Vor einigen Wochen bin ich auf Twitter auf die Empfehlung gestoßen, nach „Old Enough!“ auf Netflix zu suchen. Über das Schauen von „Stranger Things“ und Co. dürfte man diese Sendung wohl kaum über den Algorithmus empfohlen bekommen, geht es darum zwar auch um Kinder, die über sich hinauswachsen, jedoch auf deutlich kleinerem und süßerem Niveau.
In jeder Folge von „Old Enough!“ macht ein kleines Kind (in der Regel zwischen drei und sechs Jahren) erstmals etwas alleine. Zum Beispiel der kleine Einkauf im lokalen Supermarkt. Dabei wird das verkabelte Kind von einem auf sicherer Distanz bleibendem Kamerateam begleitet, so dass wir zum einen alles mitbekommen, vor allem aber die Sicherheit des Kindes gewährleistet ist. Was folgt sind zuckersüße Selbstdialoge und der ein oder andere Moment kindlicher Unsicherheit. Hier ein kurzes Beispiel:
Schön ist, dass viele der Folgen angenehm kurz und „snackbar“ sind, mit gerade mal sieben bis elf Minuten Laufzeit. Andere gehen hoch bis 20, es bleibt also auch insgesamt eher kurzweilig. Ich habe bislang erst eine Hand voll Episoden gesehen, fand diese aber trotz der Tatsache, dass man Untertitel lesen muss, recht amüsant und positiv, die perfekte harmlose Unterhaltung vor dem Zubettgehen. Wobei man auch sagen muss, dass die als 2013 in Japan erschienen deklarierte Sendung teilweise sogar Clips aus noch früheren Jahren (ich meine, 2009 gesehen zu haben) zeigt, so dass die Bild-Qualität und der Aufbau nicht ganz modern wirkt. Das tut dem eigentlichen Kleinkind-Abenteuer jedoch keinen Abbruch. Tatsächlich läuft das im Original „はじめてのおつかい“ („Hajimete no Otsukai“, was soviel heißt wie „Mein erster Botengang“) betitelte Format bereits seit 1991 auf Nippon Television in Japan und wurde entsprechend nur von Netflix im Jahr 2022 lizensiert und international distribuiert.
Als ich nach einem Trailer zur Sendung gesucht habe, habe ich mehrere Dinge gelernt. Erstens: Es gibt anscheinend auch neuere Adaptionen der Serie. Zweitens: Die Show ist zumindest in den USA wohl ein gigantischer Hit im Frühjahr gewesen (hier in Deutschland habe ich zunächst ohne wirkliche Suche in meiner persönlichen Bubble bis auf den Tweet so ziemlich nichts davon wahrnehmen können). Drittens: Gerade in den USA soll es wohl eine ziemliche Kontroverse um das Thema Erziehung gegeben haben. In diesem Nachrichtenbeitrag bekommt ihr neben dieser gesellschaftlichen Diskussion aber auch ein paar weitere Einblicke in das Format zu sehen:
„Japanese reality show ‚Old Enough‘ is the latest streaming sensation that follows toddlers running errands without their parents. NBC’s Joe Fryer reports for TODAY on the growing debate over the new Netflix hit.“
An sich kann ich verstehen, weshalb man denen könnte, dass kleine Kinder da nicht einfach alleine an Straßen entlang laufen sollen oder auch, dass sie psychisch überfordert sein könnten (nicht nur ob der Tatsache, auf sich allein gestellt zu sein, sondern auch bezüglich des ganzen Trubels um sie herum, mit dem Kamerateam und allem drum und dran. Aber zum einen scheint das oftmals in eher dörflichen Gegenden gedreht zu sein, das Kamerateam passt auf und vor allem sollte man den Eltern da entsprechend vertrauen, dass sie zum Beispiel wissen, dass das Kind problemlos dutzende Male diese Straße langgelaufen ist und das bestimmt alleine schafft. In unserer heutigen Zeit voller Helikopter-Eltern ist das vielleicht auch eine gewisse Art an Schocktherapie, die nicht schaden kann. Insgesamt sollte man „Old Enough!“ eher als harmlose Unterhaltung ansehen, finde ich (aber wie gesagt, ich habe noch nicht alle Folgen gesehen, wäre es zu schlimm oder gar bereits etwas passiert, hätte man das Format aber bestimmt gar nicht erst aufgenommen). Es gab wohl ein Kind, das in der Sendung mitgemacht hatte, erwachsen wurde, selbst ein Kind bekam und dieses dann auch an der Sendung teilnehmen ließ – kann also nicht so schlimm gewesen sein.
Hier der Direktlink zur Streamingseite, wo ihr aktuell insgesamt 20 Episoden von „Old Enough!“ auf Netflix streamen könnt.
Bild: Netflix
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