Die neuerliche Auflage des Stoffes rund um Dr.Jekyll und Mr.Hyde hat in seiner Premierenwoche mächtig Staub aufgewirbelt. ITV hatte die Pilotfolge der zehnteiligen Miniserie letzten Sonntag um 18.30 Uhr ausgestrahlt. Das war wohl vor allem vielen Eltern zu früh, es hagelte aufgrund der dargestellten Gewalt bereits über 500 Eingaben bei der entsprechenden Medienaufsichtsbehörde. Nun denkt ITV über eine Programmänderung bei der Miniserie nach, die ansonsten mit einer passablen Auftaktfolge überzeugen konnte.
Handlung
Die Folge beginnt mit einem kurzen Rückblick. Es ist 1885 und Hyde gerät zu dunkler Stunde in eine Auseinandersetzung mit seinem Gönner, Sir Danvers Carew – und ermordet ihn. Das es sich hierbei um Hyde und Carew handelt, wird man aber erst später erfahren.
Dann überbrücken wir 55 Jahre und befinden uns in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, wo der Enkel Robert Jekyll, ein junger Arzt, bei seiner Adoptivfamilie lebt und keine Ahnung von seiner Herkunft hat. Seine beiden singalesischen Eltern schon. Wir beobachten in der ersten Szene wie Robert ein junges Mädchen mit einem übermenschlichen Kraftakt rettet. Er hebt einfach mal so einen kleinen Transporter hoch, so dass das Mädchen hervorklettern kann, da dieser die Wand des kleinen Hospitals und das Mädchen unter sich begraben hat. Diese Stärke ist eine Nebenwirkung seiner geheimnisvollen „Krankheit“, für die er schon immer Pillen nehmen muss. Aber dieses Mal gelangt diese Wundertat in die Zeitungen.
Dies führt dazu, dass ein Rechtsanwalt auf ihn aufmerksam wird und ihn nach London einlädt. Er habe da nämlich ein Erbe zu übergeben. In London angekommen schlägt er das Erbe aber zunächst aus, da er mit der dunklen Geschichte (der obige Mord) nichts zu tun haben will.
Aber nicht nur der Anwalt hat so von Robert erfahren, auch zwei Organisationen sind nun auf ihn aufmerksam geworden. Die erste ist MIO, eine geheime Behörde chronologisch irgendwo hinter dem MI5 angesiedelt, welche sich um übernatürliche Straftäter kümmert und diese Monster bekämpft. Für sie ist Roberts Auftauchen ein Vorbote der steigenden Feindeinwirkung, die es zu bekämpfen gilt. So also auch Robert?
Der Gegenspieler von MIO ist eine unheilvolle Organisation mit einem großen Interesse an der Rekrutierung von Formwandlern wie Robert einer ist. Einer ihrer obersten Agenten, Captain Dance, besucht die singalesische Familie Roberts und bringt diese um. Dass sich Robert derzeit in London aufhält, hat Dance aber noch herausfinden können.
Robert, der bei seiner Ankunft erst eine junge Dame namens Lily kennenlernt, diese vor Kleinkriminellen rettet, küsst, von dieser eine Backpfeife bekommt um sie dann später richtig küssen zu dürfen, erfährt daraufhin vom Tode seiner Adoptivfamilie, was zum endgültigen Ausbruch von Hyde bei ihm führt. Erst randaliert er in seinem Hotelzimmer, dann in einer Bar.
Zufälligerweise handelt es sich beim Barkeeper, Garson, um eine Person, die mit einem Hyde umzugehen weiß: ein Kuss einer Frau holt ihn zurück. Das muss dann aber Bella übernehmen, eine Angestellte in der Bar. Sie können Robert so sein Leben retten da er seine Barrauferei mit einem Dolch im Rücken bezahlen musste. Dennoch, Hyde wurde zum ersten Mal in voller Pracht hervorgerufen und wird wohl kaum weiter unter Kontrolle zu halten sein, denn MIO hat sich der Pillen angenommen. Zufällig?
Fazit
Was soll man von einem Stoff erwarten, der schon derart häufig verfilmt wurde. Die letzte Version in einer TV Serie erfolgte durch die BBC mit James Nesbitt und sie war grandios! Die Darstellung des Hyde von Tom Bateman erinnerte mich auch sehr stark an Nesbitts Performance als Hyde. Die Jekyllls sind natürlich grundverschieden. Das liegt an der neuen Herangehensweise, da wir hier nicht den Original Dr.Jekyll haben sondern seinen Enkel. Nette Idee. Ob die Idee, daraus gleich eine Abenteuerserie mit übernatürlichen Elementen zu basteln, deren gegenüberstehende Organisationen auch in einen „Indiana Jones“ Film passen würden, muss man mal abwarten. Spaß gemacht hat der Ansatz auf alle Fälle.
Das liegt an der guten Geschwindigkeit der Handlungsabfolgen, der gelungenen Einführung der recht großen Besetzung von Charakteren und den beiden bisher zu Gesicht bekommenen gruseligen Kreaturen. Wir hätten da eine Art Hund mit menschlichen Kopf sowie den Handlangern von Captain Dance, die eher an gremlinartige Wookies mit Kapuze erinnerten. Nur kleiner. Und anders.
Die Pilotfolge breitet auch recht schnell eine altmodische Atmosphäre aus, die sehr angenehm hängen bleibt, unterstützt mit einem passenden Score, sehr melodramatisch alles. Allerdings vergisst die Pilotfolge nicht, hier und da ein wenig die Ernsthaftigkeit der Handlung zu verlassen und recht amüsant zu werden. Allerdings passend zur Atmosphäre. Ich denke da hauptsächlich an die Szenen mit dem Anwalt und seiner Gehilfin.
Was sehr erfreulich ist, dass neben einer passenden Performance von Bateman auch die zwei weiteren, potenziellen Antagonisten gut gecastet wurden und überzeugen können. Enzo Cilenti (Jonathan Strange & Mr. Norell) spielt hier einen wahrlich furchteinflößenden, sadistischen Captain Dance. Mit dem scheint nicht gut Kirschen essen.
Gleichwohl dominiert Bateman die Szenerie mit seinem sehr theatralischen Stil, ich fühlte mich mehrmals an eine Bühnenvorführung erinnert. Gefiel mir. Ausgesprochen gut.
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und wie hoch der Anteil des Übernatürlichen sein wird, neben Hyde natürlich. Ein Monster der Woche bräuchte ich jetzt nicht. Das Ende im Hinterhof der Bar empfand ich dann allerdings als zu abrupt und damit hatte ich nicht das Gefühl, dass die Folge rund war.
Die Folge ließ mich unvorbereitet zurück und allein mit dem Abspann. Das geht besser. Für Freunde von „Indiana Jones“ auf alle Fälle ein Blick wert, ob auch für Fans von „Supernatural“ wird sich noch entscheiden müssen, ich hoffe nicht.
Die 500 Eingaben kann ich übrigens nur bedingt nachvollziehen. Die Monster waren noch nicht wirklich eklig oder angsteinflößend, die Verwandlung von Jekyll zu Hyde war da schon unangenehmer anzuschauen. Aus Kinderaugen betrachtet. Ok, Robert hatte einen Dolch im Rücken, vielleicht war es dazu noch zu früh. Ich vermute auch mal, dass ITV auf 20 Uhr ausweichen wird.
Habt ihr euch gegruselt? Welche Meinung habt ihr zum Gruselfaktor vor 20 Uhr?
Fotos: itv
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