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Meinung und Umfrage zu S07E01

Ist The Walking Dead zu weit gegangen?

30. Oktober 2016, 14:50 Uhr

Vorweg: Wer noch nicht den Auftakt der siebten Staffel gesehen hat, sollte sich diesen Artikel noch nicht durchlesen.

twd_zu_weit

Fünf von fünf Kronen haben wir für die erste Folge der neuen Staffel The Walking Dead gegeben. Warum? Ganz einfach, denn wieder einmal hat es die Serie geschafft, nicht nur einen großartigen Cliffhanger mit dem Ende der sechsten Staffel zu inszenieren (siehe hier), sondern auch die Kunst bewiesen, diesen unfassbar gut aufzulösen und den Zuschauer auf einen emotionalen Höllenritt zu schicken.

Trotzdem tue ich mich mit der Episode nach wie vor schwer. Die schauspielerische Leistung, die Wendungen und die Ungewissheit nach der Folge sind unbestritten auf absolut höchstem Niveau, wenn da nicht die gezeigte Brutalität wäre.

Jetzt könnte man meinen, dass Brutalität bei The Walking Dead schon immer grenzwertig war und wenn man diese nicht aushält, sollte man eben nicht diese Serie schauen. Schließlich gibt es keine Folge, in der wir nicht mindestens fünf Walkers und mindestens ein Mensch sterben – und diese Zahlen können in speziellen Folgen auch zwei- oder sogar dreistellig sein. Zusätzlich wird nicht mit Details gespart: Da werden Kehlen durgeschnitten, Köpfe in zwei Teile geschlagen, Menschen wird von Zombies das Fleisch abgezogen, sie werden bei lebendigem Leib verbrannt und so weiter. Interessanterweise ist bei The Walking Dead der klassische Filmtod, ein gezielter Schuss durch eine Waffe, fast schon eine Seltenheit.

Trotzdem habe ich ein Problem mit „The Walking Dead S07E01 – The Day Will Come When You Won’t Be”. In der Folge sehen wir, wie zwei Charaktere – und darunter ein ganz großer Publikumsliebling –  sterben. Der neue Bösewicht namens Negan, hervorragend von Jeffrey Dean Morgan gespielt, tötet zunächst Abraham und später noch Glenn. Dabei benutzt er einen Baseballschläger, der mit Stacheldraht umwickelt ist. Statt nach dem Schlag einen Schnitt zu setzen und nur noch die Leiche zu zeigen, muss der Zuschauer das Martyrium komplett miterleben. Besonders bei Glenn ist das extrem. Nach dem ersten Schlag sieht man das Auge halb herausstehend, dazu klafft eine Spalte im Kopf. Dazu sehen wir, wie Lucille auf einen roten blutigen Haufen einschlägt, der einmal der Kopf gewesen ist, und sehen auch noch in Großaufnahme die Überreste des Gemetzels. Klar wirkt die Popularität von Glenn als Katalysator, der Liebling wird dermaßen brutal hingerichtet, dass man vor dem Fernseher am liebsten in die Handlung eingreifen würde – oder sich vor Angst und Schockstarre abwenden möchte.

Das Horror-Makeup

Doch ich behaupte, gerade weil Glenn schon von Anfang an dabei gewesen ist, hätte der Tod auch ohne diese extremen Details seine volle Wirkung entfaltet. Ich zumindest wäre nicht minder traurig gewesen, wenn er einfach nur eine Klippe hinunter geschupst worden wäre oder nach einem Schuss langsam die Augen verschlossen hätte. Da hilft es auch wenig, dass von den Schauspielern Steven Yeun und Michael Cudlitz besänftigende Videos im Anschluss an die Folge veröffentlicht wurden.

Steven Yeun und Michael Cudlitz danken den Fans

Ungelogen habe ich so viel Brutalität noch nie in einer Serie gesehen, nicht einmal an einen Film könnte ich mich zurückerinnern, in dem alles so explizit dargestellt wird. Warum muss The Walking Dead so weit gehen? Und was bedeutet das für die kommenden Folgen? Typischerweise sehen wir in den Serien eine Steigerung; man denke an Game of Thrones oder House of Cards, ein Höhepunkt muss den vorangegangenen übertreffen. Ich mag gar nicht an eine Steigerung der benannten Szenen in The Walking Dead denken. Sehen wir am Ende etwa, wie Rick Lucille eine ganze Staffel lang foltert und jedes einzelne Körperteil abtrennt? Ich kann nur hoffen, dass die Szenen nur ein Ausrutscher waren. Eine Dramaserie zeichnet sich durch Dramatik aus und nicht durch Blut. Gewalt darf und muss für eine Geschichte eingesetzt werden, doch hier scheinen mir die Macher über das Ziel hinausgeschossen zu sein.

Aber das ist nur meine Meinung, was sagt ihr: Ist die Serie eindeutig zu weit gegangen, war die Brutalität sogar ein Muss für diese tolle Episode, versteht ihr die Aufregung überhaupt nicht und meint, es war eine Folge wie alle anderen auch? Jetzt habt ihr die Gelegenheit abzustimmen.

Ist The Walking Dead mit S07E01 zu weit gegangen?

ABSTIMMUNG VORBEI! Hier die Ergebnisse:

(564 Stimmen)
Die Folge ist viel zu weit gegangen 361
Grenzwertig, aber es war notwendig 53
Das ist eben The Walking Dead 129
Das war doch harmlos 21
Beitrag von:
Sonntag, 30. Oktober 2016, 14:50 Uhr
The Walking Dead
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13 Kommentare

  • Uli

    Mir ist die Gewalt schon lange zu viel und ich schalte seit Anfang der sechsten Staffel auch nicht mehr ein, die Beschreibungen genügen mir da. Ich frage mich auch was die nächste Steigerung sein soll, nachdem die Serie ja inzwischen bis zum Sankt Nimmerleinstag verlängert wurde.

    • Jonas
      Jonas

      Konsequenter Schritt, ob ich soweit gehe weiß ich noch nicht, denn noch überwiegt die Neugier. Andererseits muss/will/kann ich so etwas wie in S07E01 nicht noch einmal sehen…. vielleicht muss man einfach auf die geschnittene Free-TV Version warten.

  • Christoph

    Hm, für mich persönlich sehe ich da kein Problem. Auch, weil ich selbst keinen Unterschied sehe, ob nun bei einem Zombie das Hirn rausspritzt oder bei einer Hauptfigur. Die Brutalität bzw. Deutlichkeit ist da bei beiden ja identisch.
    Viel krasser un bei Weitem schockierender fand ich die Folge, in der das Mädchen, das seine Schwester umgebracht hat, um zu zeigen, dass Zombies nett sind, erschossen wurde. Das hat mich total fertig gemacht, die Szene mit Glenn eigentlich nicht (vielleicht auch, weil man seinen Tod nach den Gerüchten erwartet hatte).

  • Ich verstehe den „Aufschrei“ ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ja, das war gewalttätig und ob so etwas allgemein im Fernsehen zu sehen sein sollte, ist eine ganz andere Frage. Aber TWD ist eben kein Mainstream-Drama für die ganze Familie, das ist eben überzogene Graphic Novel-Gewalt. Dass die dann möglichst bildlich ins TV transferiert wird, muss man da eigentlich sogar respektieren (und sich eher wundern, wieso das von zweistelligen Millionengruppen gesehen wird). Die Glenn-Szene (Auge) habe ich sehr hart gefeiert, weil es eben eine recht deutliche Kopie der Comic-Vorlage ist.
    Und klar, das Format muss(te) sich (in Vorlage wie Serie) stets toppen um zu schocken und mit Negan wurde eben ein extremer Charakter eingeführt, der zu extremen Mitteln greift. Wie Christoph aber schon schrieb, gibt es da moralisch deutlich schlimmere Szenen (in TWD und woanders in der Serienwelt), die mich viel schrecklicher berühren.
    Lange Rede: Fand es absolut akzeptabel, der Gore-Gehalt ist schlicht Geschmackssache (aber gehört eben zum Genre / Format). Zombie-Apokalypse ohne Gewalt ist wie Zuckerwatte ohne Zucker.

  • Jonas
    Jonas

    @Christoph & @Maik: Ich meine ja auch explizit die Gewaltdarstellung und moralische Aspekte. Warum muss man Negan zeigen, der eine gefühlte Minute auf einen roten Matschball aka Kopf einschlägt, jeder Zuschauer hätte es auch ohne diese Darstellung verstanden und wäre trotzdem schockiert gewesen: Ich glaube, dass die meisten der Millionen Zuschauer die Serie wegen den Charakteren und der Story schauen und eben nicht wegen Schnipp-Schnapp-Kopf-ab.

    • Ich glaube, da liegst du recht falsch. Was kurios ist, da es denke ich zwei Haupt-Zielgruppen der TV-Sendung gibt – und beide bewegen sich in eine andere Richtung als die von dir dargestellte.
      Da sind zum einen die Comic-Leser, die die TV-Umsetzung anschauen wollen. Und da wurde eben über mehrere Panels gezeigt, wie eben jener Negan einschlägt und einschlägt und einschlägt. Wird das abgemildert, reden wir über „die wiche TV-Variante“, die nichts mehr mit dem Original zu tun hat…
      Und dann haben wir da die „Zombie Action-Jünger“. Die gehen mir tatsächlich auf den Sack (bzw. das Füttern derer). Man hatte in der Vergangenheit schon des Öfteren das Gefühl, dass die Serie recht offensichtliche Horden- und „Action“-Szene eingebaut hat (gerne auch gewaltvoller Natur), damit die zufrieden sind, die sich davor aufgeregt haben, dass in ihrer Zombie-Serie zu wenig Zombies sind. Da wird es eben schnell problematisch, dass Comics eine ganz andere Form von Action vermitteln, indem sie durch den grafischen und Einzelbild-behafteten Darstellungsstil eben sehr „Hau-drauf“ (sorry, pun intended) sind, im TV kann man das aber schlecht mal eben nebenbei zeigen.
      Und schon befinden wir uns in einem blutigen Gewalt-Dilemma, mit dem beide Gruppen vermutlich zufrieden gestellt wurden – und plötzlich zeigt sich eine dritte Gruppe: die normalen TV-Serienschauer, die TWD als Drama verstehen (was ich es eigentlich auch tue, daher mein Groll gegen so manche aufgezwungene Z-Action, aber ich mag eben die brachialen Elemente genauso, solange sie nicht stumpf sind – und das hier hat einen elementaren Zweck der Charakter-Einführung und -Inszenierung).

      Aber ja, es hätte ggf. ein Schlag weniger hier und ein Close-Up weniger dort sein können, ohne dass man die Wirkung komplett verliert. Aber ich glaube, das meinst du nicht… ;)

      • Daniel Zaidan

        Was niemand verstanden hat ist, dass die Original Zombie Filme von George A. Romero aus den 70ern und 80ern immer eine Art gewollten Comic Charakter hatten, was man an dem fast unecht aussehenden Blut feststellen kann… dazu immer sozialkritische Untertöne an die Gesellschaft sowie etwas Humor eines unglaublich talentierten und intelligenten Regisseurs…
        The Walking Dead ist hingegen nur eine Maximal Steigerung des Klischees was man (auch Dank der hirnlosen 70er und 80er Italo Zombiefilme) sowieso schon von diesem Genre hat. The Walking Dead ist nur mega deprimierend und auf extremen Ekel aus. Das einzig Gute sind die Schauspieler und die Masken von Greg Nicotero, der bei Romeros Day of the Dead 1985 unter Tom Savini das Handerk gelernt hat. TWD kommt aber genau wg. der o.g Punkte NIEMALS an die Originale heran, weil sie die Aussage und den ursprünglichen „Charme“ der Original Zombiefilme gar nicht begriffen haben oder eben die harte Variante bevorzugen… die ist für mich – als absoluten Romero Fan – aber too much.. Ironischerweise waren Romeros (geschnittene) Filme Jahrzehnte auf dem Index weil sie zu brutal waren… aber TWD wird im Fernsehen gezeigt..?? Unbegreiflich!!!

  • Christoph

    Ich stimme Maik in seiner Analyse der Zuschauergruppen zu. Außerdem habe ich mir grad das Video „Reaktionen auf den Staffelauftakt“ angesehen, und bin dadurch der Meinung, dass die Explizität nötig gewesen ist, um den Zusammenbruch von Rick verständlich zu machen. Schaut euch nur die Reaktionen an, als Rick Carl den Arm abschneiden sollte. Alle meinten „Tu es!“ Ohne die Brutalität von Negan (und desse Auswirkungen) so deutlich zu machen, hätte man als Zuschauer wahrscheinlich immer noch auf das Happy End gehofft, wie man es (auch bei TWD) meistens gewohnt ist. Aber genau diese Hoffnung zu nehmen, haben die Szenen mit Abraham und Daryl geschafft. Dadurch konnte man sich viel besser in Rick hineinversetzen und seine Hoffnungslosigkeit verstehen, da man sie selbst durchlebt hat.

  • N471v4

    Ich finde dass es zu gewalttätig wird, unter anderem weil Game of Thrones jetzt Trends gesetzt hat; ich bin zwar desensibilisiert von diversen Serien und Computerspielen was Gewalt angeht- jedoch schafften diese Titel es bis jetzt meist noch „wenig genug“ zu zeigen, dass es aushaltbar war. Es gibt viele Mittel die Gewalt zu entschärfen: In Comic Graphik kann es leichter verarbeitbar sein, zum Beispiel.
    Weiters, der Clou bei Zombie Filmen ist doch dass die Zombies schon per design menschenunähnlich wirken, sodass man nicht mehr so richtig emphatisch sein kann.
    Die Charaktere beim qualvollen Tod in S07E01 so lange und detailliert in Szene zu setzen, wird sicher so manchen Leuten gefallen. Den Leuten hauptsächlich, die „alles sehen können“ weil sie es nicht so ernst nehmen (ich traue mich nicht sagen un-emphatischen Leuten). Oder die das zumindest von sich behaupten. Ich wette viele verarbeiten dass dann in Träumen, und können sich nur oft nicht erinnern.
    Viel tiefer geht natürlich der Schmerz, weil man den Charakter als solches einfach lieb gewonnen hat. Man hat ihm möglicherweise Monate lang beim Leben zugesehen- wie kann es da anders sein?
    Aber nun die Kombination aus:
    1. Dem emotionalen Drama
    2. Dem hochrealistischen Setting (non-comic, full HD TVs everywhere, …)
    3. Der detaillierten, viel zu genau gezeigten, sowie viel zu lang gezeigten Gewalt
    Das ist einfach zu viel. Es gibt sicher Leute denen das taugt.. aber, nehmt mir das nicht böse, neben denen möchte ich nicht in der U-Bahn sitzen.
    Ich habe The Walking Dead bis S07E01 geschaut, und dort sogar viel weggeschaut. Mir reichts jetzt glaub ich.
    Und eins noch: ich habe als Teenager gelacht wenn im Computerspiel Unreal Tournament 2004 ein Gegner von der Lightning Gun getroffen mit brennendem Kopf irgendwo runtergefallen ist. Damals hätte ich gerne gehabt dass nicht-gamer verstehen, warum dass jetzt eigentlich nicht so schlimm ist. ;P

  • Annika

    Ich bin ein großer Walking Dead Fan und habe mir alle Staffeln auf DVD geholt, zuletzt Staffel 6. Klar ist die Serie an sich generell brutal aber den Serientod von Glenn fand ich arg übertrieben und die Macher sind damit weit übers Ziel hinausgeschossen! Ich hätte mir gewünscht das auch mal die Seuche an sich thematisiert wird, wie es dazu kam, gibt es ein Heilmittel etc .auch wenn es nach der Comicvorlage entstanden ist, für die Serie eher schädlich.. Ich fiebere immer mit den Charaktere mit und bin sehr enttäuscht von dieser extrem aggressiven Brutalität…Glenn war von Beginn an mit dabei und einer der beliebtesten Charaktere..Da hätte ich mir schon etwas mehr „Happy End“ gewünscht wie viele andere mit Sicherheit auch. Auch wenn man immer eine Steigerung erwartet das hätte wirklich nicht sein müssen…Die Serie war von Beginn an ein Meisterwerk und wenn die Steigerung nur noch in extremer Brutalität gipfelt dann geht der Schuss mach hinten los…Den Psycho-Anführer gabs ja auch schon mal…Habe auch in einer Vorschau nen Typen mit einem Tiger gesehen?? Sehr schade, aber am Ende kommt wohl nur noch Bullshit…

  • Remo

    Ich war bis jetzt auch ein großer Fan von „The Walking Dead“
    ABER:

    Diese perverse kranke Zurschaustellung von sadistischer Gewalt
    in Folge 1 Staffel 7 geht entschieden zu Weit. !!!

    Was haben sich die Autoren/Drehbuchschreiber nur dabei gedacht ?
    Ticken die nicht mehr Richtig ?

    Ein Psychopath löst den Anderen Ab. Ich hätte mir gewünscht das die
    Macher endlich mal darauf eingehen würden wie denn nun diese Seuche entstanden ist, bzw. was die Ursache ist. es gäbe da einige Möglichkeiten.
    Z.B. das Nanoroboter(Naniten) diese toten Körper wieder zum „Leben“ erweckt
    haben um für’s Militär als Waffe zu Dienen.

    Stattdessen reitet man auf das Thema „gute Gruppe gegen böse Gruppe“
    bis zum Nimmerleinstag herum. Das ist öde und einfallslos.

    Nein ich schaue mir diese Brutale Scheiße nicht mehr an.
    Und ich kann auch die Leute nicht verstehen die so eine Gewaltorgie
    auch noch sehen und in Ordnung finden können. Seit ihr so abgebrüht,
    Empathielos oder einfach nur krank im Kopf ?

  • Santa Barbardossa

    Danke Remo, du schreibst mir aus der Seele. Ich bin zufällig in TWD hineingeraten und nach einigem zufälligen zappen (hat mich wenig interesseiert) landete ich dann genau in der Szene mit dem Baseballschläger.

    Einfach nur zum Kotzen, absoluter Dreck, traurig, dass die Macher meinen so weit gehen zu müssen, nur um irgendwas wieder mal zu toppen.

    Kranke Welt, wenn man daran Spaß hat und immer und immer wieder Gewalt, Sadismus, Zynismus und massenweises Abschlachten zeigen muss. Das ist abartig.

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