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Chris regt sich auf...

First World Problems allüberall

6. August 2022, 11:29 Uhr
TV-Aufreger-Vorlage-Luxus

„Die Serviettenringe passen farblich sowas von gar nicht zu den Bronzetellern, geht ja gar nicht, was eine Frechheit!“ Sätze wie dieser (von einer völlig aufgelösten Braut) in unserer heutigen Zeit passen einfach noch weniger als früher. „Was schreibt der jetzt wieder hier im Blog?“, mögen sich einige fragen. Ganz einfach: Es ist wieder mal ein Aufreger der Woche fällig und ein solcher Aufreger darf auch ausnahmsweise gar nichts mit dem Serienalltag in Deutschland und der Onlinewelt zu tun haben. Allerdings geht es uns wohl alle an, wenn einerseits belagerte Ukrainer für eine Ration Trinkwasser nicht nur stundenlang anstehen müssen, sondern dabei auch noch beschossen werden. Wir Deutschen fluten dagegen nach wie vor unsere Toiletten mit Trinkwasser oder duschen mal eben eine halbe Stunde ausgiebigst ohne groß darüber nachzudenken, was wir tun, lassen stundenlang den Rasensprenger laufen oder müssen unbedingt einen eigenen Pool im Garten haben (die öffentlichen Bäder sind mit 24°C Wassertemperatur schließlich deutlich zu kalt und mit 5€ Eintritt auch viiiieeeel zu teuer).

„Die Menschen vor Ort (Mariupol) konnten sich seit zwei Monaten nicht waschen oder duschen oder ihr Geschirr abwaschen. Es ist davon auszugehen, dass Menschen in der Stadt inzwischen verdurstet oder an den Folgen von verschmutztem Wasser gestorben sind», stellt sie die Lage drastisch dar. Die Wasserleitungen seien durch die Kämpfe zerstört. Das Problem: Auch der Wasserkanal, der das Wasser aus dem nördlichen Teil des Donbass bis zur Stadt am Ufer des Asowschen Meer leitet, ist durch den Krieg beschädigt worden.“

Luzia Tschirky, Ukraine-Korrespondentin des «SRF»,

Typische „First World Problems“ oder „Luxusprobleme“ sind es genau dann, wenn wir Sprüche hören wie „Ich empfinde keine Freude mehr, wenn ich in meinen (mittlerweile dreijährigen) BMW einsteige“. Grundsätzlich ist mit dem ironischen Ausdruck „First World Problems“ gemeint, dass solche geringfügigen Probleme wie mangelnde Freude am Fahrzeug oder unpassende Serviettenringe nur in einer durchwegs „gesättigten“ und sicherlich wohlhabenden Gesellschaft auftreten. In Entwicklungsländern kommen solche Probleme nicht vor. Es gibt überall auf der Welt wirkliche, „echte“ Probleme, teils existenzbedrohend. Aktuell ist eben der Ukraine-Krieg regelmäßig ein zuverlässiger Garant dafür, dass solch wirkliche Probleme wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten.

Natürlich muss es auch nicht immer Krieg sein, es reicht ja schon aus, wenn mit Nahrungsmitteln verantwortungslos umgegangen wird, sprich: was nicht schmeckt, wandert in den Müll. Währenddessen leiden große Teile der Weltbevölkerung seit jeher unter Lebensmittelmangel, sei es aufgrund von anhaltenden Dürreperioden, Kriegen oder auch wegen der COVID-19-Pandemie. Bis zu 828 Millionen Menschen hungern aktuell weltweit. Das sind etwa 10% der Weltbevölkerung oder jeder 10. Mensch. Auch in Deutschland werden die Schlangen vor den Tafeln immer länger.

Grundsätzlich gilt aber: Es gibt immer mindestens einen Menschen, den das Schicksal so unglaublich viel härter getroffen hat, als denjenigen, der gerade mault, wie schlecht es ihm/ihr geht. Wenn wir uns das vor Augen halten, sollten wir ein deutlich zufriedeneres Leben führen und „Luxusprobleme“ lösen sich flugs in Luft auf.

„Noch eher könnte man alle reich, als alle zufrieden machen.“
(Emanuel Wertheimer, 1846 – 1916)

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Samstag, 6. August 2022, 11:29 Uhr
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