich gerecht wird.

Was ich allerdings für einen sehr coolen Kniff halte, ist die Tatsache, dass die ominöse und unbekannte Frau, die aufsehenerregende Kolumnen schreibt und nun auch für Ediths Magazin Kolumnen schreiben wird, dass es sich hierbei um Mr. Spratt handelt. Dem Butler der Old Lady. Hervorragend!

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So hätten wir für die Weihnachtsfolge also noch Edith und Bertie auf dem Plan, bestimmt ein paar Spannungen zwischen Henry und Mary, die mit der Schwangerschaft von Mary enden, wir hätte da noch das Problem Barrow, der erstmal weiterhin auf Downton bleiben darf. Und sonst? Die Weihnachtsfolge hat 93 Minuten, man darf also gespannt sein, was Fellows noch aus seinem Hut zaubern wird.

Da die Zeit bis dahin noch lang ist, werde ich immer mal wieder mit kleineren Beiträgen nach Downton zurückkehren, bis wir mit der Weihnachtsfolge endgültig Abschied nehmen müssen. Und ich bereite zudem gerade einen gesonderten Artikel vor, der an all jene gerichtet ist, die etwas ähnliches wie „Downton Abbey“ als Ersatz suchen. Da gibt es nämlich den ein oder anderen „Geheimtipp“.

Ok, so geheim nicht aber erwähnenswert merklich unerwähnt in der serienbezogenen Berichterstattung.

Fotos: itv

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Dienstag, 10. November 2015, 20:15 Uhr
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