Über Jahre hinweg hat er Millionen von Herzen weltweit bewegt – und das ein oder andere zum Stoppen gebracht. Doch seitdem die ihn zu Ruhm verhelfende Dokumentations-Reihe „Breaking Bad“ 2013 endete, war es ruhig um ihn geworden. Bevor ein Elvis-artiges Phänomen entsteht, möchte er jedoch klar stellen, dass er tatsächlich unter den Lebenden weilt und es ihm gut geht: Walter Hartwell „Walt“ White Senior.
An einem winterlichen Dienstagvormittag haben wir Walter White nicht in einem kleinen Café im Südwesten Amerikas angetroffen. Den Blick hinter einer großen Sonnenbrille versteckt betritt White beinahe schüchtern den Raum, blickt sich mehrfach um, ehe Mantel und Hut den Weg zum nebenstehenden Stuhl finden. Er wirft mir ein wohlwollendes Nicken zu und klopft zwei Mal auf die Tischplatte.
Maik: Guten Tag, Herr White…
Walter White: Sagen Sie meinen Namen!
Walter White…?
SAGEN SIE MEINEN NAMEN!
„Heisenberg“…?
Walter White Heisenberg: Na also, geht doch.
Nun gut. Herr Heisenberg, Sie galten allgemein als verstorben, nahm die Öffentlichkeit doch an, sie in den letzten Momenten der TV-Sendung „Breaking Bad“ tot am Boden liegen zu sehen und dass das der ausschlaggebende Punkt war, das Format zu beenden?
Wie Sie sehen, lebe ich noch! (lacht) Genau das wollte ich jetzt ein für alle mal klar stellen. Natürlich habe ich mitbekommen, was die Welt über mich dachte, und habe das als willkommenen Anlass genommen, nach all den intensiven Jahren mal etwas kürzer zu treten.
„Das war alles halb so wild“
Sie haben also bewusst ihren Tod vorgetäuscht?
Nein, nein. Also, nicht ganz… Tatsächlich war es die Idee des Senders, das Format zu beenden. „Einvernehmlich“, „aufgrund von künstlerischen Differenzen“ – Sie wissen schon. Jedenfalls wurde ich einfach aus dem Format geschrieben, und ohne mich gibt es natürlich auch keine Sendung, so viel steht fest. Dass ich dann jedoch Opfer eines solchen Attentats werden sollte, hatte ich nicht geahnt.
Für uns Zuschauer sahen Sie aber verdammt tot aus in der Szene… Es kam doch sogar ein Sanitäter und hat ihren Puls gefühlt?
Aber wissen Sie sein Ergebnis?! Die Macher haben einfach direkt drauf auf Schwarz geschnitten. Wäre das Video weiter gelaufen, hätten Sie gesehen, wie ein weiterer Sanitäter hinzu eilt, ich eine Adrenalin-Spritze verabreicht bekomme und kurze Zeit später schon wieder senkrecht aufsitze. Das war alles halb so wild, auch wenn die komplette Behandlung noch ein paar Wochen gedauert hat, bis ich wieder fit war. Aber alle dachten, ich sei tot, obwohl ich das weder war noch bin.
Und wieso kommen Sie erst jetzt damit raus?
Ich habe dieses „Missverständnis“ einfach mal als Chance gesehen. Als verstorben zu gelten ist gar nicht so schlecht, gibt es einem doch manche Möglichkeit, ohne große Beobachtung zu agieren. Ein paar alte Konflikte konnte ich so bereinigen…
„da war auch viel Fake News dabei“
Aber als der heutige US-Präsident (sic!) Donald Trump Sie als möglicher neuer DEA-Vorstand gewählt hatte, mussten Sie dann doch kurz an die Öffentlichkeit. Wieso hat Ihr Auftritt bei „Saturday Night Live“ nicht alle Unklarheiten bereinigen können?
Die Leute dachten, ich sei nur ein Schauspieler, der die Rolle eines Verstorbenen – also mir – verkörpert. Dabei war das wirklich ich! Keine Ahnung, wieso das niemand recht bemerken wollte, dabei hatte ich extra all meine typischen Catchphrases angewandt. Vermutlich war da auch viel Fake News dabei, meine Aussagen wurden im Nachgang mit künstlichen Lach-Salven unterlegt, ich wurde eher als Witzfigur denn ernst zu nehmender Beamter wahrgenommen. Da ließ ich einfach alle im Glauben, das sei nur gespielt gewesen und habe Gras über die Sache wachsen lassen.
Was haben Sie denn ansonsten in den letzten fünfeinhalb Jahren seit Ende von „Breaking Bad“ gemacht?
Zunächst einmal ein Sabbatical. So ein bisschen richtige Auszeit hatte ich schon lange nicht mehr, war ich früher in meinem Job als Chemie-Lehrer doch mit den Sommerferien sehr verwöhnt. Ich habe ein bisschen Europa bereist, war vor allem von den Niederlanden begeistert und inspiriert. Dann hat mich aber doch mein Gründerherz gepackt und ich habe ein neues Unternehmen gegründet. Eine Mischung aus Backwarenladen und Tankstelle – „A1 Bake – 100% crystal clean“ heißt die Kette, die mittlerweile an 17 Orten in den USA ansässig ist. Markenzeichen ist unser blauer Seifenschaum. Ach, und einige Freunde konnte ich so auch endlich mal wieder besuchen.
Auch Jesse Pinkman?
Jesse, ja… Traurige Geschichte mit ihm. Das hat ihn damals alles sehr mitgenommen. Vermutlich dürfte er schwerer aufzufinden sein, als ich es war. Aber ja, wir haben einige Male gefacetimed und schreiben uns hin und wieder über WhatsApp. Aber richtig gesehen haben wir uns leider schon länger nicht mehr…
Und Saul Goodmann? Verfolgen Sie seine Reality-TV-Sendung, die seit ein paar Jahren im Fernsehen zu sehen ist?
„Better Call Saul“? Ja, ich liebe das Format! Direkt zum Start habe ich Saul angerufen und darum gebeten, ob ich nicht auch mitmachen dürfte. Noch hat es leider nicht geklappt, aber ich bin guter Dinge. Und wenn es nur eine Statistenrolle im Hintergrund wäre – mir egal.
„Ich stehe bei 99,1 Prozent“
Wo wir bei Zukunftsplanungen sind – was hat Walter Wh… äh, ich meine Heisenberg, für die kommende Zeit vor?
Ich arbeite weiterhin an meinen Zielen, aktuell stehe ich erst bei 99,1 Prozent, bis zur 100 und meiner persönlichen Reinheit ist es noch ein weiter Weg. Und ganz kurzfristig gedacht habe ich vor allem Hunger. Ich hoffe, die haben hier auch etwas anderes als frittiertes Hühnchen?
Dann mal guten Hunger und danke für das Gespräch!
Bilder: amc
Eine gelungene Idee eurer neues Format. Auch das erste Interview gefällt mir sehr gut und ich bin gespannt was noch so folgt…
Freut uns, dass dir die Idee gefällt und hab vielen Dank für das Feedback! :)
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