Überraschung in Cannes: Das Filmfestival schenkt sich zum 70. Geburtstag einige besondere Premieren. Erstmals in der Geschichte werden Serien ihren Platz haben. Und auch Streaming-Dienste wie Netflix schicken ihre Produktionen in den Wettbewerb. Serien scheinen also auch beim Festival de Cannes mindestens gleichberechtigt angesehen zu werden. Mal sehen, wann es die erste Goldene Palme für eine Serie geben wird.
In Cannes werden gleich zwei Serien im Fokus stehen: Zum einen die 2. Staffel von „Top of the Lake“ mit Nicole Kidman, und dann die Rückkehr von „Twin Peaks“. Das Festival-Publikum bekommt die ersten beiden Folgen exklusiv zu sehen. Dass Serien so prominent an der südfranzösischen Küste vertreten sind, ist absolutes Neuland. Festivaldirektor Thierry Fremaux hatte immer betont, dass es in Cannes um die traditionelle Kinokunst gehe. Jetzt weicht er es insofern auf, als dass er sagt, dass sich in gewisser Weise auch Serien die cineastischen Erzählweise bedienen.
Bei „Twin Peaks“ wird sicher auch ein Grund sein, dass David Lynch hinter dem Projekt steckt, der dem Festival seit Jahrzehnten verbunden ist. Die Entscheidung, die ersten Folgen hier zu zeigen, standen schon vor Monaten im Raum – jetzt hat es auch Showtime als Sender bestätigt.
Apropos Sender: Auch Netflix ist dieses Jahr vertreten, nicht mit Serien, sondern zwei Filmen: „The Meyerowith Stories“ mit Ben Stiller und Adam Sandler sowie „Okja“ des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-Ho („Snowpiercer“) mit Jake Gyllenhaal und Tilda Swinton. Amazon wiederum zeigt den Cannes-Besuchern „Wonderstruck“ von Regisseur Todd Haynes („Velvet Goldmine“) sowie „You Were Never Really Here“ von Lynn Ramsay („We need to talk about Kevin“). In den USA sollen die Filme von Amazon und Netflix sogar in den Kinos laufen, bei uns dürften sie wohl erst später direkt über die Streaming-Anbieter ihre Premiere feiern.
Aber immerhin ist auch das ein Beleg, dass dieses Jahr nicht mehr die großen Hollywood-Studios im Fokus stehen. Und als wenn das noch nicht genug wäre, zeigt Oscar-Preisträger Alejandro Gonzalez Inarritu („The Revenant“) in Cannes auch noch im offiziellem Rahmen ein neues Virtual-Reality-Projekt. Cannes modernisiert sich also, richtet sich auf die aktuellen Bewegungen auf dem Markt aus.
via: HardwareLUXX
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