Ach ja, das liebe Sommerloch… Nachdem ja in letzter Zeit jetzt nicht wirklich viele neue Serien gestartet haben, die mich wirklich interessiert oder lange genug gefesselt hätten, um für die nächste Zeit gut versorgt zu sein, habe ich mich dann doch mal dazu bemüßigt gefühlt, die doch etwas alte Sat1-Serie „Der letzte Bulle“ anzufangen, deren fünf Staffeln momentan auf Sky Ticket verfügbar sind. Da ich ja seit Jahren kein Free-TV mehr schaue, muss ich tatsächlich eingestehen, dass diese Serie total an mir vorbei gegangen ist. Zwischendurch haben natürlich Freunde oder Kollegen ab und an darüber geredet, aber irgendwie war mein Interesse dann doch nicht so da. Allerdings wurde ich eines Besseren belehrt und muss sagen, dass mir die Serie richtig gut gefällt. Vor allem der Hauptdarsteller Henning Baum, der den „letzten Bullen“ Mick Brisgau so nonchalant und authentisch darstellt. Nicht zuletzt deshalb, weil es tatsächlich die eine oder andere Parallele zu meinem „echten“ Berufsleben gibt. Doch dies hier soll ja nicht in einen Serientipp ausarten, der kommt dann noch zu einem anderen Zeitpunkt.
Vielmehr habe ich mich gefragt, was denn dieser Henning Baum für ein Typ ist, und in welchen Rollen man ihn außerdem noch zu Gesicht bekommen hat. Das sind gar nicht mal so wenige. Seine Wikipedia Seite führt fast 40 Auftritte in TV-Serien und noch mehr Rollen in (TV-) Filmen auf. Ich möchte jetzt nicht alle kleinen Nebenrollen aufzählen, das würde dann doch den Rahmen sprengen. Sagen wir mal so: seine Rolle in GZSZ steht zwar in der Filmographie, aber wen genau er genau dargestellt hat, konnte ich auf die Schnelle auch nicht herausfinden (UPDATE: Danke an Aannjs Mail mit der Information, dass Baum in Folge 715 einen Anwalt im Referendariat gespielt hat). Also konzentrieren wir uns doch lieber auf seine größeren Rollen.
Sinan Toprak – der Unbestechliche
Nach einigen Auftritten in unterschiedlichen Serien und TV-Filmen bekam Baum in „Sinan Toprak – der Unbestechliche“ eine der führenden Rollen. In der RTL-Serie verkörperte er sowohl im Pilotfilm 1999 als auch in den darauffolgenden beiden Staffeln den Assistenten Michael Holldau des türkischstämmigen Kommissars Sinan Toprak. Gemeinsam ermittelten sie vornehmlich in der Münchener High Society, vor allem im teuren Vorort Grünwald. Auch wenn die Serie nach nur zwei Staffeln wieder eingestampft wurde, scheint sich doch schon abzuzeichnen, in welche Richtung Baum in Zukunft besetzt werden sollte. Er verkörpert schon rein äußerlich das, was wohl einen Polizisten ausmacht.
Mit Herz und Handschellen zum Deutschen Fernsehpreis
Auch in seiner nächsten größeren Rolle blieb Baum dem Krimi-Genre treu: in der Sat1-Serie „Mit Herz und Handschellen“ avancierte er an der Seite seiner Kollegin Elena Uhlig als schwuler Kriminalkommissar Leo Kraft bald zum Publikumsliebling. Wunderbar hier, dass eben nicht das typische Klischee bedient wurde, dass schwule Männer verweichlicht seien und sich nur für Mode interessieren. Die Sprüche, die Leo hier an den Tag legt, sind zwar nicht ganz so machomäßig wie bei „Der letzte Bulle“, aber eine gewisse Ähnlichkeit zu seiner späteren Paraderolle lässt sich schon erkennen. Auch, dass er wohl ein Fan von Oldtimern ist. So darf Baum hier einen 1973er Porsche 911 S Targa fahren – nicht unbedingt das typische Polizeiauto. Aber so soll es ja auch schließlich nicht sein. Vielmehr wird hiermit doch unterstrichen, dass Leo sowohl ein Genießer, der das besondere liebt, aber eben auch ein Sonnyboy aus dem Bilderbuche ist. Und diese Rolle nimmt man ihm unentwegt ab – sogar so weit, dass er dafür 2004 mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller in einer Fernsehserie“ ausgezeichnet wurde.
Auf zum Film – wenn auch im TV
So gut die Rolle des Cops auch zu ihm passt – irgendwann musste dann wohl eine Veränderung her. Dies gelang Baum dann bei seinem Haus- und Hofsender Sat1, wo er an der Seite vom „deutschen Bruce Willis“ Heino Ferch und Ulrich Tukur im Zweiteiler „Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei“ den US-Piloten Harry Keynes verkörpern durfte. Natürlich war Baum auch hier wieder als Held zu sehen – wenn auch sehr tragisch, da seine Figur bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt. Dennoch war dies der Auftakt für eine Reihe von Rollen in der seichten TV-Unterhaltung in romantischen Liebeskomödien wie „Moppel-Ich“, „Küsse, Schüsse, Rindsrouladen“ oder „Sexstreik!“, um nur ein paar zu nennen, bevor ihm dann im Jahr 2010 in die Paraderolle, als eben „der letzte Bulle“ auf den Leib geschneidert wurde.
Es geht auch ernst
Bislang stellte sich Henning Baum eigentlich eher als typischer deutscher Serienschauspieler dar, der auch durch seine lässige Art für gute, seichte Unterhaltung sorgte und durch sein athletisches und kerniges Erscheinungsbild natürlich für Heldenrollen, Herzensbrecher oder eben „echte Kriminaler“ prädestiniert scheint. So taucht er immer wieder in unterschiedlichen TV-Produktionen wie „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ auf. Der Spruch „ein Mann wie ein Baum“ scheint wie für ihn gemacht. Glücklicherweise wollte sich unser Henning aber eben nicht allein darauf beschränken, sondern verließ das Seriengenre immer wieder für auch durchaus anspruchsvollere Rollen. So spielte er im Jahr 2014 im TV-Film „Die Spiegel-Affäre“ Oberst und Mitglied im Führungsstab des Heeres Alfred Martin, der brisante Informationen an den Spiegel weitergab – heute würde man wohl Whistleblower dazu sagen.
Das Kind im Manne
Dass Henning Baum nicht nur Held und Kraftprotz kann, zeigt er in letzter Zeit vermehrt im Kino – dem TV-Bildschirm scheint er momentan den Rücken zugewandt zu haben. So spielte er in zwei Verfilmungen der Jugendromane „Burg Schreckenstein“ den Schulleiter Rex und in den beiden Realverfilmungen von Jim Knopf, von denen die zweite („Jim Knopf und die wilde 13“) Ende dieses Jahres starten soll, Jims Kumpel Lukas, den Lokomotivführer. Auch in der Neuproduktion von Catweazle wird er ab Weihnachten im Kino zu sehen sein, wo er an der Seite von Otto Waalkes, der den Catweazle mimt, und Katja Riemann in die Rolle des Robert Lenz schlüpft.
Wir sehen also, Henning Baum ist eben nicht nur „der letzte Bulle“ bzw. der Cop per se. Man darf gespannt sein, welche Rollen die Zukunft noch für ihn bereithält. Wobei, nochmal die „coole Sau“ Mick Brisgau zu geben, wäre jetzt auch nicht die schlechteste aller Alternativen…
Steckbrief: Henning Baum
Geboren: 20.09.1972 in Essen
Soziale Medien: Instagram
Filmografie: IMDb-Seite
Bilder: Henning-Baum, RTL, SAT1, Warner
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