Große Freude in Los Angeles und Köln: Der Golden Globe nominierte Filmkomponist Reinhold Heil wird am 8. April 2016 in Marl den Grimme-Preis für die Filmmusik der RTL-Serie “Deutschland 83” verliehen bekommen. Das Besondere: Nicht vielen Komponisten wurde der Grimme-Preis bisher überreicht.
Dementsprechend groß ist die Freude bei dem deutschen Komponisten, der in Los Angeles lebt und arbeitet: „Ich bin außer mir vor Freude, den prestigeträchtigen Grimme Preis zu erhalten“, sagt Reinhold Heil. „Es gibt nur einen Weg, von der Grimme-Jury anerkannt zu werden: Man muss Teil eines außergewöhnlichen Projektes sein. Deutschland 83 ist eine solch seltene Gelegenheit, bei der eine Gruppe Deutscher Filmschaffender zeigen durfte, dass wir sehr wohl in der Lage sind, dramatisches Fernsehen auf höchstem internationalen Niveau zu produzieren.“ Reinhold Heil hofft, dass es ein Deutschland 86 und Deutschland 89 geben wird. Deutschland 83 wurde international gefeiert, war in Deutschland quotentechnisch allerdings kein Hit.
Spannend ist zu hören, wie Reinhold Heil über seine Arbeit an Deutschland 83 spricht: “Es gab es ein kleines Hindernis: ich arbeitete in meinem Studio in Los Angeles und der Rest des Teams war in Berlin. Zum Glück kamen Jörg und Anna Winger schon in der Frühphase nach LA. Wir lernten uns kennen und schätzen und schufen die Grundlage für unsere weiteren Gespräche via Skype. Die zuständige RTL Redakteurin Ulrike Leibfried ist eine großartige Filmemacherin und war mit von der Partie, wenn wir über die Musik redeten. Sie hat ein außergewöhnliches Erinnerungsvermögen für Musik und war mir eine große Hilfe. Später war ich in der Lage, nach Berlin zu reisen und endlich auch Regisseur Edward Berger zu treffen, der die ersten fünf Folgen leitete und den Stil der Serie definierte. Ich bekam immer perfekte Videos von Sven Budelmann und seiner Assistentin Silke Zirnité (was hier in Hollywood durchaus nicht selbstversatänlich ist). Nach ein paar Wochen des Experimentierens war der Musikstil für die Serie gefunden. Von da an war es ein reines Vergnügen, die restlichen Folgen fertigzustellen, trotz des Zeitdrucks, der durch die frühe Ausstrahlung in den USA auf Sundance TV entstanden war. Am Ende war die Arbeit an Deutschland 83 eine der erfreulichsten Erfahrungen meiner Karriere.”
Reinhold Heil blickt auf eine bewegte musikalische Karriere zurück: Er war Teil der aufblühenden Berliner Musikszene in den 80er Jahren, zum Beispiel als Keyboardspieler einer populären Jazz Fusion Band, für die er Jazz, Rock und elektronische Musik in ganz eigene, neue Klänge verwandelte. Bald darauf ging Reinhold Heil als Keyboardspieler, Co-Produzent, und Co-Schreiber auf Tour mit der legendären Nina Hagen Band, später Spliff, Deutschlands berühmtester Rockband der 1980er. Für Popstar Nena produzierte er den weltweiten Chartstürmer “99 Luftballons”, der eine Platinauszeichnung erhielt.
Reinholds Karriere als Filmkomponist begann, als er den deutschen Autorenfilmer Tom Tykwer kennen lernte. Die Filmmusik für Tykwers „Lola rennt“ zog Hollywoods Aufmerksamkeit auf sich. Zum ersten Mal wurde ein Techno-Soundtrack direkt zum Bild komponiert. Die Filmmusik wurde weltweit nachgeahmt und der bahnbrechende elektronische Soundtrack läutete eine neue Ära der elektronischen Filmmusik ein.
Reinholds synergetische Kollaboration mit Tykwer hielt mehr als ein Dutzend Jahre an, in Filmen wie „Der Krieger und die Kaiserin“, „Das Parfum“, „The International“, „Paris, Ich liebe dich“ und „Cloud Atlas“, der eine Golden Globe Nominierung für den besten Soundtrack erhielt. Im Serienbereich ist er bekannt geworden für seine Arbeiten an „Deadwood“ für HBO und „Helix“ für Syfy – den tollen Score haben wir in unserer Soundtrack-Reihe ja schon ausführlich vorgestellt.
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