Als ältestes Redaktionsmitglied habe ich mir heute einmal vorgenommen, einen der wohl ältesten noch aktiven und gefragten Schauspieler in unsere Reihe aufzunehmen: William Shatner. Man sieht’s ihm definitiv nicht an, aber er ist doch tatsächlich im März 90 Jahre alt geworden. Aber: Kein Grund für ihn, sich irgendwie zur Ruhe zu setzen: Immer wieder taucht sein Name bei Projekten auf, außerdem twittert er munter zu allen möglichen Themen und ist sich auch für muntere Kontroversen mit Fans auf twitter nicht zu schade. Legendär sind die Twitter-Spitzen, die er mit Luke Skywalker-Darsteller Mark Hamill austauscht – ich hatte in meinem „In weiteren Rollen“-Beitrag zum „Star Wars“-Darsteller bereits darauf hingewiesen. Ansonsten kennen ihn Serienfans natürlich als Captain Kirk von der U.S.S. Enterprise, als Police Officer T.J. Hooker oder als genialer Anwalt Denny Crane in „Boston Legal“. Insgesamt hat der – Achtung – Kanadier (genau, geboren in Notre-Dame-de-Grâce, Montreal, Quebec) in 64 Filmen und 111 Serien mitgespielt. Es gibt also kaum eine Chance, ihn nicht einmal irgendwo auf dem Bildschirm der der Mattscheibe gesehen zu haben. Schauen wir also einmal genauer darauf, wo wir ihn antreffen können im Serienumfeld.
Steckbrief: William Shatner
Geboren: 22. März 1931 in Notre-Dame-de-Grâce, Montreal, Quebec (Kanada)
Filmografie: IMDb-Seite
Social Media: Twitter
Star Trek – The Original Series
Klar, wer William Shatner hört, denkt direkt an Captain Kirk. Das Star Trek-Universum hat Shatner geprägt, und umgekehrt hat der Charakter des James T. Kirk das Star Trek-Universum geprägt. 1966 flimmerte die erste Folge über die Bildschirme, bis 1969 wurden 79 Folgen produziert. Die Serie machte Science Fiction salonfähig, viele Nachahmer folgten. Trotzdem wurde Star Trek nach 3 Staffeln abgesetzt. Kirk war damit allerdings noch nicht tot: Fans hielten Gene Roddenberrys Idee am Leben, die so genannten Star Trek Conventions wurden Kult. Shatner ließ sich dort häufiger sehen, und irgendwann entdeckte Paramount, dass sich mit Star Trek doch noch Geld verdienen lässt. „Star Trek: Phase II“ war in Planung, doch nachdem der erste Star Wars-Film ein Riesenerfolg wurde, entschloss man sich, auch die Enterprise auf die Leinwand zu bringen – mit Kirk an der Spitze. In sieben Filmen von 1979 bis 1994 spielte er die Hauptrolle, bei Film Nr. 5 wurde er sogar als Regisseur und Autor verpflichtet. Auch an vielen anderen Stellen ließ Shatner Kirk aufleben: In der Star Trek-Animationsserie zum Beispiel als Sprecher, oder auch bei Sketchen oder Romane zu Star Trek, bei denen einige ebenfalls aus seiner Feder stammen. Außerdem ist seine Stimme immer wieder zu hören, in diversen Star Trek-Videogames zum Beispiel, die zwischen 1992 und 2006 erschienen. Und ja, auch in den anderen Star Trek-Serien ist Kirks-Stimme immer wieder mal zu hören, in „Star Trek: Enterpreise“ zum Beispiel in der Folge „These are the voyages…“, oder in „Star Trek: Deep Space Nine“, wo Archivmaterial als der Original-Serie der Folge „Trials and Tribble-ations“ genutzt wird, on der zuletzt vor 2 Jahren in den „Star Trek: Short Stories“, als seine Stimme in „Eraphim and Dot“ zu hören war. Übrigens: Shatner gibt an, bis auf den selbstinszenierten Film keine Star Trek-Folgen jemals angesehen zu haben.
T. J. Hooker
Nach Star Trek war es für William Shatner zunächst nicht so leicht, neue Rollen zu finden. Er schien zu festgelegt auf die Figur des Star Trek Captains. Doch nach einigen mittel-erfolgreichen Kinofilmen (darunter eine geniale Performance in Airplane II als Buck Murdock, wo rein zufällig auch die Enterprise kurz zu sehen ist) Fernsehfilmen und Gastrollen wurde ihm mit T. J. Hooker eine neue Hauptrolle in einer Serie angeboten. Er spielte einen Police Officer, der je Folge bestimmte Fälle mit seinem Team zu lösen hatte. Die Pilotfolge trug noch den Titel „The Protectors“, dann entschied man sich jedoch, sich auf Shatners Rolle zu fokussieren und die Serie nach seiner Rolle zu benennen. Von 1982 bis 1985 produzierte ABC, danach übernahm CBS und führte die Serie zu Ende. 91 Folgen wurden insgesamt produziert, also sogar einige mehr als bei Star Trek. Die Verbundenheit zum Polizeithema blieb bei einem Dokutainment namens „Rescue 911“ erhalten. Shatner präsentierte das Format in 186 Folgen und 2 Specials.
Boston Legal
2004 holte David E. Kelley – etwas überraschend – William Shatner in eine seiner Anwaltsserien, „The Practice“. Obwohl er nur in der letzten Staffel auftauchte, und auch nur für 5 Episoden, war der Erfolg riesig. Der mittlerweile 73-Jährige Shatner spielte einen völlig verkorksten Rechtsanwalt, der eine Anwaltskanzlei leitet und sich von nichts und niemandem etwas vorschreiben lässt. Dass er ständig in Fettnäpfchen tritt und von seinen eigenen Anwälten desöfteren vor Gericht vertreten werden muss, störte ihn gar nicht, im Gegenteil: Auch daraus machte er stets eine Denny Crane-Show.
William Shatner hatte sichtlich Spaß an der Rolle, und auch das Publikum war begeistert. David E. Kelley nahm den Charakter mit in seine neue Anwaltsserie „Boston Legal“ und gab Shatner die Hauptrolle, gemeinsam mit James Spader, mit dem er ein kongeniales Anwaltspaar bildete. 101 Episoden wurden uns mit Denny Crane geschenkt, bis zum Ende der Serie 2008 blieb Shatner als Hauptdarsteller an Bord. Shatner ließ hier gelegentlich Referenzen an sein bisheriges Schaffen einfließen. So sagte er einmal vor dem Gerichtssaal, um sich aus einer unangenehmen Situation zu befreien: „Ich war einmal der Kapitän eines großen Raumschiffs!“
Shatner erhielt für die Rolle einen Golden Globe und einen Emmy in 2005, außerdem wurde er 2006, 2007, 2008 und 2009 erneut nominiert. Nach seiner Auszeichnung ist Shatner einer der ganz wenigen Darsteller, die für ein und dieselbe Rolle in zwei Serien jeweils einen Emmy bekam. Sein Partner James Spader übrigens auch.
2008 war leider Schluss mit der Serie. Sie war wirklich ein großer Spaß und ich habe jede Folge genossen. Shatner hat hier nochmal eine ganz andere Facette gezeigt, und ich glaube, keine andere Rolle war näher an ihm als Person als die des Denny Crane. Aus Produktionskreisen gab es auch Statements wie „Wir zeigen William Shatner, wie er Denny Crane spielt, der eigentlich William Shatner imitiert.“ Darin steckte wohl viel Wahrheit.
Und sonst…
Hinweisen kann man noch auf die Science-Fiction-Serie „Tek War“, in der William Shatner zwar nicht mitspielt, die aber auf seinen Ideen für eine Romanreihe beruhen, die zwar unter seinem Namen erschienen sind, aber von einem Ghostwriter stammen. Aktuell schaue ich gerne in sein Format „I don’t understand“ an, bei dem er sich mit den „wichtigsten Fragen des Lebens“ beschäftigt – ganz witzig, hier zu finden.
Auch sonst kam es schonmal vor, dass er sich das eine oder andere Mal selbst ins Rampenlicht gestellt hat, ganz zurückhaltend natürlich, wie wir ihn kennen, so zum Beispiel in „Aftermath with William Shatner“ oder „The Shatner Project“ oder „How William Shatner changed the world“. Oder er spielt sich selbst in Serien und durchbricht so in gewisser Weise die vierte Wand, wie 1996 in „The Fresh Prince of Bel-Air“, 2002 in „Futurama“ (Folge „Where no fan has gone before“), 2003 in „Space Ghost Coast to Coast“ oder zuletzt 2019 im Finale „The D&D Vortex“ der Comedy-Serie „The Big Bang Theory“. Ohne ihn ging’s da natürlich auch nicht.
PS: Diese Übersicht ist natürlich nur ein Zwischenbericht – kaum vorstellbar, dass da nicht noch einiges nachkommt in den nächsten Jahren. William Shatner ist ja wie gesagt erst 90 Jahre alt.
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