Erst kürzlich habe ich Logan Marshall-Green wieder entdeckt. Endlich habe ich es geschafft, in die großartige, aber unglaublich bedrückende Serie „When They See Us“ reinzuschauen, als Logan ins Bild schritt und ich wusste: Beim nächsten „In weiteren Rollen“-Beitrag bist du dran! Das klingt zwar wie eine Drohung, soll es aber gar nicht sein, sondern eher eine kleine Ehrung dieses Schauspielers, den ich noch aus guten alten „The O.C.“-Zeiten kenne. Okay, um ehrlich zu sein, wollte ich eigentlich zuerst einen der wunderbaren Jungschauspieler nehmen, die die Hauptrollen in „When They See Us“ übernommen haben, denn sie haben alle so eine tolle Leistung geliefert, die jede:r sehen sollte – insbesondere, weil die Serie so wichtig ist. Ich hoffe, dass wir vor allem von Darsteller Jharrel Jerome noch einiges hören werden. Doch die Herausforderung bei Jungschauspielern ist ja in den meisten Fällen, dass ihre Filmographie erst noch sehr begrenzt ist. Logan Marshall-Green hat da schon ein paar mehr Jahre – und ein paar mehr Serien – auf dem Buckel.
Wenn wir über Logan Marshall-Green sprechen, müssen wir zunächst einmal klar stellen, dass er NICHT Tom Hardy ist. Klingt komisch, ist aber gar nicht so abwegig, denn wenn man die Bilder der beiden Männer nebeneinander hält, besteht da schon eine ganz gewaltige Ähnlichkeit. Nicht ohne Grund sagen einige, dass es sich bei den beiden um Doppelgänger handelt. Probiert es einfach mal aus: Gebt beide Namen in die Suchmaschine eures Vertrauens ein und: bäm! Dabei hat Marshall-Green sogar wirklich einen Zwillingsbruder. Nur eben nicht Tom Hardy. Wäre das also geklärt.
24 – 29 – 2005
Seine ersten Schauspielauftritte hat Marshall-Green beim Theater. Naheliegend, denn seine beiden Elternteile unterrichten Theater. Doch seinen ersten Serienauftritt hat Marshall-Green 2003 in „Law & Order: Special Victims Unit“, bevor er 2005 mit 29 Jahren eine wiederkehrende Rolle in der vierten Staffel der Action-Serie „24: Twenty Four“ einnimmt. Darin spielt er Richard Heller, den Sohn des Verteidigungsministers der USA, der seinen Vater jedoch nicht bei seiner Kriegsführung unterstützt. Diese Rolle nimmt er in sechs Folgen ein und dann geht’s auch schon weiter ans nächste Set.
Here he comes
Das erste Mal gesehen habe ich Logan Marshall-Green damals vermutlich in „The O.C.“, einer meiner liebsten Serien als Teenagerin. Darin spielt er in der zweiten Staffel den älteren Bruder des Hauptdarstellers Ryan und tritt 2005 immerhin in neun Folgen auf. Trey Atwood wird aus dem Gefängnis entlassen und zieht zu seinem Bruder Ryan und den Cohens. Nachbarin Marissa versucht Trey zu helfen, dort neu Fuß zu fassen, was allerdings nicht so einfach ist, da er mit seiner kriminellen Vergangenheit keinen Job findet und sich den Drogen zuwendet. Wie es sich für „O.C. California“ gehört wird es dann alles ganz schnell ganz dramatisch.
Ein Reisender durch das dunkle Blau
Nach seinen kleineren und größeren Nebenrollen folgt 2007 eine Hauptrolle für Logan Marshall-Green in der ABC-Serie „Traveler“. Als Tyler Fog ist er hier an der Seite von Matt Bomer alias Jay Burchell zu sehen, als die beiden nach einem Bombenanschlag auf ein Museum vom FBI verdächtigt und verfolgt werden. Leider wurde die Serie nach nur acht Episoden wieder eingestellt – trotz der namhaften Besetzung, denn neben den Hauptdarstellern Marshall-Green und Bomer waren bei der Serie auch Viola Davis, Steven Culp und William Sadler beteiligt. Ich hatte bislang nichts davon gehört.
2009 aber knackt Marshall-Green die einstellige Folgenbeteiligung und ist in beiden Staffeln und allen 20 Episoden des Action-Crime-Dramas „Dark Blue“ zu sehen. Darin gehört er als angstloser Schütze Dean Bendis zu einem Undercover Team, das Bendis Loyalität das ein oder andere Mal infrage stellt.
Desillusionierung
In den folgenden Jahren konzentriert Marshall-Green sich auf seine Filmkarriere und ist unter anderem 2012 in „Prometheus – Dunkle Zeichen“ zu sehen, was ihm den Durchbruch beschert. Erst 2016 kehrt er zur Serie zurück und nimmt die Hauptrolle in „Quarry“ (dt. Titel „Deckname Quarry“) ein. Die erste Folge des Thriller-Dramas haben wir damals als Team zusammen beim Seriencamp in München gesehen und ich erinnere mich daran, dass mich die Schönheit, aber auch Schwere der Bilder noch länger beschäftigt hat. Marshall-Green spielt den Vietnamkriegsveteran Quarry, der 1972 völlig desillusioniert nach Memphis zurückkehrt. Doch dort trifft er nur auf Ablehnung der Bürger:innen, die ihn beschuldigen, ein Kriegsverbrechen begangen zu haben. Ein kriminelles Netzwerk tritt mit ihm und seinem Freund in Kontakt, um Aufträge für gutes Geld auszuführen. Und von da an geht die Spirale weiter abwärts. Leider gibt es auch von „Quarry“ nur eine Staffel.
Verdammnis
Doch die nächste Hauptrolle lässt nicht lange auf sich warten. 2017 und 2018 ist Logan Marshall-Green Protagonist Creeley Turner im Western-Drama „Damnation“. In der epischen Saga spielt er einen Streikbrecher in den 1930er Jahren, der den Aufstand gegen den Status Quo verhindern soll, der von dem vermeintlich Geistlichen Seth Davenport (Killian Scott) geplant wird. Es entsteht ein Kampf zwischen Arm und Reich, zwischen den Unterdrückten und den Gierigen. Doch irgendwie soll es auch hier wieder nicht so ganz sein: „Damnation“ wird nach einer Staffel schon wieder abgesetzt.
Schattenspiel
2019 folgt für Logan Marshall-Green der bereits erwähnte Gastauftritt in dem Biographie-Drama „When They See Us“. In der finalen der vier Folgen tritt er dort als Gefängniswärter auf. Eine ganz große Empfehlung für diese Serie: Sie ist von vorne bis hinten super besetzt und geht absolut unter die Haut.
Das neueste Serienwerk mit Marshall-Green ist 2020 erschienen. In „Im Schatten der Mörder – Shadowplay“ befinden wir uns in Berlin im Sommer 1946. Die Nachkriegsjahre sind chaotisch, die Stadt ist ein nahezu rechtsfreier Raum. Der New Yorker Polizist Max McLaughlin (Taylor Kitsch) kommt nach Berlin, um in der amerikanischen Besatzungszone beim Aufbau einer Polizei zu helfen. Das ist zwar schon Aufgabe genug, aber gleichzeitig versucht er seinen vermissten Bruder Moritz zu finden, der es auf die geflohenen und versteckten Nazis abgesehen hat. Marshall-Green spielt dabei Moritz McLaughlin, einen traumatisierten Soldaten, der auf Grundlage der Max und Moritz-Geschichten Rache an den Nazis nehmen will. „Shadowplay“ ist eine deutsch-kanadische Fernsehserie von Björn Stein und Måns Mårlind und Marshall-Green spielt hier unter anderem an der Seite von Nina Hoss und Sebastian Koch. Bisher gibt es eine Staffel der Serie, die acht Episoden umfasst.
Mal sehen, wie es weitergeht mit Logan Marshall-Green. Ich freue mich jedenfalls darauf, ihn noch in vielen weiteren Filmen und Serien zu entdecken.
Steckbrief: Logan Marshall-Green
Geboren: 1. November 1976 in Charleston, South Carolina (USA)
Filmografie: IMDb-Seite
Social Media: Instagram
Bilder: USA Network | Cinemax | TNT | FOX | ZDF
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