Homeland ist diesen Sonntag mit einer Doppelfolge in Season 4 gestartet. Blicken wir kurz zurück, denn nach dem Ende der 3. Staffel war eigentlich alles geklärt: Nicholas Brody hat sich am Ende doch für sein Land geopfert, Carrie hat die Geheimdienstleitung in Afghanistan bekommen und Saul beendete seine Karriere als CIA Chef mit dem durch Brody erzielten großen Erfolg. Ehrlich gesagt wäre das ein guter Moment gewesen, die Serie zu beenden. Die große Frage lautet also, ob die Serie mit der vierten Staffel einen kleinen Neustart schafft und damit ähnlich spannend und mitreißend ist wie zuvor?
Inhalt
Staffel 4 startet in Afghanistan. Carrie in ihrer Position als Station Chief der CIA ordnet die Bombardierung eines Hauses an, in dem ein Top Terrorist vermutet wird. Kurz nachdem das Gebäude gut sichtbar auf dem großen Bildschirm vernichtet wurde, gratulieren ihre Angestellten ihr zum Geburtstag. Ein schöner Kontrast und moralische Zwickmühle auch für den Zuschauer, starben doch ein paar Sekunden zuvor mehrere Menschen, bevor die Verantwortlichen nun Torte essen. Das aber ist der Alltag für die CIA in Afghanistan möchte uns die Serie sagen. Typisch für Carrie verpasst sie daraufhin die Skype Session mit ihrer Schwester, ihrem Vater und nicht zu vergessen ihrer Tochter. Ja, man hatte es fast vergessen aber Carrie bekam ein Kind, von niemand geringerem als Brody. Doch statt sich um das Baby zu kümmern hat sie es in den USA bei ihrer Schwester zurück gelassen.
Bevor man sich in die Familienproblematik hineindenken kann platzt die sprichwörtliche Bombe, der Angriff auf das Terroristenhaus hat auch eine ganze Hochzeitsgesellschaft getötet. Ein Umstand welcher allen verantwortlichen, besonders dem neuen CIA Chef Andrew Lockhart, Probleme bereitet. In dieser aufgeheizten Situation müssen sich Carrie und Sandy Bachman, CIA Chief in Pakistan, verantworten. Sandy lieferte die Informationen zu dem Terroristenhaus, doch ehe er sich mit Carrie bei der lokalen Diplomatin einfindet, will er noch eine unbekannte Person treffen. Er hat ein Geheimnis das ist klar, aber welches? Unbemerkt geht er aus dem Botschaftsgebäude und läuft so in seinen Tod, denn zeitgleich wird sein Bild an die Presse geleakt. Carrie und Quinn rufen ihn zwar an um ihn zu retten, aber die Zeit reicht nicht. Er schafft es zwar noch ins Auto der beiden Agenten aber eine aufgehetzte Menge lässt das Auto nicht fahren, zerrt Sandy aus dem Wagen und lyncht ihn, Carrie und Quinn sind machtlos.
Daraufhin muss Carrie zurück in die USA und soll in der Konsequenz der Ereignisse auch nicht mehr zurückgehren. In dieser Situation wird deutlich, dass sie immer noch nicht mit ihrem Leben klar kommt, legt sie doch kaum Wert darauf ihre Tochter wieder zu sehen, viel lieber flüchtet sie sich in ihre Arbeit.
Die Tragödie um den Anschlag auf die Hochzeitsgesellschaft wird aber nicht nur durch den gelynchten Station Chief deutlich, nein in der Doppelfolge wird ein Teilnehmer dieser Hochzeitsgesellschaft portraitiert. Der Neffe des getöteten Terroristen überlebt. Er ist ein Student und – soweit sich das sagen lässt – nicht in terroristische Aktivitäten verwickelt. Er verliert seine ganze Familie und ist betäubt von dem Schmerz. Sein Kommilitone fordert ihn auf ein Handy-Video zu veröffentlichen, auf dem ersichtlich wird, dass bei dem Angriff viele Unschuldige getötet wurden. Obwohl Aayan Ibrahim, so heißt der junge Mann, dies nicht möchte, veröffentlicht sein Freund das Video trotzdem. Das ist übrigens der Grund für die Eskalation in den USA und die Rückberufung Carries.
Aayan ist mit seiner plötzlichen Popularität überhaupt nicht glücklich und flieht aus seiner Studentenwohnung. Spannend wird es, als er Medikamente (oder Substanzen?) bei seiner Freundin versteckt, ihr aber nicht verrät was es eigentlich ist. Eines Abends wird er dann sogar von Männern bedroht, er solle nichts mehr in der Öffentlichkeit zu dem US Angriff sagen. Was steckt dahinter, Terroristen oder der Pakistanische Geheimdienst? Mehr erfahren wir dazu nicht und wissen folglich auch nicht, was genau Rolle in dieser Tragödie ist. Für eine US Serie ist dieser Charakter, zumindest in der ersten der beiden Folgen, ein recht spannend Charakter. Zeigt er doch deutlich die Ambivalenz des Terrorkrieges und das Leid auf, welches durch zivile Opfer verursacht wird.
Carrie versucht derweil in den USA ihren Ruf wiederherzustellen und zurück nach Pakistan zu kommen. Quinn hingegen ist mit der Situation überfordert, er betrinkt sich und kommt mit den Ereignissen um den Lynchmob nicht klar.
In der Doppelfolge sehen wir ebenfalls Saul wieder, der jetzt bei privaten Sicherheitsfirmen arbeitet, damit jedoch nicht glücklich ist. Indirekt wird ihm sogar angeboten zur CIA zurück zu kehren, denn Lockhart steht nach dem vermasselten Angriff mit dem Rücken zur Wand. Noch zieht Saul aber nicht diese Karte und verspricht Carrie, mit der Firma für die er arbeitet, in Pakistan zu helfen. Carrie hat nämlich Lockhart erpresst. Sie findet heraus, dass Sandy offenbar Geheimnisse für Informationen zu Aufenthaltsorten von Terroristen verkauft hat, und dies der Grund für seinen Tod aber auch für den Misslungenen Angriff gewesen sein könnte. Lockhart wusste darüber Bescheid und muss deshalb Carries bitte nachkommen, wieder zurück ins Krisengebiet versetzt zu werden.
Am Ende der Doppelfolge sehen wir noch Carrie mit ihrer Schwester, die Carrie genau durchschaut hat und sie damit konfrontiert, dass sie mit ihrer Tochter offenbar nicht zusammen leben will. Richtig beobachten, denn Carrie hätte diesmal in den USA bleiben können, aber sie wollte lieber wieder zurück. Zuvor gibt es noch eine Szene in der Carrie fast ihre kleine Tochter in der Badewanne absichtlich ertrinken lassen will – oder zumindest mit dem Gedanken spielt. Carrie ist eben immer noch eine Borderlinierin, hart an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn und dabei sehr auf sich selbst fixiert.
Viele Baustellen werden mit der Doppelfolge eröffnet, einen echten Cliffhanger dagegen gibt es nicht.
Fazit
Homeland war die vergangenen drei Jahre wirklich eine gute bis sehr gute Serie. Die dritte Staffel hatte ein paar Probleme, aber am Ende war man doch gefangen im Sog der Ereignisse. Die neue Staffel fängt mit dem Lynch-Mord an Sandy an, extreme Szenen aber auch kein Schocker oder Aufhänger für eine spannende Hetzjagd nach den Verantwortlichen. Vielmehr wird versucht den Grundstein für viele parallele Geschichten zu legen. Zum einen Carries private Probleme, dann Sandys doppeltes Spiel und Aayan, Neffe des getöteten Terroristen, der mehr weiß oder in mehr verwickelt ist. Das spannende ist nicht die Spannung per se, sondern wie wir mehr über die Charaktere erfahrfahren, welche die wir schon kennen. Kleine Randnotiz: Carrie hat keinen Heulkrampf in den 90 Minuten – Respekt!
Der Auftakt der vierten Staffel ist etwas für Fans die bisher Homeland mochten, aber bietet auch die Einstiegsmöglichkeit für Neulinge, da ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Dennoch werden letztere es schwer haben reinzukommen, denn ohne das man Carrie näher kennt, gibt es in der Doppelfolge wenig Anreize dabei zu bleiben.
Auch wenn ich lediglich eine 3,5 vergeben muss, heißt es noch lange nicht, dass der Auftakt schlecht ist. Die Zusammenfassung muss lauten: Interessanter und intelligenter Einstieg, welcher viel Raum für eine spannende Staffel offen lässt.
Die Badewannenszene hätte tatsächlich ein krasser Cliffhanger werden können. Hatte wirklich gedacht, sie tut es. Ansonsten bestärkt es mich bisher darin, dass die Serie nach der 3. (oder eigentlich sogar der 1.) Staffel hätte aufhören sollen. Wirkt überpolitisch und komplett neu inszeniert, da fehlt mir etwas die Bindung. Aber sehr freundlich, dass so viele in Pakistan Englisch für uns sprechen. ;)
…Aayan klingt übrigens wie Raj :-o
Haha, daran musste ich auch denken! :)
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