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In den Kittel, aus dem Kittel

Hassiker der Woche: Grey’s Anatomy

11. Februar 2018, 15:15 Uhr
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Ich habe früher Grey’s Anatomy geschaut. Mit früher meine ich so vor etwa zehn Jahren. „Damals“ war lineares Fernsehen noch deutlich üblicher als heute. Für eine bestimmte Zeit kam dann jede Woche, ich glaube es war mittwochabends, auf ProSieben eine neue Folge. Die Dosis war demnach überschaubar. Doch nach und nach hat sich auch in dieser Frequenz das Gefühl eingestellt, dass die Figuren ziemlich flach gezeichnet sind und jedes nur erdenkliche Schicksal durchlaufen, das ein Mensch durchlaufen kann. Heute ist Grey’s Anatomy bereits bei Staffel 14 angelangt. Und was soll ich sagen: Besser ist es nicht geworden.

Die Befähigung, selbst Arzt zu sein

Wie oft habe ich eigentlich schon den Satz gehört: „Ich könnte auf der Stelle operieren, ich habe alle Folgen ‚Grey’s Anatomy‘ geschaut!“ Och, ernsthaft? Natürlich steckt da immer auch eine gewisse Ironie drin, wenn jemand so etwas von sich gibt (also besser wäre es zumindest), aber mal ehrlich: In dieser Serie geht und ging es doch nie um die medizinische Komponente. Die Fälle kommen so, wie uns die im Fokus stehenden Charaktere ihre Stärken und Schwächen offenbaren, wie sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert werden sollen. Das ist so offensichtlich konstruiert, dass eine Immersion gar nicht erst im Ansatz zustande kommen kann.

Einer nach dem anderen

Zugegeben: Emotional sind die Folgen allemal! Bei den tragischen Schicksalen steckt einem doch so manches Mal ein Kloß im Hals. Aber bei genau so vielen tragischen Schicksalen, wie sie diese Figuren selbst durchleben, grenzt das Skript hier doch eher an das einer Daily Soap an, als an komplexe Erzählstränge. Betrachtet man nur einmal die Figuren und ihre Beziehungskonstellationen: In den Episoden hatte so gut wie jede Figur eine Affäre, Beziehung oder zumindest Anbandlungen mit einer anderen Figur. Im Zweifelsfall muss halt immer erst wieder eine Figur hopsgehen, damit der Partner oder die Partnerin sich zur nächsten „Station“ begeben kann.

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Aufgepasst! Es gibt noch genau vier Personen, die von der Hauptbesetzung da sind? Klar, Dr. Meredith Grey (Ellen Pompeo) muss natürlich noch dabei sein. Den Namen der Serie zu ändern wäre ja auch zu viel des Guten. Darüber hinaus gibt es von den zahlreichen, nach ins Auge stechenden Klischees gezeichneten Ärzten, Assistenzärzten, Schwestern und Co. noch drei Figuren, die von Anfang an dabei sind? Da kann ja sogar Galgen-Game of Thrones mehr aufweisen.
Spricht das jetzt eigentlich gegen die Serie oder die Darsteller? Bei einem ist dies klar zu sagen: Isaiah Washington (Dr. Preston Xavier Burke) wurde nach der zehnten Staffel aus der Serie geschrieben, da dieser sich abfällig zur Homosexualität von T.R. Knight äußerte. Patrick Dempsey, aka McDreamy, dagegen wollte sich nach kurzer glücklicher (?) Zeit mit Meredith dann doch lieber wichtigeren Projekten widmen. Kann man verstehen, eine Hauptfigur, die irgendwie nie so richtig lächeln kann und einen runterzieht, sobald ihre Stimme aus dem Off ertönt: Run Boy Run!

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Nach 713 Staffeln jetzt auch noch ein zweites Spinoff?

Private Practice, das erste Spinoff von Grey’s Anatomy, war ja eine ganz interessante Serie – zumindest deutlich besser als die Mutterserie es ist. Doch nach ganzen 14 Staffeln Grey’s ist nun wirklich auch noch Zeit für ein zweites Spinoff? Man ist wohl tatsächlich unermüdlich.

Konzept des neuen Werks? Irgendwer aus der Mutterserie verlässt das Krankenhaus und wird … na klar, Feuerwehrmann! Man muss ja schließlich weiter Menschenleben retten. Doch auch in der Fangemeinde löste der kürzlich veröffentlichte Trailer schon extrem viel Kritik aus. Warum? Weil die Grey’s-Verfechter wohl auch merken, dass das wieder nichts weiter als ein Abklatsch schon bestehender Feuerwehr-Serien ist.

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Bei Grey’s Anatomy liegt meiner Meinung nach der viel zu häufig gemachte Fehler vor: Man konnte nicht aufhören, als es an der Zeit war. Und jetzt ist es irgendwie auch egal.

Bilder: abc

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Sonntag, 11. Februar 2018, 15:15 Uhr
Grey's AnatomySerien
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