Ein bisschen Traurigkeit übermannt einen schon beim Schreiben dieser Zeilen. Bis zur nächsten neuen Folge Game of Thrones dauert es mal wieder neun Monate. Wenigstens genug Zeit, in Sachen Büchern aufzuholen… Zum Abschluss erhalten wir noch einmal einen Rundumschlag der Schauplätze und Figurengruppen, der viele lose Enden aufgreift. Und selten war ein Folgentitel passender gewählt.
Wir sehen tatsächlich noch einmal Jon (Children Nr.1) und das Schlachtergebnis hinter der Mauer, hätte ich nicht mit gerechnet. Ebenso, dass er Mance Rayder ohne Probleme binnen gefühlter Sekunden findet… Naja gut, Finale, wir wollen uns nicht mit unnötigen Reiseaufnahmen aufhalten. Dort gibt es den ersten schönen Satz: Mike the Mighty war adlig, Grenn kam von einer Farm.
„He is king of the seven kingdoms…“ – „We are not in the seven kingdoms and you are not dressed for this weather.“ (Davos und Mance Rayder)
Und schon werden wir überrascht: Wer sind die ganzen Reiter? „Fiery Heart“-Banner, also Stannis? Tatsache! Das kam unerwartet, sowohl Geografie als auch Armee-Stärke betrachtend. Klar, die wollten gen Norden, aber so weit? Und sind sie mit den Pferden um die Mauer auf Schiffen gefahren? Geld hatten sie ja zumindest frisches. Jedenfalls ein starker Auftritt und ein gelungenes Comeback in das Game of Thrones.
„She loves you.“ – „She told you?“ – „No, all she ever told was to kill you. That’s how I now.“ (Tormund und Jon)
Daenerys sieht, dass für manche die Sklaverei gar nicht so verkehrt war. Der befristete Arbeitsvertrag scheint geboren. Und der Hunger der Drachen. Drogon scheint kaum mehr beherrsch-, geschweige denn berechenbar, das dürfte Probleme nach sich ziehen. Und so wurde auch der Hausarrest eingeführt im Staate Stormborn. Hartes Los für Daeny, die ihre Children (Nr.2) erziehen muss.
Hodor kann einem richtig leid tun, muss die ganze Zeit schleppen. Und Zombie-Skelette aus Diablo 2 bekämpfen. Wobei, dazu hat er scheinbar zu viel Angst und zu wenig Kampferfahrung. Bis auf Bran möchte niemand in seiner Haut stecken. Gut, dass es mysteriöse Zaubermädchen gibt, die aus dem Nichts erscheinen. Ein tatsächliches Mitglied der First Children (Nr.3), angenehm, habe schon viel von Ihnen gehört! Btw: wo steckt eigentlich Rickon (inoffiziell Children Nr.4)? Müsste auf dem Weg zu The Hearth sein, wurde aber die komplette Season mit Osha nicht gezeigt. Schade.
Mit Brienne und Arya (Nr.5) haben sich scheinbar zwei Gleichgesinnte getroffen. Umso mehr schade, dass sie nicht wirklich zusammen kommen. Jedenfalls erleben wir einen unnötigen wie unsauberen Kampf zwischen Brienne und dem Hound. Für uns ungewohnt erhalten wir jedoch keinen klaren Todesmoment, auch wenn Sandor es wohl nicht die zehn Meilen weg schaffen sollte. Arya hat dagegen durch eine Meinungsänderung seinen Namen von der Liste genommen. Dennoch komisch, dass ihr niemand gesagt hat, dass ihre Schwester in der Nähe ist, irgendwie hatte man gerade das Gefühl, dass sich mehrere Personen mal wieder zusammen finden und schon geht Arya wieder auf Reisen.
Cersei scheint Schwanger zu sein, hat jedenfalls Hormon-Schwankungen in alle Richtungen: ausgeborene Muttergefühlen – fast so groß wie Tywins Sinn für Familie – und wiederentfachte Geschwisterliebe. Dass sie diese intern offenlegt, schmeckt Jamie weniger als Tywin, der plötzlich darauf kommt, dass er seinen Bruder ja auch befreien könnte. Ob er dabei schon an die Abschiedsrunde von Tyrion gedacht hat?
Als Tyrion und Jamie sich zum Abschied umarmen spukte ein leiser „kiss! kiss!“-Chor in meinen Kopf. Geschwisterliebesdreieck – das wär doch mal was Neues! Und ja, irgendwie bleibt alles in der Familie, wenn die vermeintliche Liebe jedoch mit dem Vater rummacht, ist es zum Würgen. Schon ironisch: da wird man fälschlicher Weise angeklagt, wen umgebracht zu haben und bringt aus Wut darüber diese Leute um. Und kaum hat Tywin auf dem Klo einen Bolzen vorm Gesicht, ist Tyrion plötzlich ein wahrer Lannister und sein Sohn (Nr.6). Und jetzt so etwas wie Mutter- und Vatermörder zugleich. Keine leichte Vita für einen Kleinwüchsigen…
„Valar Morghulis“ (Arya)
Was ich sehr gut finde: die Staffel wurde eingangs in Teasern und Plakaten mit dem Spruch „Valar Morghulis“ beworben. Mit diesem Abschluss wurde die Münz-Geschichte nochmals aufgenommen und hat einen schönen, geruhsamen Abschluss geschaffen. Dass dann gar ein Chor beim Themesong mitsingt, gibt dem Ganzen Aufbruchstimmung und lässt auf (erneut) Epochales in Staffel 5 hoffen.
Was soll man sagen, ein Finale, in dem viel passiert ist. Und damit beinahe ungewöhnlich für Game of Thrones. Wie gewohnt wurden möglichst viele Kapitel für unsere Charaktere geschlossen, damit wir neue beginnen können. Dabei wurden auch lose Enden aus Staffeln zuvor aufgenommen, das gefällt mir sehr. Dazu natürlich die kompromisslosen Tode, die größtenteils wenig schockierend und beinahe unspektakulär abgelaufen sind, sicherlich auch der ausbleibenden Zeit, obwohl man bereits auf 65 Minuten erhöht hatte. Rest in Piece, Jorjen, Shae, Tywin und (vermutlich) Sandor! Gerade um Letzteren tut es mir ein bisschen leid…
Die letzte Folge erinnert mal wieder daran, dass Game of Thrones eben nicht nur Mittelalterkrieg ist, es ist eben auch übersinnlich. Sehr Fantasy-, fast Mysterylastig. Finde ich ja immer grenzwertig, ich mag es nachvollziehbar grausam, dennoch bringt es eine gewisse Würze mit sich und eben auch Potenzial für Überraschung, gerade in für die menschliche Logik aussichtslose Situationen. Was in Sachen Fantasy etwas kurz kamen, die komplette Season über, waren meiner Meinung nach die White Walkers. Die sind ganz schön langsam, oder? Wo bleiben die? Was machen die? Jagen und essen müssen die doch nicht… Irgendwie passen hier teilweise erneut die zeitlichen Abfolgen nicht so ganz, aber sei’s drum, das wird vermutlich in Staffel 5 aufgenommen.
Alles in allem ein gelungenes Finale, das Lust auf mehr macht. Mehr dauert aber noch, also müssen wir uns Ersatzdrogen suchen. Oder die Bücher lesen…
[Buch-Spoiler ahead!]
Ein super Finale, aber mit der Szene von Tywins Ableben war ich gar nicht einverstanden. Tyrion ermordet seinen Vater im Buch nicht wegen der langweiligen Shae sondern wegen Tysha! Sie war Tyrions erste große Liebe als er noch in der Pubertät war, er hat sie damals sogar Hals über Kopf geheiratet und verbrachte die schönsten Tage seine Lebens zusammen mit ihr auf der Flucht. Als sein Vater ihn fand, behauptet er sie wäre eine Hure gewesen die er für alles bezahlt hätte:
http://awoiaf.westeros.org/index.php/Tysha
Bei seinem Ausbruch beichtet Jaime Tyrion die Wahrheit, dass Tysha keine Hure war sondern ihn wirklich geliebt hat. Tywin hätte sie alle gezwungen Tyrion anzulügen, um ihm anschließend eine grausame Lektion zu erteilen. Tyrion konfrontiert seinen Vater daraufhin auf dem Lokus und Tywin nennt Tysha weiterhin eine Hure, bis Tyrion beim zweiten Mal abdrückt.
Shae ist nur ein billiger Abklatsch, ein Schatten von Tysha, Tyrions einziger wahrer und großer Liebe. Er hat seitdem nie mehr eine Frau so geliebt, dass man das komplett unter den Tisch fallen lässt, hat mich echt geärgert. Zumal Shae ihn sogar noch hintergeht und dafür tötet er seinen Vater? I call bullshit.
Vielleicht schlicht einfacher zu erzählen. Dazu hatte Sibel so beim Casting überzeugt, dass man die Shae-Rolle ausschmücken wollte. Das ist dann eben das Ergebnis. Für mich war das okay (aber ich bin im Buch auch nicht so weit, danke…).
Wups, da fehlt wieder die „Buchspoiler“ Warnung sorry… Leider kann ich den Kommentar nicht mehr editieren.
Die Geschichte um Tysha ist im Prinzip nur ein Detail am Rand, aber hier ärgert mich wirklich die veränderte Rolle von „Serien-Shae“. Ich finde Sibel spielt die Rolle die meiste Zeit über sehr „bitchy“, Shae ist ständig am nörgeln und meckern, sie weiß überhaupt nicht wo ihr Platz ist und nervt am Ende fast mehr als Tyrions echte Ehefrau. Das Tyrion sich in Shae verliebt lasse ich mir ja gefallen, aber zum Vatermord taugt Serien-Shae einfach nicht.
Habe es mal editiert. :)
Mist, wegen dem Buchspoiler kann ich deinen Kommentar Uli leider nicht lesen, sorry :-)
Habs eben geschaut und bin begeistert, begeistert deswegen, weil es zwar ein Cliffhanger aber kein schlimmer Cliffhanger ist. Arya segelt hin fort und kommt eben in einem Jahr an bzw. zurück, schönes Season Ende.
Sie schreibt nur was zu Unterschieden zwischen Serie und Buch. Wer allerdings die Bücher noch lesen will, sollte sich diese Überraschung vielleicht lieber belassen. Ist aber nichts allzu wildes.
Stimmt, eigentlich gar kein richtiger Cliffhanger. Klar, man will allgemein wissen, wie es weiter gehen soll, aber eigentlich wurden viele Dinge zunächst einmal im Kleinen beendet. Schöne Mischung, definitiv!
Was ich noch spannend fand und gar nicht mehr auf dem Radar hatte: Man sieht am Ende, dass gemeinsam mit Tyrion auch Varys das Schiff besteigt und Kings Landing damit hinter sich lässt. „Die Spinne“ gewinnt sicherlich keinen Beliebtheitswettbewerb mehr, war aber in der Vergangenheit immer so etwas wie eine stabilisierende Kraft im Hintergrund, der immer nur das beste für das Königreich wollte.
Damit gibt es jetzt ein ziemliches Machtvakuum in der Hauptstadt, Tywin ist tot, Littlefinger und Varys sind fort und der König ist noch ein Kind mit einfältigen Beratern wie Pycelle oder Cersei. Das wird auf jeden Fall spannend, schade das wir nun so lange warten müssen.
Kann ja wieder zurückkehren… Aber ja, stimmt schon, wird gerade ein recht leerer Ort.
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