Serien Reviews Trailer Programm Über uns
Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen Teilen abbrechen... Auf Pinterest teilen In Pocket speichern Per Mail versenden
Beitrag teilenBeitrag teilen
WERBUNG

Bittersüße Symphonie zum Staffelfinale

Fargo S02E10 – Palindrome

16. Dezember 2015, 17:00 Uhr
Fargo_S02E10_Ed_Peggy

Hier ist es also, das Finale der Fortsetzungsreihe. Nachdem in der Folge zuvor ein hoher Body count dafür gesorgt hat, dass nur noch eine Handvoll Charaktere übrig geblieben sind, geht es nun um die Nachfolgen, die die Geschehnisse abrunden sollen.

Auf der Flucht mit Peggy wird Ed von Hanzee tödlich verwundet und versteckt mit ihr in einem Supermarkt. Verbarrikadiert in einem Kühlraum verbringen beide, was sich als ihre letzten gemeinsamen Stunden herausstellen sollte. Von einer Halluzination überwältigt, kann Peggy Wahn und Wirklichkeit nicht mehr voneinander unterscheiden und dreht durch. Mit Zorn und Verzweiflung gefüllten Worten beendet Ed ihr Kapitel als Ehepaar, wohl wissend, dass seine Frau nun endgültig den Verstand verloren hat.

„You’re always trying to fix everything, but sometimes nothing’s broken.“ (Ed)

Fargo_S02E10_Mike

Einen wahrlich majestätischen Moment erleben wir mit Mike Milligan, der sich im Haus der Gerhardts symbolisch selbst zum König ernennt. Beginnend mit der Hausdame läutet der seine Herrschaft ein und verkündet:

„From this moment forward, I decree no more schnitzel or strudel.“

Das Ganze erinnert etwas an Samuel L. Jacksons Rolle als rassistischer Hausdiener Stephen in „Django Unchained“. Auch hier einfach bewundernswert, wie diese Figur von den Machern erschaffen und durch Bokeem Woodbine zum Leben erweckt wurde. Ein Beispiel, das seinesgleichen sucht. Und das Ende? Nun ja, es gibt in der Tat einige Alternativenden, die ich mir für Mr. Milligan gewünscht hätte, was meine persönliche Schätzung für das gewählte jedoch keineswegs verschmälert. Golf statt Gold – Kansas City Thuglife!

Fargo_S02E10_Peggy_Lou

Gegen Ende hin zeichnet sich immer klarer eine Linie ab, die die inhaltliche Verbindung zur ersten Staffel verfestigt. Was für eine starke Szene im Streifenwagen zwischen Lou und Peggy. Patrick Wilson als sonst eher sparsam mit Worten umgehender State trooper hat für mich eine der schönsten Monologe on screen performt.

„It’s the rock we all push – men. We call it our burden, but … it’s really our privilege.“ (Lou)

Doch auch Szenenpartnerin Kirsten Dunst hat für ihren Teil Großes bewerkstelligt. Mit der letzten Darstellung der Peggy Blumquist ist es ihr gelungen, den Kreis um ihren Charakter zu schließen. In diesem Moment hat das finale Puzzlestück seinen Platz gefunden, als deutlich wird, dass hinter all ihrem Handeln triftige Beweggründe wie die Rolle der Frau und Wünsche der Selbstverwirklichung als solche stecken.

Leider gibt es hinsichtlich der UFO-Geschichte keine weiteren Einsichten mehr. Unnötig, aber auch nicht schädlich. Punkt. Versöhnlicher hingegen ist die Erklärung um Hanks mysteriöses Hobby. Zwar stimme ich persönlich mit der Gewichtung, Missverständnisse und mangelnde Kommunikation als Ursachen allen Übels, nicht ganz überein – so finde ich dennoch, dass hinter all dem schon etwas Wahres steckt.

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Ludwig Wittgenstein, Philosoph)

Fazit

Groß. Ganz großes Kino. In meinen Augen ist Fargo mit seiner 2. Staffel die positive Überraschung unter den Serien im ohnehin schon starken Jahr. Was Mono- und Dialoge angeht, zählt die Show für mich ohne Zweifel zur weltweiten Elite. Ungemein stark ist auch die Bildsprache, die sowohl technisch (Split Screen) als auch inhaltlich glänzt. Ein finaler Beweis findet sich in der Darstellung der Szene, als Ed – als ehemaliger Metzger – seine letzten Momente auf Erden ironischerweise neben aufgehängte Tierkörper verbringen muss.

Tolle Musik, ohne deren Einsatz zweifelsfrei nicht die gleiche Wirkung erzielt worden wäre. Tolle Schauspieler, die ihre Charaktere ausnahmslos zum künstlerischem Limit gebracht haben. Ist es noch nötig, zu sagen, ob ich mich auf die Fortsetzung freue? Applaus! Ganz viel Applaus!

sAWE_Fargo_S02_Durchchnittsbewertung_700x350

Vorherige Folge

Fotos: FX/MGM

Deine Wertung?
Beitrag von:
Mittwoch, 16. Dezember 2015, 17:00 Uhr
FargoReview
Beitrag teilenBeitrag teilen

11 Kommentare

  • Ein gelungenes, wenn auch nicht grandioses Finale. Der „gute Tat, böse Tat“-Dialog war genial! Ansonsten gewohnt starkes visuelles Setting, tolle Dialoge, aber das große Drama wurde (vielleicht bewusst?) ausgelassen. Der große Knall kam eben bereits doch letzte Folge, das Finale war ein aufarbeiten und in die Länge ziehen, bis – Abspann. Fragen, wie das noch fehlende Humpelbein, die noch lebende Frau – da wurde viel mit den Erwartungen gespielt.

    Fand auch schade, dass die UFO-Geschichte eher nebenbei abgehandelt wurde und dieser „Traum“ war mMn überflüssig, da zu handfest. Ansonsten in Ordnung, auch wenn der Großteil der Staffel besser war. Insgesamt sehr schön zu sehen, dass sich starke Erststaffeln nicht nur bestätigen, sondern teils sogar steigern können. Freue mich auf nächstes Jahr! :)

  • Ich persönlich fand Staffel 2 nicht ganz so gut wie Staffel 1, auch wenn es immer noch eine der besten Serien im Fernsehen ist. Wenn ich 1 eine 9 geben würde, bekommt 2 eine 8.

    Das Hauptproblem war für mich, dass die Handlung weniger interessant war. Die Geschichte eines Durchschnittsversagers, der quasi vom Teufel persönlich auf die schiefe Bahn gebracht und zu einem immer verdorbeneren Menschen wird, war einfach packender als ein Bandenkrieg auf dem Land.

    Zudem hat Staffel 2 sich etwas zu sehr in Coen Brüder Anspielungen gesuhlt. Zum Beispiel schien Karl (Nick Offerman) überdeutlich von Walter aus „The Big Lebowski“ inspiriert zu sein. Als Bear seine Nichte in den Wald führte, musste bestimmt nicht nur ich an „Miller’s Crossing“ denken, in einer Folge gab es einen Gospelsong zu hören, der auch in „O Brother, Where Art Thou“ war und der Traum im Staffelfinale war wohl eine Anspielung auf das Ende von „Arizona Junior“.

    Immerhin, im Gegensatz zu Staffel 1, war dieses Finale etwas runder. Es wurden für meinen Geschmack vielleicht ein paar Fragen zu viel offengelassen, aber es wirkte weniger konstruiert. Besonders gefallen hat mir das unerwartete Wiedersehen mit ein paar alten Bekannten. Ich meine jetzt nicht nur die Cameos in der Traumsequenz, sondern scheinbar war Hanzee wohl auch für die Karrierewahl von zwei meiner Lieblingscharaktere verantwortlich.

    Es muss nochmal gesagt werden: Auch in der zweiten Runde war „Fargo“ erstklassig! Kirsten Dunst lieferte eine Karrierebestleistung ab, Hanzee war einer der beeindruckensten Fernsehschurken der letzten Jahre, die Handlung war immer unterhaltsam und unberechenbar und selbst das UFO war für mich ein herrliche Idee. Ich bin mal gespannt, wie Staffel 3 die Messlatte für erstklassiges Fernsehen höher legen wird.

    • Mit dem Durchschnittsversager hast du Recht – das hat mir hier in Sachen Charakterentwicklung etwas gefehlt. Ja, die beiden „Normalos“ sind mehr und mehr in den Schlamassel geraten, aber beim Dunst-Charakter war die Entwicklung eher in Richtung Wahn(sinn), denn wirklich charakterlich. Das hat mir in Season 1 auch besser gefallen.

  • Hmm, ich fand die letzte Folge leider etwas enttäuschend. Sie fiel schon ziemlich ab gegenüber dem Rest – wobei man sagen muss, dass die Staffel auf extrem hohem Niveau spielte. Da war auch die letzte Folge immer noch besser als vieles andere, was sich in anderen Serien so abspielt.

    Und ich bin ein Fan von Mike Milligan. :-)

  • Kien
    Kien

    Mich hat es nicht so groß gestört, dass die Geschichte vergleichsweise zur vorangegangenen Staffel etwas „lame“ war. In der Entwicklung wurde hier eingebüßt, das stimmt. Aber was die Charakterdarstellungen angeht, hat die jetzige einiges wettgemacht: Dunst, Plemons (welch eine Überraschung!), Donovan, Woodbine, Wilson und Offerman haben schlicht auf einem anderen Level gespielt.

    Einige Dinge waren überflüssig, so wie die UFO’s und der erwähnte Traum in der letzten Episode. Dass Bear seine Nichte tatsächlich getötet hat, finde ich schade – da hätte noch etwas gemacht werden können. Ebenso wie Lous spätere Beinverletzung. Aber sei’s drum. Ich freue mich auch sehr auf 2017 ;)

  • peter

    Welche Beinverletzung von Lou? Und welches fehlende Humpelbein und welche lebende Frau ist gemeint?

    • Kien
      Kien

      In der Szene gegen Ende der letzten Episode, wo Lou eine von Mollys Mitschülerinnen darum bittet, eine Foto von ihm zusammen mit seiner Tochter zu machen, sieht man, dass er humpelt. Diese Beinverletzung sieht man bei Lou auch in der ersten Staffel. Mit „(noch) lebende Frau“ ist seine Ehefrau Betsy gemeint, die ja irgendwann zwischen S01 und S02 an ihrem Krebsleiden verstirbt.

  • In Marzemino I Trust

    Denjenigen denen der Begriff „Ischias“ bekannt ist, sollten auch gemerkt haben wo das Humpeln herkommt.
    In der Szene am Ende der letzten Episode in welcher Lou, Betsy und Hank zusammen sitzen, sagt Betsy: „und als nächstes fängt Lous Ischias an zu schmerzen“. Ein solcher schmerz bzw. eine Entzündung des Ischiasnerv kann dazu führen das man humpelt und es scheint so als habe sich genau dies bewahrheitet. Zusammenhängend damit das alles was Betsy „geträumt“ hat, sich tatsächlich so zugetragen hat und wahr wird, lässt mich denken das Betsy sowas wie hellseherische Fähigkeiten besitzt.
    Es mag vielleicht weit daher geholt sein, aber ich denke auch das Betsy irgednwie im Zusammenhang mit dem Ufo steht. In ihrem Traum sieht sie u.a. wie Lou von Bear erwürgt wird und erzählt in diesen Moment „etwas würde die Zukunft bedrohen“. Schaut man sich diese Szene nochmal in Episode 9 an, ist dies genau der Moment wo das Ufo erscheint, daraufhin auf Lou und Bear leuchet und so Lou ermöglicht ihn zu erschießen.
    Wie gesagt vielleicht ein wenig weit hergeholt, aber wenn die Macher von Fargo schon Ufos erscheinen lassen, warum sollten dann Menschen nicht in der Lage sein können hellseherische Fähigkeiten zu besitzen und mittels Träumen Ufos herbei zu rufen ?

    • Interessanter Gedankengang. Dennoch wäre ich etwas enttäuscht, wenn es dann „nur“ ein eingeklemmter Nerv ist, der mehr oder weniger aus dem Nichts (schon klar, Belastung, etc.) kommt, aber eben kein direktes Ereignis besitzt. Und mögliches Hellsehen würde die Serie für mich leider schlechter machen, aber ich bin auch kein Fan der ganzen Ufo-Sache…

    • Kien
      Kien

      Mir war so, als wäre das in S01 als Dienstverletzung erwähnt worden und da habe ich mich mal schlau gemacht:

      „Lou pulled over some criminals responsible for a robbery and stealing a snowplow and was shot in the hip, leaving him with a permanent limp.“ (Quelle: fargo.wikia.com/wiki/Lou_Solverson)

      Was die Visionen angeht, so sollen die Darstellungen nur zur Verdeutlichung für den Zuschauer dienen – mMn. Solle heißen: Betsy weiß, dass etwas passieren wird – jedoch nicht, was genau es sein wird.

Verfasse einen neuen Kommentar


Abo ohne Kommentar

Hinweis: Bei Kommentar-Abgabe werden angegebene Daten sowie IP-Adresse gespeichert und ein Cookie gesetzt (öffentlich einsehbar sind - so angegeben - nur Name, Website und Kommentar). Alle Datenschutz-Informationen dieser Website gibt es hier zu sehen.