Ende Februar wurde die neue Staffel House of Cards veröffentlicht – komplett alle 13 Folgen auf einmal. Ob man das gut oder eher schlecht findet, sei dahin gestellt, jedoch stellt es den gemeinen Blogger vor das Problem, wie man diese Staffel reviewen soll? Wir hatten zunächst angefangen und einen Artikel zur ersten Folge veröffentlicht – quasi der Ersteindruck der Staffel. Dadurch dass aber bereits alles online war, machte es für die weiteren Episoden kaum Sinn, diese einzeln zu besprechen. Also folgt nun der Rundumschlag, House of Cards Season 3: Review und Gedankenspiele zur kommenden Staffel 4.
Inhalt
House of Cards hat bereits in Staffel 1 und 2 nicht mit einer komplexen Geschichte gegeizt. Gefühlt ist dieser Grad an Komplexität noch einmal gesteigert worden, deswegen soll dieser Teil auch nur auf die wichtigsten Elemente eingehen – eine komplette Inhaltsangabe würde diesen Artikel sprengen.
Der erste Aha-Moment zum Start ist, dass Doug – der Mann für die delikaten Angelegenheiten des Frank Underwoods – nicht gestorben ist. Am Ende der zweiten Staffel wurde er von der Dame, die er im Auftrag Franks unter Kontrolle halten sollte, mit einer Schaufel niedergeschlagen. Alles deutete daraufhin, dass er dies nicht überlebt hat. Doch, suprise, suprise, Doug wacht in einem Krankenhaus auf. Claire, jetzige First Lady, begrüßt ihn und er freut sich sichtlich über die Anerkennung des Präsidentenpaares.
Den ersten Eindruck, den wir vom neuen Präsidenten erhalten, ist, wie er das Grab seines Vaters besucht. In typischer Machart wendet er sich dabei an den Zuschauer. Er hat nichts, aber auch gar nichts für seinen verstorbenen Vater übrig. Er uriniert sogar auf das Grab, ein Bild, das uns erinnern soll, mit wem wir es hier eigentlich zu tun haben.
Während es in Staffel 1 und 2 für Frank darum ging, nach oben zu kommen, handelt Staffel 3 davon, dort zu bleiben. Das Weiße Haus wurde erobert, aber wie kann man es halten? Diese Frage dominiert die Staffel und bedeutet auch eine neue Perspektive. Denn es geht für Frank nicht nur darum, die kommende Wahl zu planen, sondern auch echte Politik zu betreiben. Das hat er zwar vorher auch getan, aber er stand nicht im Rampenlicht und konnte punktuell eingreifen und manipulieren. Jetzt steht er ganz vorne und das ist etwas ganz anderes, wie wir merken werden.
In der Mitte der Staffel wechselt die Perspektive sogar komplett auf die aktuelle Politik. Natürlich macht Frank nichts, ohne im Hinterkopf zu haben, sich bei den Wählern beliebt zu machen, aber das geht im Umkehrschluss natürlich nur, wenn er Erfolge aufweisen kann. Er will Frieden in den Nahen Osten bringen – ein nobler Plan. Dazu braucht er den russischen Präsidenten, Viktor Petrov. Spannend daran: Dieser ist eine 1:1 Kopie von Vladimir Putin. Ein exzentrischer Präsident, der im KGB tätig war, nicht verheiratet ist und vor allen Dingen darauf bedacht ist, die Stärke Russlands nach innen und außen zu zeigen. Diese Geschichte könnte fast eine eigene kleine Staffel darstellen. Wir sehen sogar die wahrhaftigen Frauen von Pussy Riot in einer Episode. Ebenfalls interessant ist, dass am Ende dieser Geschichte, wie im echten Leben, das Verhältnis beider Länder nachhaltig gestört zurück bleibt. Frank findet in Präsident Petrov einen Gegenspieler, der ihm absolut ebenbürtig ist und am Ende sogar seine Ziele durchsetzen kann, während Frank klar den Kürzeren zieht.
Im Zuge der Russlandkrise steht auch Claire stark im Fokus. Sie will unbedingt Frank ebenbürtig sein und fordert, dass er sie zum Botschafter der USA machen solle, was er dann auch tut. Das Problem: Claire ist unerfahren und trägt dazu bei, dass Russland am Ende den USA Bedingungen diktieren kann. Es geht sogar so weit, dass Frank auf Bitten von Petrov Claire bittet zurück zu treten, andernfalls würde Petrov nicht die bestehende Krise mit den USA entschärfen und es könnte sogar Krieg im Nahen Osten geben, was Frank auf keinen Fall zulassen kann. Claire schluckt die bittere Pille, aber dies hat Nachwirkungen. Zunächst ergibt sie in ihrer neuen Rolle als First Lady für den Vorwahlkampf der Demokraten, welcher im zweiten Drittel der Staffel losgeht.
Frank wollte sich zwar zunächst nicht zur Wahl stellen, dies war aber wie vieles nur eine Lüge, denn er muss seine Person aus der Schusslinie nehmen. Seine Präsidentschaft ist alles andere als erfolgreich, er wird von den Republikanern und Demokraten blockiert, keiner mag ihn. Sein ambitioniertes Projekt „America Works“ ist schon vor dem Start zum Scheitern verurteilt. Ganz Frank Underwood versucht er zwar alles, dieses Programm zu retten, welches die faktische Abschaffung des Sozialstaates bedeutet. Doch obwohl er illegalerweise Gelder aus dem Katastrophenschutz nimmt, scheitert es letztendlich. Sein Plan der Wiederwahl durch den Erfolg dieses Programms ist erst einmal passé, auch wenn er an dem Projekt als Wahlkampfthema für seine Kandidatur 2016 festhält.
Franks Gegenkandidatin ist eine eloquente Frau, hochintelligent und beliebt. Pläne, sie gar nicht erst kandidieren zu lassen, schlagen fehl. Alternativ bringt Frank seine Verbündete Jackie dazu, sich ebenfalls für die Vorwahl der Demokraten aufzustellen. Sie soll dann später zurücktreten und ihm mit ihren Stimmen helfen – als Belohnung winkt ihr der Posten des Vizepräsidenten. Doch Frank unterschätzt auch diese Frau. Seine Art als Bulldozer führt am Ende dazu, dass sie sich abwendet und sogar seine Konkurrentin unterstützt.
Das alles wäre sogar noch zu verkraften, solange Claire an seiner Seite steht. Doch Claire will nicht mehr. Die ganze Staffel über spürt man, dass etwas in der Luft liegt. Sie schlafen sogar nicht mehr im gleichen Zimmer. In den letzten zwei Folgen kommt es dann zum Eklat. Claire spricht davon, dass sie sich nicht mehr gleichberechtigt fühlt. Ihr ist die First Lady einfach zu wenig, sie hat es satt. Frank entgegnet, dass ihr klar war, dass es nur einen Präsidentenposten gäbe und man den nicht teilen könne. Doch das überzeugt sie nicht und sie sagt kurz vor Ende der letzten Folge:
I am leaving you
Ende.
Auf der nächsten Seite findet ihr das Fazit, sowie die Prognose zur 4. Staffel.
Interessante Ansichten und Prognosen! Ich finde ja, dass Claires Abgang nicht unglaubwürdig ist. Sie haben für alles gekämpft, ja, aber am Ende hat sie nur mehr für Francis gekämpft und sie waren keine gleichgestellten Partner. Er wurde mehr und mehr selbstständiger in seinem handeln, hat sie unter Druck gesetzt und ihr de facto den UN Job weggenommen (vom geopferten Kinderwunsch gar nicht zu sprechen). Bei seinen Reden lässt er sie wie eine Puppe nach belieben tanzen – und wenn das nicht gereicht hätte – so hätte jede Frau mit etwas Selbstachtung und Selbstbewusstsein (von dem Claire genug hat) ihn nach dem letzten Gespräch verlassen. Ich glaube zwar auch, dass sie schnell zu ihm zurückkehren wird, aber wenn es etwas gibt, dass ich als unglaubwürdig empfand, dann die Reaktion von Frank auf ihr Gespräch am Ende. Er weiß, dass er sie braucht, dass er sie teils zu sehr unter Druck gesetzt und ihr etwas weggenommen hat und das sie sich von ihm abwendet – und trotzdem stampft ein Mann, mit so viel Fingerspitzengefühl für das Fädenziehen von Marionetten, sie so in Grund und Boden? Wobei vielleicht ist es auch nicht so unglaubwürdig; sein Fingerspitzengefühl hält sich bei Frauen in Grenzen, wie man auch bei Dunbar und Jackie gesehen hat.
Dann sind wir mit unserer Meinung ja gar nicht so weit von einander entfernt :-)
Ich glaube einfach, dass Claire recht schnell feststellen wird, dass es aktuell klüger ist das Spiel mitzuspielen. Aber was natürlich sein könnte ist, dass nach dem ganzen Wahlkampf und weiterer Demütigungen sie am Ende doch diejenige sein wird, die das Kartenhaus zum fallen bringt.
Endlich bin ich auch durch. Ich empfand das Ende jetzt auch nicht gerade unglaubwürdig, aber ich hatte es mir drastischer vorgestellt. Bspw. wäre die Wutrede Franks ein gutes Ende gewesen. Ich hatte sogar mit einem Selbstmord Claires gerechnet (und wäre gespannt gewesen, wie auch so ein Trauerfall ggf. zum politischen Spielball geworden wäre).
So wäre ich mir gar nicht so sicher, ob Claire zu Frank zurück kommt. Ich sehe viel mehr, dass sie sich irgendwann noch in Richtung Präsidentschaftskandidatur aufmacht. Aber ja, wahrscheinlicher dürfte sein, dass sie zu Frank kommt, er gewinnt und in Staffel 5 dann während seiner Amtszeit ins Straucheln gerät, Claire danach noch einmal Präsidentin werden wird und je nachdem, wie gut die Serie dann noch ist, sich einer oder beide das Leben nehmen – Cut, Aus, Ende.
oh je bin ich wirklich einer der Wenigen, die mit der 3. Staffel House of Cards nichts anfangen können ?
In den ersten 2 Staffeln, nam fast jede Folge eine fast unvorhergesehene Wendung. Die Charaktere spielten sich gegenseitig aus.
3. Staffel mag vielleicht politischer sein, aber keineswegs so Komplex wie es sein könnte und langweilig ist es auch. Für mich ist das nur eine unnötige Handlung, die zum Vermuteten Serien Ende keinerlei Rolle spielt. Die Geschichte in den 10 Folgen hätte man auch gut gerne auf 4 Folgen beschränken können. Ich meine auch mal gelesen zu haben das ursprünglich nur 3 Staffeln geplant waren und genau das ist auch das richtige Konzept. Lieber eine gut durchdachte Serie und Kurz, als von Einschalt und Erfolgsquote abhängig, zu lang. Schließlich ist das nicht The Walking Dead, wo zum 3 Mal dier gleiche Geschichte erzählt wird, ohne das es auffällt.
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