Eigentlich schreiben wir am liebsten über Serien, die uns besonders gut gefallen oder von denen wir zumindest viel erwartet haben. Ganz anders in unserer Rubrik Hassiker der Woche, in der wir ungeniert die Lästerzunge sprechen lassen.
Auf meiner Suche nach einer geeigneten Serie, hatte ich eigentlich an die Bratzen aus Sex and the City gedacht. Es wäre aber zu einfach gewesen, über eine Serie herzuziehen, zu dessen Zielgruppe ich nicht gehöre. Stattdessen begab ich mich in die unendlichen Weiten meiner Erinnerungen und dachte an jene Serie, die mir schon als Kind viel Geduld, Nerven und Lebenszeit geraubt hat.
Die Rede ist vom ach so großen Science-Fiction Klassiker Star Trek, der inzwischen über 50 Jahre ein und dieselbe Geschichte über ein Raumschiff erzählt, dass im Auftrag der Föderation fremde Planeten erkundet. Unter dem Kommando von Captain Kirk fliegen der Leiter der pseudowissenschaftlichen Abteilung Spock, Bord-Arzt Pille, Ingenieur Scotty und ein Haufen weiterer multiplanetarer Besatzungsmitglieder in den sinnlosen Weiten umher.
Grundsätzlich mag ich Science Fiction. Ich mag unheimliche Begegnungen mit unbekannten Wesen, zukunftsträchtige Technologien, Dystopien, Geschichten, die mir einen moralischen Spiegel vorhalten, ein ethisches Dilemma aufzeigen, aber auch die reinen Monstergeschichten – dennoch kann ich mit Star Dreck nichts anfangen.
Meine erste Begegnung mit Kirk und Co. hatte ich allerdings nicht mit Leonard Nimoy als Spock, sondern mit seinem 2-D Pendant aus der Animationsserie Die Enterprise. Als Kind habe ich so ziemlich alles geschaut, was die Cartoon-Welt hergab und vermutlich irgendwo zwischen coolen Zeichentrick-Serien wie Saber Rider und die Star Sheriffs und den Silver Hawks, lief diese unsäglich lahme Zeichentrick-Serie, in der sich die Figuren in Zeitlupe zu bewegen schienen.
Später kam auch ich an der x-ten Wiederholung der Realserie nicht vorbei. Ob zur Zeitüberbrückung bis zur nächsten Serie oder an Mangel an Alternativen – den Grund, warum ich mir das angetan habe, lässt sich in meiner fahlen Erinnerung nicht mehr rekonstruieren. Was mir im Gedächtnis bleibt, ist eine unendlich zähe Serie, voll von intellektuellem Geschwafel, das für mein Verständnis in Sachen Erzähltempo weit vom Wart-Antrieb entfernt ist. Heute weiß ich auch, dass die Schulbuchphilosophie voller Klischees ist und die besserwisserische Föderation völlig einseitig daherkommt. Es gibt nur Gut und Böse und kaum Grautöne dazwischen.
Darüber ließe sich noch hinwegsehen, genauso wie über die wackelnden Pappkulissen. Was wirklich fehlt, sind Identifikationsfiguren und wahre Sympathieträger. Die komplette Besatzung läuft in ein und denselben Klamotten auf einem sterilen Deck herum, das jedwede Persönlichkeit der Mitglieder vermissen lässt. An jedem Arbeitsplatz, in jeder Militäreinrichtung und jedem Sport-Club finden sich persönliche Gegenstände, die etwas über den Charakter erzählen. Habt ihr Pin-Ups in Scottys Spint gesehen?
Hinzukommt, dass die Mitglieder der Enterprise für Akademiker keinen sonderlich cleveren Eindruck machen. Über Pilles „Der Mann ist tot, Jim.“ wurde schon vor zwanzig Jahren gelacht, aber auch Psychologin Deanna Troi ist absolut überflüssig. Sie bezeichnet lediglich offensichtliche Dinge. Der Zuschauer sieht beispielsweise ein grimmiges Alien auf dem Monitor der Enterprise und ihr cleverer Rückschluss daraus lautet „ich habe das Gefühl, dass das Wesen feindselig ist.“
Apropos furchteinflößende Aliens, erinnert sich einer noch an die bedrohlichen Tribbles?
Aber egal wie ausweglos die Situation für die tapferen Entdecker sein mag, am Ende ist wieder alles wie zuvor.
Während Serienplagen wie The Walking Dead nur ein temporäres Phänomen darstellen, werden selbst eure Enkelkinder noch Star Trek ertragen müssen. Die Erfolgsgeschichte hält bis heute an. In wechselnder Aufstellung und Konstellation, wird die dämliche Geschichte alle paar Jahre weitergesponnen und der interstellare Schrott geht weiter. The Next Generation, Deep Space Nine, Voyager, Enterprise und jüngst Discovery verkommen zu einer blutleeren Massenware. Und wenn selbst die Trekkies genug haben, dann schwingt irgendein Moneten machender Marketing-Manager die Relaunch-Keule und hängt einfach ein neues Substantiv dran und schon ist das Schiff wieder auf Kurs.
Spätestens jetzt habe ich den Zorn der geifernden Geeks beschworen, die mir in astreinem klingonisch Beleidigungen an den Kopf werfen und mich mit einem Nackengriff handlungsunfähig machen wollen, während ich ihnen „möget ihr kurz und unglücklich leben“ zurufe.
Computerlogbuch – Ende
Bilder: Paramount Television
Die Probezeit von Fabio war noch nicht vorbei, oder?
Zumindest eine kleine Nachschulung wäre angebracht. Ein viel zu offensichtlicher Versuch, den Shitstorm vom Supernatural-Hassiker zu toppen. To soon, my friend, to soon….
Ich bin erst durch die Next Generation zu Star Trek gekommen, daher habe ich eine andere Sicht drauf. Aber hey, jeder nach seinem Geschmack.
Da wir Trekkies allerdings auch an das Gute im Menschen glauben, und weil es gewünscht war, kommen wir gerne Bestellungen nach. Von daher:
HoS ll‘ Dalo’Ha’chu‘!
Have a nice day.
Was heißt hier „to(o) soon“? Die Rubrik kommt nunmal wöchentlich raus. ;) Komisch, dass sich bei der ersten Ausgabe zu „GoT“ niemand beschwert hat, obwohl vom Verfasser keine einzige Episode gesehen wurde… ;)
Aber es ist insgesamt immer wieder wunderbar unterhaltsam zu sehen, wie viele diese eigentlich lustig gemeinte „Hau drauf“-Rubrik, bei der es eben um überzogene und nicht wirklich objektive Kritik geht, derart ernst nehmen. :)
Wollt ihr nicht gerade dadurch eine Diskussion anstupsen?
Ach herrje, jetzt ernsthaft? Ich gebe zu, ich war zu faul um nachzuschauen, ob es jetzt „to“ oder „too“ heißt (Wobei ich nach einigem Nachdenken wahrscheinlich auch darauf gekommen wäre, dass deine Version die Richtige ist), und ich habe eine Nachschulung des Autors empfohlen, ohne den obligatorischen Smiley dahinter zu setzen. Denn das war ein Scherz. Nichts weiter.
Wenn andere nach mir diesen dahingeworfenen Satz jetzt aufnehmen und für bare Münze nehmen, dann wird mir mein Fehler deutlich. ABER, der Kollege über mir hatte auch von Probezeit gesprochen und das ohne Smileys. Damit, dachte ich, wäre der (ironische) Tonfall in dieser Kommentarspalte gesetzt. My bad, ich lag falsch und dafür bitte ich um Entschuldigung. Ich wollte Autor Fabio damit in keiner Weise zu nahe treten. Ganz im Gegenteil:
Ich kann mit der Classic-Serie auch nichts anfangen, bin halt ein Kind der Next Generation. Aber auch da bin ich nicht total blind, sondern ein kritischer Begleiter, der Schlechtes benennt, aber auch Gutes.
Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich mich beim Hassiker „Supernatural“ für euch ausspreche, weil ich über die Heftigkeit der Reaktionen (wohlgemerkt, es geht hier um eine vergleichsweise milde Kritik an einer fiktiven Serie mit fiktiven Charakteren und entsprechenden Handlungen) nur den Kopf schütteln kann, nur um dann bei einer Serie, die ich gerne schaue es dann euch gegenüber genauso zu machen.
Weil es angesprochen wurde: Ich war mit eurem Hassiker „Game of Thrones“ überhaupt nicht einverstanden. Aber habe ich rumgeheult? Nein. Ich habe es toleriert. Warum? Nun – allgemein – weil sich das in einer Gesellschaft mit Redefreiheit so gehört, und – persönlich – weil ich das Gleiche zu meiner Meinung mit The Walking Dead erwarte. Simple as that. Jeder hat seine eigenen Vorlieben (in diesem Fall was Serien angeht) und kann selbst entscheiden, ob er sich von einer Serie überzeugen lässt, oder halt nicht.
Zurück zum Thema Smileys: Ich sehe gerade, dass du in deinen Kommentar drei Stück davon eingebaut hast. Falls das heißt, dass dein Kommentar eher scherzhaft gemeint war, dann kann das oben geschriebene größtenteils ignoriert werden.
Du sprichst es ja schon an: Ich meinte alles lockerleicht-smiley-haft, keine Bange, habe deinen Kommentar schon so verstanden, wie du ihn intendiert hast, meiner war auch eher auf die Allgemeinheit (und vor allem „Supernatural“) gerichtet. :) :) :)
@Alex: Klar. Aber eben auf unpersönlich-unverletzend-verständliche Art und Weise. Eher im Sinne der Unterhaltung und des Austauschs, denn der wirklich (un)sachlichen Nerd-Auseinandersetzung. In den seltendsten Fällen haben wir ja in dieser Kategorie die Serien wirklich größtenteils gesehen (aus Gründen). Da sind Kommentare, die „Nachschulungen“ oder so anregen irgendwie ironisch fehl am Platz.
Da bin ich aber beruhigt, bin ich da…… :-)
P. S. Das Wort „Nachschulung“ fiel meinerseits nur, weil vorher das Wort „Probezeit“ fiel. Nur wegen dem Kontext.
EGAL! Ich bin froh, das ich doch richtig verstanden wurde und schließe für mich dieses Thema jetzt.
Zwar kann ich durchaus verstehen, dass man sich über die Kulissen und die Ausstattung einer Serie aus den 60ern lustig macht – aus heutiger Sicht ist es das ja auch. Aber es ist auch ein bisschen billig, wenn man den Zeitpunkt der Entstehung und die finanzielle Aussattung der ersten Jahre bedenkt. Ebenso macht man es sich ziemlich einfach, wenn man einer Serie, die mitten in Zeiten des kalten Krieges vorschlägt, dass es eine Zukunft geben könnte, in der einfach mal alle nett zueinander sein könnten, egal ob eine Person aus Russland kommt oder schwarze Haut hat oder gar von einem anderen Planeten stammt, schwarz-weiß-Malerei vorwirft. Da sollte man vielleicht die damaligen Rezeptionen miteinbeziehen, wo sowohl der russische Steuermann als auch der Kuss zwischen Kirk und Uhura Riesenaufreger waren.
Ich stimme zu, nicht alles an Star Trek ist toll. Aber ich stimme meinem Vorredner zu: Nachschulung wäre angebracht.
Lebe lang und in Frieden
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