Musikfernsehen war damals eine tolle Sache, vor Klingeltonwerbung und all den Nicht-Musik-Formaten. Den alten Röhrenfernseher vermisse ich dagegen eher weniger, hat der Kubikmeter-greifende Würfel doch nicht nur Platz, sondern auch Augengesundheit gekostet. Gut, vielleicht vermisse ich ihn auch nicht, weil ich in der Regel etwa einen Meter neben mir einen stehen habe – zum Super Nintendo spielen…
Statt Musikfernsehen gibt es hier Fernseher-Musik zu hören. „Musik“ ist aber etwas hoch gegriffen, um das direkt vorwegzunehmen, hier geht es eher um sehr abstrakte Kunst, aber die ein oder andere melodiös klingende Abfolge an Tönen gibt es dann doch zu hören. Bereits 2009 hatte Künstler Heiko Wommelsdorf sieben alte Röhren in einen Raum gestellt und im Projekt „TV Phase“ durch die schnell Abfolge bestimmter Schwarz-Weiß-Muster auf ihnen klingende Magnetfehler produziert.
„In dieser Klang-Video-Installation macht Heiko Wommelsdorf alte, ausrangierte Röhrenfernseher zu Instrumenten und Komponiert ein Stück für Augen und Ohren. Bei diesem Arrangement ist das Erfahren einer musischen Komposition in einem dreidimensionalen Raum Schwerpunkt, welches durch den Ausschluss von weiterem Licht und Ton an Intensität und Dramaturgie gewinnt. Die unterschiedlichen Bilder erzeugen in den Geräten Magnetfelder, die je nach Bildkomposition ein unterschiedlich hohes oder –tiefes Rauschen von sich geben. Durch langes Experimentieren erzeugte Wommelsdorf ein System, mit dessen Hilfe er durch die neuen ‚Instrumente’ ein Stück komponierte. Durch die exakt kalkulierte Aneinanderreihung diverser Bilder entsteht wahrhaftig eine Melodie.“ (Artist Statement)
So ganz ließ ihn die Idee nicht los, so dass er mittlerweile gar die „TV Phase 2020“ eingeläutet hat.
Heutzutage würde ich nicht ausschließen, dass solche „Musik“ in den hiesigen Charts auftaucht, oder aber irgendwann ab vier Uhr nachts im Berliner Berghain gespielt wird…
via: kraftfuttermischwerk
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