Hallo! Das ist er wieder, der Peter, der sonst wenn überhaupt nur über Superhelden-Serien schreibt, heute mal in einer anderen Sache. Es gibt ja hier diese lustige Rubrik der „Hassiker der Woche“, in der man über diese oder jene Serie herziehen kann, wie man will. Nun ist das für mich leider nicht sehr einfach, denn ich bin ein Mensch, der sehr harmoniebedürftig ist. Eintracht und Frieden sind mir sehr wichtig, ich würde sogar sagen tief in meinem Herzen verankert.
Dennoch gibt es bestimmte Situationen und Gegebenheiten, die eine unbändige Aggression in mir wecken, so dass ich in eine Stimmung verfalle in denen ich so extrem austicken möchte, dass Michael Douglas in „Falling down“ neben mir aussieht, wie dieses rosa Glücksbärchi, dessen Namen ich mir nie merken kann.
Gründe für solche charakterlichen 180 Grad Wendungen gibt es nur wenige. Wahlerfolge der AfD oder der Tag an dem es kein Nutella mehr zu kaufen geben wird, sind zwei davon, doch ein weiterer, dritter Grund der – und jetzt kommen wir zum Punkt – in der Serienwelt zu verorten ist, sind die „Gilmore Girls“.
Schon früh kam ich mit Lorelai und Rory in Kontakt, denn irgendwie scheint diese Serie eine Faszination auf Frauen in meinem Umfeld auszuüben. Auf die und auf Tobias. Man muss ganz klar sagen, die Gilmore Girls und ich, wir haben uns nicht irgendwann entzweit. Es gab keinen langsamen, schleichenden Prozess des Auseinanderlebens, kein schlimmes Schlüsselerlebnis, das eine unüberwindbare Kluft geschaffen hat, nein, es war schlicht und ergreifend tiefer und ehrlicher einseitiger Hass auf den ersten Blick, von meiner Person ausgehend in Richtung Stars Hollow … diesem Alptraum von Stadt, bei dessen Anblick ich lieber im Atlanta der ersten Staffel The Walking Dead leben würde, als dort auch nur eine Minute zu verbringen.
Was nicht an Lauren Graham liegt, denn im viel zu wenig beachteten Bad Santa von 2003 spielte sie an der Seite von Billy Bob Thornton richtig gut. Naja, so gut es ihr der ‚love interesst‘-Part in einer Komödie über einen alkoholabhängigen Kaufhausweihnachtsmann eben erlaubt. Auch Alexis Bledel ist nicht der Grund für meine Abneigung gegen die Gilmore Girls. In Sin City tritt sie durchaus passabel als Becky auf (bevor sie von Josh Hartnett umgebrach… oh… gespoilert?) und wäre sie keine gute Schauspielerin, hätte sie nicht seit Jahren durchgehend jedes Jahr Filme oder Serien in denen sie mitwirkt. Andererseits hat Uwe Boll auch seit 2007 jedes Jahr mindestens einen Film gedreht und jeder der schon einmal einen Uwe Boll Film gesehen hat weiß, was ich damit sagen will.
Kommen wir zu Melissa McCarthy!
Ich mag Melissa McCarthy nicht. Üb! Ber! Haupt! Nicht! Sobald sie auf dem Schirm zu sehen ist, schießt mir Galle in den Hals. Eine rationale Begründung dafür? Kann ich nicht liefern. Es ist einfach so. Ich fand sie in Gilmore Girls scheiße, fand sie in Mike & Molly furchtbar und dass der neue Ghostbusters-Film bei aller Kritik recht gut war, lag nicht an ihr. Dennoch muss ich gestehen, dass ihre Sean Spicer-Parodie bei SNL grandios klasse war. Hut ab!
Wenn es aber nicht (nur) die Personen und Schauspieler sind, die dafür sorgen, dass ich mir lieber die Augen mit Badezimmerfugenentkalker auswaschen würde, als mir eine Folge GG (= Girlmore Girls; alternativ: Größtmögliches Grauen) anzusehen, woran liegt es dann? Es sind wohl offensichtlich die Autoren.
Ich zitiere hier aus einem Kommentar, den ich unter einem Artikel hier in serieslyAWESOME schrieb:
Die Gilmore Girls! Dieser Hitler unter den Serien. Dieses TV-Verbrechen, bei dessen Planung sich die Macher scheinbar gedacht haben:
„Ach, komm, scheiß auf sinnvolle Dialoge, lass uns einfach ALLES mit sinnlosen Gelaber vollpacken, in einem Tempo, dass es Will Smith und Martin Lawrence in Bad Boys dagegen wie dieses Faultier von der Zulassungsstelle in Zootopia aussehen lässt.“
„Ja, gute Idee. Inhaltslose Sätze in der Kadenz einer Stalinorgel bis den Leuten zu Hause die Ohren bluten, besser können wir unseren Menschenhass nicht in die Welt entlassen. Und jetzt komm, bevor wir loslegen müssen wir noch schnell ein paar ein paar Katzenbabies ertränken und Welpen schänden. Oder umgekehrt.“
Wie kann man nur verantwortungs- oder besser wahllos mit Sprache umgehen? „Das verstehst Du nur nicht!“ sagte mir meine Schwester einmal. Und dass das schnelle Sprechen nötig sei, um den ganzen Text unterzubringen. Den wichtigen, intellektuellen und hochtrabenden Text, der das Leben dieses Gespanns aus Mutter und Tochter, die vom Erwachsensein her wohl die Körper getauscht haben, angemessen beschreibt. Kostprobe gefällig?
Staffel 1, Folge 2 / Situation: Lorelai liegt im Bett und schläft. Rory tritt ein und sieht nach, ob sie noch schläft:
Rory: „Mom!“
Lorelai (wacht erschreckt auf): „Was?!? Gott. Hi!“
Rory: „Was machst Du?“
Lorelai: „Ich habe eine Herzattacke!“
Rory: „Ich dachte Du wärst wach. Es ist sieben Uhr zehn.“
Lorelai: „Was?“
Rory: „Es ist sieben Uhr zehn.“
Lorelai: „Nein.“
Rory (nimmt ihr das Kissen weg): „Es ist sieben Uhr zehn.“
Lorelai (nimmt sich das Kissen zurück): „Hör auf. Es ist viertel vor sechs.“
Rory: „Nein, ist es nicht.“
Lorelai: „Doch, ist es. Ich habe einen Wecker auf viertel vor sechs gestellt, also ist es…“
Rory (zeigt ihr die Uhr): „Es ist sieben Uhr zehn, verdammt nochmal!“
Lorelai (nimmt die Uhr): „Es ist sieben Uhr zehn. Verdammt.“
Und das ist nur eine Unterhaltung in der Mutter und Tochter beteiligt sind. Sobald die Oma oder Melissa McCarthy beteiligt sind, potenziert sich der „Wenig Text schnell sprechen um ihm vermeintliche Wichtigkeit zu verleihen“-Faktor noch. Die Oma ist eh auch so eine Rolle, boah, könnte ich da kotzen. Sie ist als Antagonistin zu Mutti Lorelai angelegt, wird von dieser ähnlich liebevoll bedacht, wie Evelyn Harper von ihrem Sohn Charlie und ist dabei zwar nicht so charismatisch unterhaltsam wie Lucifer in Supernatural, aber ähnlich sympathisch wie Joffrey Baratheon. Dass ihr Mann (Opa Gilmore) noch mit ihr verheiratet ist, erträgt er wahrscheinlich nur, weil er heimlich Heroin spritzt und viermal im Monat für Geld jemanden stellvertretend ausspeitscht.
Doch zurück zu den „Inhalten“ der Folgen. Wer Lust hat, sich mal durch die Transskripte der kompletten Serie zu wühlen (Kira? Tobias? *zwinkersmiley*?), kann sich hier gepflegt und endgültig den Spaß am Lesen nehmen: unten auf Gilmore Girls klicken.
„Aber da geht´s doch ums Erwachsen werden und die haben doch viele wichtige Themen behandelt und …“ – blablabla, Bullshit! Wenn ein Thema wichtig ist, dann nehme ich mir Ruhe und wäge meine Worte ab, wenn ich es bespreche. Dean und Sam von Supernatural haben ihren Umgang mit der Bedrohung durch Lucifer oder die Sache mit dem Kainsmal wieder und wieder durchdacht und beim Bereden stets genug Zeit zwischen den Worten gelassen, damit man auch abwägen konnte ob das gesagte Sinn macht, aber Ratz und Rübe sitzen beim Kaffee in Luke´s Diner und werfen sich in einem Staccato die Silben um die Ohren, dass selbst Scatman John vor Erfucht die Ohren angelegt hätte.
Überhaupt, dieser Luke! Ich bewundere diesen Typen ehrlich. Wegen seiner Selbstbeherrschung! Dass er die beiden größten TV-Nervensägen seit Joko & Klaas und noch WEIT vor der Familie aus der Check24-Werbung noch nicht mit einem Ärmel seines karierten Flanellhemdes erdrosselt hat, grenzt für mich an ein Wunder. Er könnte Zen-Meister sein, aber wahrscheinlich erträgt er das alles nur, weil er heimlich Heroin spritzt oder sich viermal im Monat für Geld auspeitschen lässt. Sieht man in der Serie eigentlich mal seinen entblößten Rücken?
Und warum haben die Autoren Zeit und Platz für Dialoge wie den oben genannten, aber nicht für eine Textzeile wie:
„Luke (entschlossen): „Lorelai, ich glaube meine Mütze und mein Flanellhemd sehen scheiße aus. Außerdem trage ich jeden Tag das gleiche. Ich gehe jetzt zum Herrenausstatter und kaufe mir was Schickes zum Anziehen. Auf dem Rückweg lasse ich mich dann auspeit… gehe ich dann zum Friseur.“ „
DAS wär´s doch mal! Stattdessen muss er das Elend ertragen. Kann es sein, dass Gilmore Girls eigentlich eine Serie über Luke ist, der in der Hölle sitzt und endlosem Schmerz entgegen blickt? Falls ja, hätte The CW auf jeden Fall ein Crossover mit Supernatural machen können, in welchem Sam und Dean versuchen die arme Seele zu befreien.
Die Zehn Gebote sind Grundlage der allermeisten Religionen und zählen zu den wichtigsten Überlieferungen der Weltgeschichte. Es sind zusammen 81 Wörter.
Die Magna Carta Liberatum („Große Urkunde der Freiheiten“), ist die wichtigste Quelle des englischen Verfassungsrechts. Sie hat 3.625 Wörter
Die erste Folge Gilmore Girls hat 7.738 Wörter. Vierzehn davon sind „Es ist sieben Uhr zehn“, „Was?“, „Es ist sieben Uhr zehn.“, „Nein!“, „Doch!“, „Oh!“
… aber doch zum Glück war´s das wohl mit den Gilmore Girls. Nie mehr Stars Hollow, nie mehr Luke´s genervten Gesichtsausdruck, wenn die Gilmore-Bratzen in seinem Diner Banalitäten sezieren, nie mehr …
„AberwaskannichnurmachenJadasweißichauchnichtsAbermomAberrory HalloomaahierihrseidalleundankbarescheißblagenHaltdiefressemutter DasmussichmirvondirnichtsagenlassenDochNeinDochNein Immereinmalmehrdochalsdu…“
Es wurde Zeit!
Euer Peter.
PS: Nicht vergessen, seit 12. Oktober läuft auf The CW die neue Staffel Supernatural.
Ein durchaus schlüssiger Artikel, ich kann dem Autor nur zustimmen. Meine strenge Mutter hat mich gezwungen alle Folgen anzuschauen und das war hart. Mein Therapeut sagt, dass ich noch vier bis fünf Jahre Therapie brauche um das zu verarbeiten. Leider komme ich dann trotzdem nicht aus dem Knast raus. Der Richter meinte, dass ich meine Mutter mit einem Ärmel meines Flanellhemdes erdrosselt habe, wäre einfach eine übertriebene Reaktion gewesen. Was weiß der aber schon? Hat sich noch keine einzige Folge gesehen.
Recht hast Du Pedro und recht hattest Du, bei der Flanellhemdärmelsache. Wie kann man seinem Kind (oder der Menschheit) sowas nur antun.
Dass in den zahlreichen Sätzen mit zahlreichen Wörtern zahlreiche popkulturelle Anspielungen und Zitate stecken, erwähnt „der Autor“ aber nicht. Das finde ich schade. Aber dafür hätte man wohl erstmal überhaupt eine Folge der Serie sehen müssen. *Zwinker*
Warum? Das „Nein, Doch, Oh!“ als popkulturellen Hinweis auf Louis de Funes, hab ich doch erwähnt… das muss Tobias beim Einstellen des Artikel (sicher versehentlich) abhanden gekommen sein. ;-)
Wahrscheinlich bekommt man die anderen Anspielungen nur mit, wenn man die Folge aufzeichnet und in halber Geschwindigkeit ansieht. Ähnlich der Szene aus „Die Rotkäppchen Verschwörung“ (https://www.youtube.com/watch?v=LOg_ihM8-54)
Eine Folge zu sehen ist halt Voraussetzung, um Anspielungen und Hinweise mitzubekommen :D Beim nächsten Treffen dann! Extra für dich! Tobias und ich überlegen schon mal, welche Folge(n) es in die engere Auswahl schaffen.
Beim nächsten Treffen? Puhh… da hab ich leider keine Zeit… da findet mein Supernatural-Marathon statt.
Total überzogen und nicht unbedingt geistreich.
Jeder hat ein Recht auf seine Meinung, aber hab merkt, dass sich nur sehr oberflächlich mit der Serie beschäftigt wurde – was auch okay ist, Aber dann soll man nicht glauben, man könne sich eine Meinung darüber bilden. Viele „Fakten“ sind nicht wahr, die Geschichte entwickelt sich wie in jeder anderen Serie und daran sieht man schon, dass kein wirkliches Wissen über die Serie vorliegt.
Und wenn man die Kommunikation nicht versteht, bzw die schnellen Sätze nicht verarbeiten kann, dann sollte man sich ernsthaft Gedanken machen. Mal davon abgesehen, dass tatsächlich viele Frauen wirklich so sind, ist es eigentlich nicht wirklich schwierig, dem zu folgen.
Haha! Ganz meiner Meinung! Dieser Hassiker ist nur aus Protest und ohne Argumente. Aber so ist das eben… jeder hat ein Recht auf seine Meinung, also lassen wir Peter seine und wissen es einfach besser… :D
Trackbacks
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
The Studio: Alles zur Apple-Serie von und mit Seth Rogen
ZappGPT – Das KI-Serienrätsel (Folge 42)
Die Discounter: Trailer zur vorerst letzten Staffel
Zufalls-Serientipp
Review: MaPa – Staffel 1
Aufreger der Woche
TV-Aufreger der Woche: Netflix scheitert beim Mike-Tyson-Kampf
Partner
WERBUNG
seriesly AWESOME - Das Blog-Zuhause Deiner Lieblingsserien!