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Sender opfert Serie erneut der Handball-EM

Hat die ARD keine Lust mehr auf die Lindenstraße?

30. Januar 2016, 18:50 Uhr
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Immer wieder sonntags, kurz vor 19 Uhr: Die Lindenstraße geht auf Sendung. Woche für Woche, seit 30 Jahren. Zuletzt wies der Sendeplan jedoch Lücken auf. Sendungen an und zwischen Feiertagen werden gerne mal gespart; und stehen große Sportereignisse an, macht man sich gar nicht erst die Mühe, einen Ausweichtermin zu finden. Die Folge fällt einfach aus – oder wird ins digitale Spartenprogramm geschoben. Für die traditionellen Lindenstraße-Zuschauer nicht selten ein Problem: Für viele ist ein Nicht-Ausstrahlen der Serie in der ARD im Prinzip so, als hätte die Folge gar nicht stattgefunden. Hat sie natürlich doch, nur kaum bemerkt vom Hauptpublikum. Die Folge: Für die Zuschauer, die nicht in der Sparte oder online unterwegs sind, fehlen Teile der chronologisch erzählten und aufeinander aufbauenden Handlung. So macht die ARD die Serie kaputt. Man könnte vermuten, dass die ARD keine große Lust mehr auf die Lindenstraße hat, so lieblos, wie sie mit ihr umgeht. Dabei hatte die Live-Folge Anfang Dezember noch große Hoffnung geschürt.

Früher, an den Wahlabenden zum Beispiel, gab’s die Lindenstraße einfach um 20:15 Uhr, oder zu einem späteren Termin im Hauptprogramm. Die Lindenstraße war so ein festes Element am Tag wie die Tagesschau. Um diese beiden Sendungen herum wurde das Sonntagsprogramm aufgebaut. Davon ist heute nichts mehr zu spüren, jegliche Wertschätzung scheint verloren gegangen. Sicher, die Sehgewohnheiten haben sich geändert. Die digitalen Kanäle bieten neue Möglichkeiten, die Online-Verfügbarkeit ebenso. Lineares Sehen, orientiert anhand von festen Programmstrukturen, verliert weiter an Bedeutung. Doch gerade Sendungen wie die Lindenstraße brauchen einen festen Sendeplatz. Eben weil sie eine fortlaufende Geschichte erzählt, aber auch, weil das Publikum daran gewöhnt ist – und vielfach noch nicht so flexibel.

Warum läuft nicht die Handball-EM bei Einsfestival?

Wenn die ARD jedoch davon überzeugt ist, dass das Publikum den Sprung in die digitale Sparte schon machen wird und das Umschalten dorthin keine Hürde darstellt – warum schiebt sie dann nicht den Handball dort hin? Diese Zuschauer dürften doch wesentlich flexibler sein, zumal sie gar nicht davon ausgehen konnten, dass es die deutsche Mannschaft ins Finale schafft und sie sich somit gar nicht auf Handball im TV am Sonntag einstellen mussten. Das Publikum muss also eh flexibel sein, da hätte man es auch gleich zu Einsfestival lotsen können.

Was die Entscheidung nochmal ärgerlicher macht, ist die Tatsache, dass mit der Live-Folge am 6. Dezember ein neuer Schub für die Dauerserie angestoßen wurde. Auf einmal interessierten sich wieder viele (neue) Zuschauer für das Phänomen Lindenstraße. Nicht nur das Live-Experiment glückte, sondern auch die Story war klasse angelegt. Über Wochen rätselte das Publikum, wer denn nun Erich Schiller umgebracht hat. Die Auflösung sollte letzte und diese Woche gezeigt werden – und findet ausgerechnet jetzt unter ferner liefen statt.

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Was für ein dilettantischer Zug, so mit der Lindenstraße umzugehen. Wie fahrlässig, den tollen Rückenwind aus dem Dezember so aufs Spiel zu setzen. Wie leichtfertig, die Auflösung des spannenden Handlungsbogens dem Stammpublikum in der ARD vorzuenthalten. So geht man nicht mit einem Aushängeschild eines Senders um – wenn man es denn noch schätzt und weiter vorzeigen möchte. Das tut man nur, wenn man kein gesteigertes Interesse mehr daran hat. Deswegen muss die Eingangsfrage erlaubt sein: Hat die ARD keine Lust mehr auf die Lindenstraße?

UPDATE (02.02.2016): Die ARD hat doch ein Herz für die Lindenstraße und holt die ausgefallenen Folgen am Sonntag, 07.02.2016, im Hauptprogramm vor der neuen Folge nach.

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Samstag, 30. Januar 2016, 18:50 Uhr
Lindenstrasse
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