Die letzte Folge hat gesessen und Eindruck hinterlassen. Ich hab noch lange über die Ereignisse nachgedacht und über das, was darauf folgen wird. Also steigen wir direkt ein in Folge 7 mit dem Namen „Redux“.
Inhalt
Alle sind in Aufruhr über die Entführung von Saul. Wie soll man reagieren, was sind die nächsten Schritte? Deshalb reist extra der CIA Chef Lockhart aus den USA an. Zusammen mit der Botschafterin trifft er eine Delegation der Pakistaner, um Druck auszuüben. Es ist klar, dass der Geheimdienst mehr weiß und einen direkten Draht zu den Terroristen hat, die Saul festhalten.
Während die Botschafterin ganz diplomatisch agiert, haut Lockhart drauf. Er bringt durch seine ungestüme Art die Delegation dazu, den Raum zu verlassen. Zuvor setzt er aber noch die Pistole an und droht damit, dass die USA ihre Zahlungen von $2 Milliarden pro Jahr an die pakistanische Regierung kappt. Das hat gesessen, bei den Pakistanern als auch bei der Botschafterin, die über dieses Vorgehen nicht informiert war. Daraufhin will sie sogar zurücktreten, aber ihr Mann – der Verräter – hält sie davon ab. Natürlich hat er Interesse daran, weiter Informationen zu liefern, denn er steht unter Druck. Aber es scheint mehr danach, dass er seine Rolle mag. Endlich hat der Mann, der erfolglos im Schatten einer starken Frau steht, eine Aufgabe gefunden. Und genau das macht ihn so gefährlich. Vor dieser Aktion ist er schon wieder in Carries Appartement eingebrochen und hat ihre Medikamente vertauscht. Seine pakistanische Kontaktperson, die Dame vom Geheimdienst, hat extra Medikamente herstellen lassen, die genauso wie Carries Pillen aussehen.
Carrie fängt später an, die vergifteten Medikamente zu nehmen und es geht ihr schlecht, sehr schlecht. Sie reagiert fahrig, ist unruhig und nicht konzentriert. Sie halluziniert, sie dreht bei der Befragung einer Bekannten von Aayan durch, rennt davon und wird am Ende von der Polizei aufgegriffen. Die Darstellung, wie sie langsam ihren Verstand verliert, ist großartig. Nicht nur die Bilder, sondern auch wie Claire Danes den Charakter Carrie in dieser Situation spielt, ist einfach nur gut.
Parallel wird Saul von dem Terroristen-Onkel gut behandelt und es entwickelt sich ein interessantes Gespräch. Beide tauschen Argumente aus, nicht besonders tiefgehend, aber die Bilder dieser Szenen sind stark. Am Ende wird Saul in ein abgelegenes Versteck gebracht und seine Rolle wird klar: Er soll gegen inhaftierte Terroristen ausgetauscht werden.
Zurück zu Carrie, die unter Drogen steht. Sie wird in ein Haus gebracht, sie sucht einen Ausweg, wirft einen Mann zu Boden und dann der Hammer, dieser Mann ist Brody. Ja, der Brody, der gestorben ist. Ist es wahr oder sieht sie ihn nur in ihrem Wahn? Auch wenn es unwahrscheinlich erscheint, man fängt als Zuschauer sogar an zu glauben, dass es sein könnte. Carrie redet mit ihm und er redet auf sie ein. Doch er ist es nicht. In der letzten Einstellung sehen wir sie in den Armen von Aasar Khan, einem pakistanischen Geheimdienstler, der zu Anfang der Staffel mit Saul und in dieser Folge noch mit Carrie selbst gesprochen hat. Carrie bildet sich durch die Drogen ein, dies wäre Brody. Mehr sehen wir nicht, die Folge wird so beendet und lässt den Zuschauer mit der unguten Gewissheit zurück: Neben Saul haben sie nun also auch Carrie.
Fazit
Heftig. Die letzte Folge hat uns Zuschauern eins ausgewischt, so dass man zu Boden gegangen ist und erstmal nach Luft schnappen musste. Diese Folge hilft einem aber nicht wieder auf die Beine, sondern tritt gehörig nach, direkt in die Weichteile, so dass man sich nur so vor Schmerzen krümmt. Warum ist das so? Weil einfach keine Hoffnung besteht. Nichts, aber auch nichts Positives passiert in dieser Folge. Carrie ist am Boden, gefangen und nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Der Mann der Botschafterin findet sogar Gefallen an seiner Rolle als Spion für die Terroristen und pakistanischen Geheimdienst, und niemand ahnt etwas oder ist ihm auf der Spur.
Carrie, bzw. die Schauspielerin Claire Danes, tut ihren Teil zu diesem negativen Eindruck bei. Nicht nur hat sie es drauf, extrem viel und nervig zu heulen (wir erinnern uns an die 1. und 2. Staffel), nein, sie kann auch glaubwürdig einen totalen psychischen Zusammenbruch spielen.
Zusammenfassend bleibt nur zu sagen, dass alle die dachten, wir hätten den Nullpunkt bereits erreicht eines Besseren belehrt wurden. Kann man diese Folge mögen? Nein, sie ist schrecklich und verursacht Schmerzen. Leider ist sie deshalb aber auch einfach großartig und öffnet eine weitere Luke in einen dunklen Keller, der Angst, aber auch Neugier weckt.
Dennoch, wenn nächste Woche nicht wenigstens ein Funken Hoffnung entsteht, dann rege ich mich gehörig auf! Und schaue trotzdem die darauffolgende Episode….
PS: Hier noch eine persönliche Illustration der Wirkung beider letzten Homeland Folgen.
Ich muss gestehen: ich hätte zu Beginn der Staffel nicht gedacht, dass ich noch derart emotional hineingezogen werden würde – aber das war großes (kleines) Kino! Gerade die Inszenierung des nervlichen Zusammenbruchs Carries, wie von dir gesagt, sehr gut gespielt und umgesetzt. Auch wenn man bei ihrer medizinischen Backstory eigentlich viel schneller hätte jemanden an ihrer Seite haben müssen. Und eine mini-positive Sache gab es ja noch von der Botschafterin. Mal schauen, was der Rettungsversuch werden wird!