Wenn ihr an diesem Wochenende die Ausgaben der überregionalen Zeitungen lest, werdet ihr sicher auf den ein oder anderen Pokémon Artikel stoßen. Feuilletonisten versuchen das Phänomen des Smartphon-Spiels Pokémon Go zu ergründen und begeben sich auf die Jagd nach Pokémons, um alle zu sammeln – Gotta Catch ‘Em All – und der beste Trainer zu werden. Ein Beispiel findet ihr hier.
Wir von serieslyAWESOME als erste Anlaufstelle für serienkulturelle Fragen wollen unseren Beitrag zu dem aktuellen Hype leisten und uns in der Rubrik Klassiker der Woche dem Phänomen mit der gleichnamigen Serie etwas nähern. Im Jahr 1997 startete die japanische Anime Serie, nachdem ein Jahr zuvor das allererste Pokémon Spiel auf dem Gameboy veröffentlicht und zu einem Riesenhit wurde.
Seit 1997 läuft Pokémon und bis Ende dieses Jahres werden es – ich orientiere mich an der deutschen Zählweise des Wikipedia Artikels – mehr als 927 Folgen sein, in denen eine Gruppe von Jugendlichen kleine Tiermonster jagt und trainiert.
Seriensteckbrief
Genre: Anime
Laufzeit: 25 Minuten
Staffeln (Folgen): 19 (927+)
Ausstrahlung: Seit 1997
Erstausstrahlung: 01.04.1997 (Japan), 01.09.1999 (RTL2)
Charaktere: Ash Ketchum, Misty, Rocko
Kindgerechte Hahnenkämpfe
Im Umkehrschluss zu unseren anderen Klassiker Artikeln kann ich diesmal nicht sagen, dass ich diese Serie geliebt habe, aber sie ist doch ein nicht zu unterschätzender Teil meiner Zeit als später Teenager im Übergang zum Twen. Man konnte den kleinen Monstern einfach nicht entfliehen, als Oberstufenschüler schaute ich meist zu meinem Mittagessen Pokémon auf RTL2. Warum? Das kann ich gar nicht sagen. Damals hätte ich wohl gesagt, es lief nichts Besseres, aber ich muss zugeben, dass die Serie zweifellos eine gewisse Faszination ausübte. Und dass, wenn man ehrlich ist, es eigentlich nur ein mit Zeichentrick visualisierter kindgerechter Hahnenkampf ist. Die Trainer in der Serie – genau wie ein Besitzer eines Kampfhahns – stehen am Rand einer Arena und lassen ihre Tiere gegeneinander antreten. Auch wenn bei Pokémon der Kampf nie mit dem Tod eines Monsters endete (Poké-Experten korrigieren mich bitte, falls dem nicht so war), so ist es doch das gleiche Prinzip: Erfolg oder Niederlage. Da die Pokémons alle unterschiedlich sind, bietet sich eine unglaubliche Tiefe der Kampftaktik und Angriffsauswahl. Während man bei einem Boxkampf über Rechtsausleger und Armlängen vortrefflich philosophieren kann, geht es bei Pokémon über Fragen wie Wasser-Pokémon gegen Luft-Pokémon, Aquaknarre gegen Blitzschlag und so weiter. Auf dem Schulhof lässt sich also hervorragend – ebenbürtig zur Fußballmannschaft A gegen B – über mögliche Gewinner eines Duells philosophieren. Die Eigenschaften der Monster und wie man diese richtig einsetzt machte auch mindestens die Hälfte der Serie aus.
Clique und Knuddelfaktor
Dazu kommt die schiere Masse an Pokémons. Es sind aktuell mehr als 700 verschiedene bunte Tiere, die außer ihrem eigenen Namen in verschiedenen Formen kein anderes Wort von sich geben können. Für jeden gibt es ein Pokémon; für kleine Mädchen ist ein Knuddeluff gedacht, während die harten Kerle vielleicht auf ein Rihorn stehen. In der Serie werden immer neue Monster präsentiert, auch wenn es eigentlich fast immer um das gelbe Aushängeschild Pikachu ging. Eine Blitze schießende kleine Maus, die für den Protagonisten Ash viele Kämpfe erfolgreich bestritt. Bei dieser Gelegenheit: Mein liebstes Pokémon war und ist Enton, es zieht seine Kraft aus Kopfschmerzen.
Um als Zuschauer die Verbindung zur echten Welt nicht komplett zu verlieren, gibt es natürlich eine Gruppe von Freunden in der Geschichte, die zusammen Pokémon Abenteuer bestehen. Die klassische Besetzung bestand aus Ash Ketchum – der aufstrebende Pokémon Trainer und Held der Serie – sowie Misty und Rocko. Zu dritt wanderten sie Kilometer um Kilometer durch Japan auf der Suche nach neuen Pokémons und Herausforderungen.
Eine dieser Herausforderungen war fast immer die Gleiche. Jessie, James und das sprechende Pokémon (Achtung: eine von vielen Ausnahmen) bilden Team Rocket und stellen sich so oft es nur geht in den Weg von Ash und seinen Freunden. Damit tritt die Serie in die Stapfen von allen erfolgreichen Kinderanime-Serien. Bei den Turtles waren es immer Shredder und Krang, bei den Gummibären war es immer Igzorn oder Megatron bei den Transformers.
Merchandising und Popkultur
Pokémons waren um die Jahrtausendwende das Nonplusultra. Sammelkarten hatten einen höheren Wert pro Gewicht als Edelmetalle, weswegen Nintendo das teure Gut in unauffälligen LKWs transportieren musste. Nicht nur deswegen finden sich Referenzen in anderen Serien der damaligen Zeit, beispielsweise in South Park. Eine ganze Folge der Serie von Matt Stone und Trey Parker dreht sich um die sogenannten „Chinpokomons“, die nur mit dem Ziel entwickelt wurden, dass die amerikanischen Kinder gegen die USA in den Krieg ziehen und Pearl Harbor bombardieren.
Mit dem neuen Spiel Pokémon Go ist die Marke, auch wenn sie nie weg war, mit einer riesigen Wucht zurückgekommen. Damit ist ein Ende der Serie nicht in Sicht. Wer sich mit den Folgen vertraut machen möchte, findet übrigens alle 900x Folgen auf der Pokémon Internetseite.
Jetzt aber genug geschrieben, schnell raus zum nächsten Poké-Stop und Poké-Bälle für die Poké-Jagd sammeln, um im Poké-Gym gegen andere Poké-Trainer anzutreten und Poké-Meister zu werden!
Ich muss mich mal outen: „Pokemon“ ist total an mir vorbeigegangen. Es kam gerade dann raus, als ich die Schule beendet und für mehrere Jahre keine Zeit für Videospiele hatte. Zudem schrecken mich Animes grundsätzlich immer ab. Ich habe immer mal wieder versucht in die Serie reinzuschauen, habe aber bis heute keine vollständige Episode gesehen. Und auch wenn ich den Appeal der Spiele absolut verstehen kann, haben mich die paar mal, in denen ich sie tatsächlich gespielt habe, nicht wirklich für längere Zeit gefesselt.
Pokémon ist so ziemlich die einzige Anime Serie, welche ich ein bisschen verfolgt habt. Wahrscheinlich auch nur durch den Hype, denn mit Dragonball Z konnte ich gar nichts anfangen – diese ewig langen Kämpfe und nichts passiert außer, dass man den Gedanken der beiden Kämpfenden zu hören darf.
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