Oh ja, da hatte Jiji Lee eine wirklich großartige Idee. Die Autorin des „The New Yorker“ hat sich überlegt, wie das Netflix Original „Emily in Paris“ wohl wirken würde, wenn David Lynch Staffel 2 inszenieren würde. Ich muss zugeben, mich hatte Jiji Lee „etwas“ geschockt mit ihrer simplen Überschrift „Emily in Paris“ Season 2, directed by David Lynch“. Aber: Klar, David Lynch steht natürlich mitunter auch für Absurdes, aber das wäre doch nun zu absurd gewesen.
Wobei gerade das Wort Absurdität auch sehr gut zu dem Netflix-Original passt, wie ich finde. Die – freundlich formuliert – leichte Produktion von Netflix setzt auf zahlreiche Klischee und bunte Abziehbildchen von Paris. Dort landet die Amerikanerin Lily, um in der Dependence einer amerikanischen Agentur zu arbeiten. Die Serie lässt dabei wirklich kein stereotypisches Bild von Frankreich und ‚den Franzosen‘ aus – mein Fall war es definitiv nicht, wie man hier in meinem Review zur Pilotfolge nachlesen kann, aber Nicola aus unserem Team hat die Serie zum Beispiel sehr gefallen (siehe hier ihr Staffel-Review), Modetipps inklusive (siehe hier).
Wie auch immer: Die Comedy-Autorin JiJi Lee hat sich „Emily in Paris“ vorgenommen und einen David Lynch-Style drübergelegt, was in durchaus witziger und überzeugender Form gelungen ist, wie auch Schauspieler Kyle MacLachlan findet, der ja schon in diversen David Lynch-Produktionen mitgewirkt hat:
A little 'bonjour' goes a long way. I berry much enjoyed this 😆🥂 @NewYorker https://t.co/t94s5GQABf
— Kyle MacLachlan (@Kyle_MacLachlan) December 11, 2020
Was hat sich Jiji Lee so ausgedacht? Staffel 2 startet zum Beispiel damit, dass die Kamera kriecht durch einen dunklen, höhlenartigen Abgrund kriecht und wir schließlich erkennen, dass wir uns in einem Luftloch eines Baguettes befinden. Sehr gut finde ich auch Folge 4, wenn Emily auf die Probe gestellt wird, als sie einen Marketing-Kunden (gespielt von Monica Bellucci) davon überzeugen muss, ihrer amerikanischen Perspektive auf die französische Kultur zu vertrauen. Nachdem Emily das Wort „Inhalt“ zu oft verwendet hat, beginnt eine einzelne Glühbirne im Büro zu flackern und unheimliche Saxophonmusik setzt ein. Monica Bellucci wendet sich an Emily und flüstert kryptisch: „Wir leben einen Traum in einem Traum.“ Emily mag den Slogan, glaubt aber, dass er immer noch eine frische amerikanische Einstellung gebrauchen könnte. Das Ganze endet damit, dass Emily die ganze Zeit geträumt hat und dass ihr Geist tatsächlich in einem Baguette gefangen ist.
Ich find’s einfach großartig, wie genau Jiji Lee die Klischeewewlt von „Emily in Paris“ mit der surrealen Welt von David Lynch verbindet. Hier würde sogar ich noch einmal einschalten, obwohl ich mich jetzt erstmal auf David Lynchs neues Serienprojekt für Netflix freue. Zum kompletten Originaltext geht es hier.
Bild: Netflix
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