Es fühlt sich irgendwie so an, als habe ich mit Aubrey Plaza das Gegenstück zu der von mir in dieser Reihe bereits hervorgehobenen Alison Brie herausgepickt. Die beiden sind eigentlich ähnlich alt und gar nicht mal von so unterschiedlichem Äußeren geprägt und doch verkörpern sie grundlegend andere Charakter-Extreme im Fernsehen. Während Brie eher als das leicht naive Vorbild-Mädchen von nebenan bekannt ist, fällt Plaza durch Irrsinn und dem Schalk im Nacken auf. Grund genug, mal einen Blick in ihren schauspielerischen Werdegang zu werfen. Ich mag ihre bewusst konfrontierende Art und ihren trockenen Humor sehr und glaube, dass sie nach störrischem Teenager und (sinnbildlich wie wörtlich) irren Augenblicken in Zukunft auch das Zeug haben wird, richtig starke und ernste Frauenrollen groß aufzuziehen.
Plus, sie gibt sich auch selbst als Gast in Late Night Shows und so weiter sehr erfrischend anders:
Page in „30 Rock“
Nach zwei Kurzfilmauftritten ist ihr erster wirklicher TV-Credit ein Auftritt in „30 Rock“ (S01E07, „Tracy Does Conan“, 2006) – man könnte schlechter starten. Jetzt habe ich so viel über ihr diabolisch ausgelegtes Ich geschrieben, da möchten uns die paar Sekunden von ihr als Page, die Besuchergruppen durch das ikonische NBC-Gebäude führt, beinahe täuschen, so ungewohnt euphorisch und positiv, wie so darin klingt. Nur gut, dass ich keine andere Video-Version habe finden können, als diese, in der ein Rahmen aus einer bekannten späteren Rolle gelegt wurde:
Fun Fact: Aubrey Plaza hat früher wirklich als Page bei NBC gearbeitet.
Tina Tate in „The Jeannie Tate Show“
Als erste Auftrittsreihe in mehreren Episoden wird „The Jeannie Tate Show“ aufgeführt, was eigentlich nicht wirklich eine TV-Serie war (wie so viele andere Credits zu dieser Zeit, die passend zu Plazas Impro- und Sketch-Vergangenheit größtenteils Comedy-Formate oder Webserien waren), aber aus anderen Gründen ganz gut hier Platz findet. Zum einen, weil sie da auch schon die Revoluzzer-Tochter gespielt hat, vor allem aber auch, weil sie bei diesem gescripteten Talk-Show-Format (das in gewisser Weise all die In-Auto-Interview-Reihen vorhergesagt hat) neben Bill Hader („Barry“) auch auf Rashida Jones traf, die damals noch bei „The Office“ erste Mockumentary-Serienerfahrung gesammelt hatte, um später mit Plaza gemeinsam „Parks & Recs“ zu rocken.
April Ludgate in „Parks & Recreation“
Das dürfte die Rolle sein, mit der die meisten von uns Aubrey Plaza verbinden. Von 2009 bis 2015 hat sie die als Praktikantin im Amt einsteigende April Ludgate in insgesamt 125 Episoden gespielt. Neben der sehr „besonderen“ Beziehung zu Andy Dwyer (Chris Pratt) ist sie dabei vor allem mit jugendlicher Anti-Haltung und aus Faulheit geborener kunstvoller Effizienz aufgefallen. Ach ja, und durch die großen Augen und den irren Blick.
Nachdem ich 2014 noch beichten musste, keine einzige Folge der Serie gesehen zu haben, habe ich diesen seriellen Fauxpas meinerseits kurz darauf in Windeseile behoben und alle Staffeln durchgesuchtet.
Julie Powers in „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“
Ja, eigentlich ist das gar keine Serie (wieso eigentlich nicht?!), dafür aber ein sehr, sehr guter Film. Und in gewisser Weise steht der hier stellvertretend für die vielen kleinen Sporen, die sich Aubrey Plaza im Laufe der Jahre auch im Filmbereich (neben eigenen Produktionen und vor allem dem Synchronsprechen von Animations-Formaten) verdient hat.
Lenny Busker in „Legion“
War Plaza in „Parks & Rec“ sicherlich ein Highlight der Unterhaltung und das Salz in der Suppe, so hat sie mich durch ihre Rolle in „Legion“ erst richtig begeistern können. Die Figur der Lenny Busker lässt ihren „inneren Teufel“ so richtig raus und lässt den manischen Blick perfekt den Irrsinn verkörpern, zu dem sie imstande ist. Auch das kunstvoll angelegte Setting kommt Plaza zugute, die gekonnt zwischen Momenten ausufernden Chaos‘ und eleganter Kontrolle zu wechseln weiß. Ich schreib euch, die Dame hat das Zeug, total irre Bond-Bösewichtin zu werden!
Bestimmt noch viele mehr
Was hier in Sachen „richtiger“ Fernsehserien noch recht überschaubar anmutet, dürfte über die nächsten Jahrzehnte noch gewaltig ansteigen, würde ich mal zu prophezeien wagen. Zumindest, solange Aubrey Plaza dem Fernsehen treu bleibt und nicht komplett zum Film abwandert. Fest steht, dass sie sich einen Namen im Business gemacht hat und als Charakterdarstellerin mit mittlerweile doch ganz sehenswerten Referenzen sicher sein kann, attraktive Rollen angeboten zu bekommen. Ich freue mich bereits darauf, sie darin zu sehen zu bekommen.
Aubrey Plaza Steckbrief
Geboren: 26. Juni 1984 in Wilmington, Delaware
Filmografie: IMDb-Seite
Social Media: Instagram | Twitter
Deutsche Synchronstimmen: Anne Helm („Parks & Recreation“), Kaya Marie Möller („Legion“) und mehr
Awards (Auszug):
Bilder: NBC, FX
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